Hilferuf gegen Übertourismus Streit über Drehkreuz in Südtirol spitzt sich zu

Der Streit über einen Automaten mit Drehkreuz in Südtirol geht weiter. Er ist zum Symbol des Protestes gegen den Massentourismus in den Dolomiten geworden.
Das Drehkreuz auf einem beliebten Wanderweg zur Seceda in Südtirol (Italien) ist wieder aktiviert worden. Das berichtet das Nachrichtenportal "Alto Adige". Die Gemeinde St. Ulrich habe sämtliche Unterlagen an die zuständigen Landesbehörden übergeben. Das Amt für Naturparks prüfe, ob für die Anlage eine bauliche und landschaftsrechtliche Genehmigung vorliegt. Ein behördlich angeordneter Rückbau könnte damit unmittelbar bevorstehen, so das Nachrichtenportal.
"Zertretene Wiesen"
Über das Drehkreuz wird im Grödnertal seit Wochen intensiv diskutiert. Es war Anfang Juli von vier privaten Grundbesitzern errichtet, aber auch schnell wieder abgebaut worden. Erwachsene Touristen hatten fünf Euro in einen Automaten stecken müssen, um das bekannte Aussichtsplateau mit Blick auf die Geislergruppe in den Dolomiten zu erreichen.
Die Grundbesitzer wollten eigenen Aussagen zufolge damit gegen die täglich Tausenden Besucher auf ihrem Grundstück protestieren. Zum Hintergrund: Landbesitzer sind in Italien für die Instandhaltung von öffentlichen Wegen verantwortlich.
"Unser Handeln war ein Hilferuf", erklärte Georg Rabanser, einer der Grundbesitzer, "Alto Adige". Man habe auf einen Anruf der Landesverantwortlichen gehofft. "Aber nichts. Wir haben nur Stellungnahmen in den Zeitungen gelesen – leere Worte, nichts Konkretes", so Rabanser. Die Landesregierung müsse verstehen, "während die Betreiber der Liftanlagen am touristischen Ansturm gutes Geld verdienen, bleiben für uns nur Kosten und Schäden, ganz zu schweigen von den Abfällen und von Touristenhorden zertretenen Wiesen."
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Der Bürgermeister von St. Ulrich, Tobia Moroder, räumte im Nachrichtenportal "Südtirol News" ein, dass die Lage im Tal angesichts Tausender Touristen täglich kaum noch tragbar sei: Parkplatznot, Staus und wachsender Druck auf die Infrastruktur seien zur Normalität geworden.
Wie das Portal berichtet, will sich Tourismuslandesrat Luis Walcher in der zweiten Augustwoche mit Vertretern der Gemeinden und der Tourismusbranche im Grödnertal treffen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Eine Möglichkeit könnte ein Reservierungssystem sein, wie es bei anderen Sehenswürdigkeiten bereits existiert.
- altoadige.it: "Seceda, riattivato il tornello col ticket: 'Nessuno si è mosso, andiamo avanti'" (Italienisch)
- suedtirolnews.it: "Wanderweg zur Seceda: Land prüft Rechtmäßigkeit des Drehkreuzes"
- rainews.it: "La tappa per i selfie è finita: in Val Gardena si paga 5 euro per il pedaggio" (Italienisch)
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