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Urlaub in Capri: Vom Exil römischer Kaiser zum überfüllten Hotspot


Heute ein Urlauber-Hotspot
Der römische Kaiser Tiberius hatte hier sein dekadentes Exil

Von t-online, dom

15.07.2025 - 08:00 UhrLesedauer: 2 Min.
Ruinen der Villa Jovis auf Capri: Der römische Kaiser Tiberius lebte hier im Exil und führte ein ausschweifendes Leben.Vergrößern des Bildes
Ruinen der Villa Jovis auf Capri: Der römische Kaiser Tiberius lebte hier im Exil und führte ein ausschweifendes Leben. (Quelle: imago stock&people)
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Dekadenter Rückzugsort eines römischen Kaisers, Künstlerparadies, deutscher Schlagerhimmel: Die Geschichte Capris zeugt von ihrer zeitlosen Anziehungskraft.

Wir schreiben das Jahr 27 nach Christus. Der römische Kaiser Tiberius, politisch isoliert, innerlich verhärtet und zunehmend misstrauisch, verlässt Rom. Zu viele Intrigen, zu viel Druck, zu wenig Vertrauen. Er zieht sich auf die kleine Insel Capri im Golf von Neapel zurück. Ein Ort, der ihm Sicherheit, Distanz und Machtkontrolle zugleich bietet. Von hier aus will er das Imperium regieren – in aller Ruhe, abseits des römischen Senats, den er verachtet.

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Delinquenten werden von den Felsen geworfen

Doch Capri wird nicht nur sein Regierungssitz. Es wird Tiberius Zufluchtsort und sein Refugium der Exzesse. Der Geschichtsschreiber Sueton beschreibt das Leben des alternden Kaisers auf der Insel als ausschweifend, dekadent und von wachsender Grausamkeit geprägt. In der Villa Jovis, hoch oben auf den Klippen, soll er sich mit jungen Männern und Frauen vergnügt, Delinquenten von den Felsen ins Meer geworfen und sich zunehmend in eine düstere Welt der Paranoia und Lüste zurückgezogen haben. Historisch belegt ist vieles davon nicht, doch der Ruf als Insel des machttrunkenen Exils haftet Capri bis heute an.

Nach Tiberius' Tod verliert die Insel zunächst an Bedeutung. Fischer leben hier, Mönche, Bauern. Der kaiserliche Glanz verblasst. Erst im 19. Jahrhundert, in der Romantik, entdecken Künstler und Reiseschriftsteller Capri wieder. Sie feiern Capri als Ort voller Licht, Sehnsucht und Ursprünglichkeit. Maler wie John Singer Sargent, Schriftsteller wie Norman Douglas oder später Curzio Malaparte lassen sich inspirieren von der wilden Schönheit Capris, dem Spiel aus Felsen, Meer und mediterranem Mythos.

Das Lied, das Deutschen in den Ohren klingt

Und dann kommt die Musik. 1951 erscheint der Schlager, der Capri für viele Deutsche unsterblich machen wird. Sein Name: "Capri-Fischer". Doch jeder kennt ihn durch den Textausschnitt: "Wenn auf Capri die rote Sonne im Meer versinkt …". Der Song von Rudi Schuricke wird zum Millionenhit, Capri zum Inbegriff der südländischen Urlaubsseligkeit.

Fortan reisen ganze Generationen deutscher Touristen auf die Insel, die inzwischen über Fährverbindungen und Hotels gut erreichbar geworden ist. Aus dem Ort der Exil-Kaiser wird ein Ort der Pauschalträume.

Heute steht Capri zwischen den Welten. Die Villen, Boutiquen und Yachtanleger erinnern an den Jetset vergangener Jahrzehnte. Und doch leidet die Insel wie kaum ein anderer Ort Italiens unter dem Massentourismus: Mehr als zwei Millionen Besucher jährlich, viele davon Tagesgäste aus Neapel und Sorrent, drängen sich durch die Gassen von Capri-Stadt und Anacapri, steigen hinauf zur Villa Jovis oder zum Monte Solaro.

Die Insel, einst Rückzugsort des mächtigsten Mannes der Welt, stößt heute an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Zwischen Selfiesticks und Shuttlebooten sucht Capri seinen Weg zwischen Mythos und Menschenmassen.

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