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La Réunion: Wandern in den Vulkankesseln von Mafate


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La Réunion: Wandern in den Vulkankesseln

srt, Oliver Gerhard

Aktualisiert am 30.10.2013Lesedauer: 4 Min.
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Die im Indischen Ozean gelegene Insel La Réunion ist eine Tochter des Feuers. Gewaltige Vulkankessel zeugen von ihrer dramatischen Entstehungsgeschichte. Die Höllenschlunde von Mafate gehören dabei zu den ursprünglichsten Relikten längst vergangener Zeiten. Nur zu Fuß oder per Helikopter erreichbar, zählt die mystische Landschaft zum Weltnaturerbe der UNESCO. Beim Wandern tauchen wir ein in eine jahrmillionenalte archaische Welt – sehen Sie die Insel La Réunion auch in unserer Foto-Show.

Tochter des Feuers

Ist das noch Fliegen oder schon der freie Fall? Kamikaze-artig stößt das Ultraleichtflugzeug in die Schlucht, tiefer und tiefer. Grüne Felswände sausen vorüber. Dann zieht der Pilot den Steuerknüppel wieder zu sich heran, im Turbo-Fahrstuhl geht es nach oben, über eine Felskante zischt die Maschine in den blauen Himmel. Während es im Magen kribbelt, deutet der Pilot lässig auf einen Wasserfall oder einen einsamen Weiler, der sich an die Felsen eines Vulkans klammert.

La Réunion, eine zu Frankreich gehörende Insel westlich von Mauritius, entstand vor Jahrmillionen aus dem Feuer. Aus der Luft bekommen wir eine Vorstellung von der Struktur des zerklüfteten Eilands im Indischen Ozean: in der Mitte der Piton des Neiges, mit 3069 Metern der höchste Berg, umgeben von drei gewaltigen grünen Vulkankesseln. Einer von ihnen, der Cirque de Mafate, ist nur per Helikopter oder wandernd per Pedes erreichbar.

Eine Kulisse wie im Fantasy-Film

Schon wenige Minuten nach unserem Aufbruch von dem kreolischen Dörfchen Hell-Bourg umfängt uns eine mystische Landschaft: Der Wind pfeift in den Nadeln der Kasuarinen, halbwilde Rinder grasen unter Tamarinden, die Baumstämme sind skurril verdreht. Meterhohe Bambusstauden und Baumfarne säumen den Weg, Tulpenbäume und mannshohe Fuchsien. Dichtes Wurzelgeflecht überzieht den Boden wie ein hölzernes Spinnennetz. Bald haben die Passatwolken, die vor einer halben Stunde noch hoch in den Bergen schwebten, alles eingehüllt.

Der Berg nimmt uns in Augenschein

Plötzlich ein Schrei von hinten: "Der Berg, der Berg!" Durch ein Loch in der Nebelwand blickt der Piton des Neiges, rot angestrahlt von der Sonne. Sekunden nur, dann zieht sich der Vorhang wieder zu. Wir erreichen La Nouvelle, mit 130 Einwohnern die größte Siedlung von Mafate. In der Berghütte von Madame Bègue wartet ein kreolisches Abendessen: Einmal Auflauf aus Chou-Chou, einer einheimischen Kohlart, und natürlich noch Cari, scharf gewürztes Fleisch mit Ingwer und Knoblauch, Linsen, Reis und scharfer Sauce. Die resolute Hüttenchefin ist am Wirbeln: Sie verkauft in ihrer Épicerie frisches Baguette, besorgt Decken fürs Matratzenlager und achtet darauf, dass jeder Wanderer ein Glas Rumpunsch als Aperitif bekommt.

Der Helikopter als Nabelschnur zur Zivilisation

Zwischendurch erzählt Madame Bègue vom Leben in dem abgeschiedenen Tal. "Strom, sanitäre Anlagen, Telefon, das gab es hier früher nicht", sagt sie. Immerhin haben inzwischen einige Bewohner Solarzellen, auch Mobilfunk wurde eingerichtet. Nun steht noch eine eigene Straße oben auf der Wunschliste. Ohne Aussicht auf Erfolg: 2007 erklärte die französische Regierung das Gebiet zum Nationalpark. Und seit August 2010 gehört die Kette der Vulkane zum Weltnaturerbe der UNESCO.

"Ohne Straße grenzt jeder Besuch im Nachbardorf an Leistungssport.", seufzt Madame Bègue, "Uns trennt eine 800 Meter tiefe Schlucht". Die Wirtin lässt sich mehrmals in der Woche mit dem Helikopter neue Ware liefern. Gezahlt wird nach Flugminuten, ein teures Vergnügen, das sich in den Preisen für die Touristen niederschlägt. Die ersten Bewohner des Kessels hatten in dieser schier unerreichbaren Lage noch einen Segen gesehen: Bis Mitte des 19. Jahrhundert flohen immer wieder Sklaven von den Zuckerrohrplantagen in die Berge.

Mafate erwacht

Am nächsten Morgen zeigt sich das steinerne Amphitheater rund um Mafate wolkenfrei. Unter den Wellblechdächern quillt der Rauch von Herdfeuern hervor. Die Hähne begrüßen den Tag, später fallen die Dorfhunde mit ihrem Gebell ein. Zuletzt kommen die Helikopter dazu: Den ganzen Vormittag summen sie wie Hummeln über dem Kessel - an Bord Touristen, die sich den Wanderweg ersparen wollen. Unser Tagesprogramm heute: Flüsse überqueren, störrische Kühe vom Wanderweg schieben, schlammige Wege durchwaten.

Das macht hungrig. In der kleinen Hütte von Jimmy in Marla brutzelt schon ein fettes Huhn im Topf. Dann legt der breitschultrige Schwarze kreolische Musik auf und schenkt "Rhum arrangé" ein - der schmeckt wie Likör, ist aber purer Schnaps. Spätestens nach einem halben Glas fallen die Konventionen: Deutsche, Franzosen und Réunionnais wiegen sich im Takt der Sega-Musik; Rasseln und Trommeln machen die Runde.

Aufbruch zur letzten Etappe

Über Nacht kreiert die Natur einen Wasserfall: Wie strömende Fluten ergießen sich schneeweiße Wolkenmassen über den Bergrücken. Während die Versorgungshelikopter Palette um Palette mit Waren auf dem Dorfplatz absetzen, brechen wir zur letzten Etappe auf. Im Gänsemarsch geht es hinüber in den Vulkankessel von Cilaos. Dort warten schon knatternde Autos, funktionierende Telefone und luxuriöse Hotels. Wir haben sie nicht vermisst.

Weitere Informationen

Anreise: Flugverbindungen mit Air France (mit Flughafenwechsel in Paris, www.airfrance.de), Air Austral/Lufthansa (ohne Flughafenwechsel, www.air-austral.de) und Air Mauritius (www.air-mauritius.de). Zur Einreise genügt der Personalausweis.

Veranstalter: Wikinger-Reisen bietet eine 16-tägige Entdeckerreise nach Réunion mit dreitägigem Trekking in den abgeschiedenen Vulkankessel von Mafate, inkl. Flug und Halbpension ab 3198 Euro (Kölner Str. 20, 58135 Hagen, Tel. 02331/904741, www.wikinger.de).

Reisezeit: Im Süd-Winter von Mai bis November herrschen angenehme Temperaturen von 20 bis 25 Grad, in den Bergen kann es kühler werden. Dies ist aufgrund der geringeren Niederschläge die beste Zeit zum Wandern.

Wandern: La Réunion zählt rund 1200 Kilometer Wanderwege, die meisten gepflegt und ausgeschildert. Aufgrund großer Höhenunterschiede ist eine gute Kondition notwendig, je nach Tour auch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Genügend Trinkwasser, Regen- und Sonnenschutz, knöchelhohe Bergschuhe und warme Kleidung sind ein Muss auf jeder Tour, Teleskopstöcke sind zu empfehlen. Bei Hüttentouren sollten ein Jugendherbergsschlafsack und Taschenlampe mit ins Gepäck.

Unterkunft: Für Wanderer steht ein Netz von einfachen, aber sauberen Berghütten zur Verfügung. Die Unterbringung erfolgt meist in Mehrbettzimmern, Frühstück und ein reichhaltiges Abendessen gehören in der Regel dazu. Infos bei der Maison de la Montagne, www.reunion-nature.com.
Empfehlenswert sind Chambres d'Hote, Gästezimmer mit Bed & Breakfast-Charakter. Teilweise kann ein gemeinsames Abendessen mit den Gastgebern oder den anderen Gästen reserviert werden. Infos und Buchung über www.gites-de-france.com.

Auskünfte: Fremdenverkehrsamt der Insel La Réunion, c/o Atout France - Französische Zentrale für Tourismus, Postfach 100128, 60001 Frankfurt am Main, info.de@rendezvousenfrance.com, www.insel-la-reunion.com.

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