Übertourismus-Index Diese drei italienischen Orte ächzen unter zu vielen Touristen

Italien erlebt diesen Sommer einen Touristenansturm. Doch die Massen sind ungleich verteilt. Wo zu viele Gäste sind, zeigt jetzt ein Index.
Italien ist das Sehnsuchtsziel von Menschen aus aller Welt: Kultur, Küche und Klima locken jedes Jahr mehrere Millionen Touristen in das Land. Doch die Faszination hat eine Kehrseite: Massentourismus und sogar Übertourismus.
Die italienische Nachrichtenagentur Ansa hat nun den neuen Index für touristische Überlastung des Meinungsforschungsinstituts Demoskopika veröffentlicht. Er enthält eine Rangliste der am stärksten von Übertourismus und Überfüllung betroffenen Städte Italiens. Spitzenreiter ist Rimini an der Adriaküste, gefolgt von der Lagunenstadt Venedig und Bozen in Südtirol.
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Die Top 10 der am stärksten betroffenen Städte:
Städte wie Aosta, Florenz und Siena fallen in die Liste der Top 20 und haben damit eine hohe Warnstufe des Index: Dort ist der touristische Druck den Angaben zufolge besonders ausgeprägt, mit spürbaren Auswirkungen auf Ressourcen, Lebensqualität und Infrastruktur.
Am anderen Ende der Skala befinden sich Orte wie Rieti, Benevent, Reggio Calabria, Isernia, Avellino und Campobasso. Diese Regionen, so der Index, "blieben bislang vom Massentourismus weitgehend verschont".
Auffällige Zahlen bei Dichte, Müll und Intensität
Besonders alarmierend seien die Daten zur Tourismusdichte: In Rimini kommen über 17.000 Übernachtungen auf einen Quadratkilometer, in Venedig fast 16.000. Rimini führt zudem die Rangliste bei der tourismusbedingten Müllproduktion an – mit 76,8 Kilogramm Abfall pro Tourist. Zum Vergleich: In Benevent sind es 0,5 Kilogramm.
Was genau ist Übertourismus?
Übertourismus beschreibt die Situation, in der ein Reiseziel so viele Reisende anzieht, dass die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die Infrastruktur, die Lebensqualität der Anwohner und das Besuchererlebnis überwiegen. Es ist eine Steigerung des Massentourismus, bei der die Kapazitäten eines Ortes für die Anzahl der Besucher nicht mehr ausreichen.
Ein weiteres Kriterium ist die sogenannte Tourismusintensität. Das ist das Verhältnis zwischen Besucherzahlen und Einwohnerzahl. Hier liegt Bozen mit knapp 69 Touristen pro Einwohner an der Spitze, gefolgt von Venedig mit rund 47 Besuchern. Am wenigsten betroffen sind Städte wie Lodi, Avellino und Benevent.
Wissenschaftler appellieren
"Übertourismus ist längst nicht mehr nur eine Herausforderung. Es ist eine zentrale Frage für die Zukunftsfähigkeit des Tourismus in Italien", warnen die Demoskopika-Forscher. Es gehe nicht nur um das Urlaubserlebnis, sondern auch um die Lebensqualität der Einheimischen.
Der zunehmende Druck durch Besucher sei ein Alarmsignal und erfordere dringende Maßnahmen, etwa eine bessere Steuerung der Touristenströme in der Hochsaison, die Förderung weniger bekannter Reiseziele und die stärkere Verteilung der Reisen über das ganze Jahr hinweg.
- efs.consulting: "Was ist Overtourismus?"
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