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Dorschangeln im Winter - nächtliche Abenteuer an der Nordseeküste


Dorschangeln im Winter
Dorschangeln im Winter

Kurt de Swaaf

Aktualisiert am 08.11.2013Lesedauer: 5 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Angeln: Dorsch.Vergrößern des Bildes
Im Winter zieht es die Dorsche in Landnähe. Es lohnt sich für Angler, der Kälte zu trotzen. (Quelle: imago-images-bilder)

An der Nordseeküste hat wieder die Dorschsaison begonnen. In der kalten Jahreszeit zieht es den Raubfisch - der auch als Kabeljau bekannt ist - in Landnähe, vor allem an bestimmten "Hotspots" in den Niederlanden und Deutschland tummeln sich Dorsche. Wir geben Ihnen Tipps zu Köder, Angelrute und Montage beim Dorschangeln und verraten, wo und wann es sich besonders lohnt, der Kälte zu trotzen.

Bei Nacht zieht es Dorschangler hinaus

Kalt ist es. Der Himmel zeigt sich sternenklar, nur in Bodennähe hängen Nebelschwaden. In den Dünen herrscht eine atemberaubende Stille. Der Weg zum Strand ist beschwerlich. Kiloweise Ausrüstung muss zur Angelstelle geschleppt werden, und das in schweren Wathosen. Der Pfad führt über die letzte Dünenkuppe. Eine Holztreppe, und dann plötzlich das Rauschen der Nordsee, eingehüllt in den schwarzen Samt der Nacht.

Am Horizont funkeln die Lichtpunkte vereinzelter Schiffe, der nahe Leuchtturm sendet seine Strahlenbündel wie tastende Finger in die Ferne, gespenstisch und bezaubernd zugleich. Die zischende Gaslampe in der eigenen Hand dagegen leuchtet nur ein paar Meter weit. Unter den Stiefeln spürt man den Sand, zuerst trocken und lose, dann nass und fest. Das Meer hat sich zurückgezogen. In knapp einer Stunde wird die Ebbe ihren Tiefststand erreichen. Das Spiel kann beginnen.

Hotspots in den Niederlanden und Deutschland

Jeden Winter treibt es tausende Angler nachts an die Nordseeküsten. Sie trotzen Minusgraden, feuchtem Nebel, mitunter sogar Schneetreiben. Das Ergebnis: Kalte Füße, klamme Finger, Schnupfen und, mit etwas Glück, dicke Fische. Denn die Spezialisten wissen, dass sich Gadus morhua, zu deutsch Dorsch oder Kabeljau, während der kalten Jahreszeit besonders gerne in Landnähe tummelt. Und zwar hauptsächlich nach Einbruch der Dunkelheit. Die Hintergründe dieses Phänomens sind nicht eindeutig geklärt. Manche glauben, es hängt mit den Bewegungen der Garnelenschwärme zusammen, aber wissenschaftlich bewiesen ist dies nicht.

Der winterliche Dorschfang vom Ufer aus hat vor allem in den Niederlanden Tradition. Kein Wunder, denn dort befinden sich viele der besten Stellen für diese spannende Fischerei. Berühmt sind zum Beispiel die Strände von Dishoek und Zoutelande und der massive Deich von Westkapelle. Alle drei befinden sich an der Westküste der ehemaligen Insel Walcheren in der Provinz Zeeland. Gemeinsames Merkmal dieser Hotspots sind tiefe Rinnen in kurzer Distanz zur Küste. In solchen Bereichen, in denen der Meeresboden steil abfällt, halten sich die Dorsche besonders gerne auf. Optimale Bedingungen findet man mancherorts auch in Deutschland, so wie etwa am "Ellenbogen", der Nordspitze der Insel Sylt.

Wathose und kräftige Angelruten sind ein Muss

Vor allem am Strand erfordert erfolgreiches Dorschangeln weite Würfe. Hundert Meter sollten es schon sein, am besten noch mehr. Aus diesem Grund empfiehlt sich auch die Verwendung einer Wathose, wodurch man vor dem Auswerfen den Fischen ein Stückchen entgegenkommen kann (nur so weit, wie es die Wellen gefahrlos erlauben, und nie über nabelhohes Wasser hinaus!) und so einige Meter gewinnt. Ein von außen um den Bauch gebundener Gürtel verhindert übrigens bei Stolpern und Fallen ein schnelles Volllaufen der Wathose. Im Ernstfall kann das sogar lebensrettend sein.

Die Ausrüstung sollte robust sein. An guten Dorschstellen an der Nordsee herrscht in der Regel eine kräftige Strömung. Damit Köder und Montage stabil am Boden gehalten werden, sind meist Krallenbleie mit einem Gewicht von 100 bis 200 Gramm erforderlich. Um diese problemlos werfen zu können, braucht es schwere, um die viereinhalb Meter lange Strandruten sowie Rollen mit einem großen Schnurfassungsvermögen. Als Schnur wählt man am besten 0,25 bis 0,30 Millimeter starke Geflochtene. Ihre fehlende Dehnung erleichtert den Anhieb über große Distanz und verbessert zudem die Biss-Erkennung.

Paternostermontagen statt Laufblei

Leider verhindern die Strömungsverhältnisse vielerorts den Einsatz von Laufblei-Montagen. Sie verdriften zu leicht und werden dann wieder an den Strand gespült. Sogenannte Paternoster sind in solchen Fällen die einfachste Alternative. Ein guter Dorschpaternoster besteht aus einem circa einen Meter langen und 0,45 Millimeter starken monofilen Vorfach, mit einem Tönnchenwirbel (zum Einhängen des Bleis) am unteren und einem Schleifenknoten am oberen Ende (dort, wo später die Hauptschnur befestigt wird).

In der Mitte des Vorfachs, zwischen zwei dicken, mittels Stopperknoten fixierten Plastikperlen, befindet sich ein zweiter Wirbel ohne Karabinerhaken. An dessen äußerem Ring wird die Seitenschnur, auch Mundschnur genannt, befestigt. Diese ist 0,35 bis 0,40 Millimeter stark, etwa 35 Zentimeter lang und trägt am Ende einen kräftigen Haken, Größe 1 bis 3/0.

Im oberen Bereich des Paternosters wird ein sogenannter Hakenclip auf das Vorfach geschoben. Er soll sich genau so weit, wie die Mundschnur lang ist, oberhalb des zweiten Wirbels befinden. Der Clou dahinter: Der beköderte Haken wird vor dem Auswerfen in den Clip eingehängt. Dadurch liegt die Mundschnur eng am Vorfach an, wodurch der Luftwiderstand verringert wird, ohne dass sich dabei Verwicklungen bilden können. Beim Aufprall auf die Wasseroberfläche jedoch löst sich der Haken aus dem Clip und kann sich danach mit dem Köder frei in der Strömung bewegen. Bis sich ein Fisch dafür interessiert.

Köder: groß, aber nicht exotisch

Dorsche sind echte Raubtiere, die auch tatsächlich alles fressen, was sie mit ihren großen Mäulern bewältigen können. Wie eine Art submariner Staubsauger suchen sie den Boden ab. Krabben, Garnelen, Borstenwürmer, kleinere Fische und sogar junge Artgenossen – kaum ein Meeresbewohner ist vor ihnen sicher. Dementsprechend sind auch große Köder beim Dorschangeln Trumpf.

Wählerisch ist Gadus morhua allerdings nicht. In den allermeisten Fällen reichen deshalb Wattwürmer aus. Exotischere Naturköder wie frisch gehäutete Krabben oder Schwertmuscheln, die Wolfsbarsch-Spezialisten gerne verwenden, braucht man zum Dorschfang normalerweise nicht. Je nach Größe werden zwei bis fünf Wattwürmer mit Hilfe einer hohlen Ködernadel auf den Haken geschoben, und fertig.

Die Dorsche kommen mit der Flut

Wer beim Dorschangeln nicht auf interessanten Beifang verzichten möchte, sollte Hakengröße 1 verwenden. Damit lassen sich auch schöne Flundern (Platichthys flesus) erbeuten. An guten Dorsch-Fangplätzen kreuzen nachts häufig Wittlings-Schwärme (Merlangius merlangus) auf – erstklassige Speisefische. Klieschen (Limanda limanda) sind etwas kleinere, aber wohlschmeckende Plattfische, die sich im Winter ebenfalls gerne an solchen Hotspots tummeln. Für sie allerdings sind Dorschhaken leider meist zu groß.

An der Nordsee wird die Aktivität von Fischen stark durch die Gezeiten beeinflusst. Sie richten ihre Futtersuche nach den Wasserbewegungen. Es lohnt sich also, die vor Ort gültigen Tidenkalender genau zu studieren. Am Strand sind die besten Fangzeiten generell die ersten drei Stunden der Flut. Oft ist es deshalb empfehlenswert, schon vor Ende der Ebbe mit dem Angeln zu beginnen. Dadurch hat man Zeit, sich auf die jeweiligen Strömungs-, Wellen- und Wetterverhältnisse einzustellen und ist bestens vorbereitet, wenn die Dorsche zu Tisch gehen wollen.

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