"Klick-und-weg-Touristen" Südtirol: Bauern und Gewerkschaft verbünden sich gegen Touristen

Im Grödnertal formiert sich Widerstand gegen den Einfluss von Social-Media-Touristen. Lokale Akteure fordern dringend eine nachhaltigere Tourismusstrategie.
Im Südtiroler Grödnertal verbünden sich Bauern, Grundeigentümer und eine örtliche Gewerkschaft gegen Social-Media-Touristen. Ein von einem Eigentümer "zu Testzwecken" errichteter Gebührenautomat am Eingang eines beliebten Wanderweges sei nicht kommerziell motiviert. Er sei als ein "dringender Hilferuf" zu verstehen, wird Stefano Picchetti, Generalsekretär der Gewerkschaft UILTUCS, in lokalen Medien zitiert.
"Bloß dekorative Kulisse"
"Es ist nicht hinnehmbar, dass Influencer, Reiseveranstalter und offizielle Tourismuswerbung die Berglandschaft bloß als dekorative Kulisse vermarkten, während jene, die sich um Pflege und Erhalt der Almen, Wege und Natur kümmern, leer ausgehen – sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich", kritisierte Picchetti.
Worum geht es genau? Auf dem bei Südtirol-Touristen beliebten Seceda-Weg im Grödnertal der Dolomiten, der eine atemberaubende Aussicht auf die Geislerspitzen bietet, errichtete der Grundeigentümer einen Automaten mit Drehkreuz; angeblich nur zu Testzwecken. Wer den Wanderweg begehen will, muss zuerst 5 Euro entrichten (lesen Sie hier mehr dazu).
Nachdem der Präsident des italienischen Alpinenvereins, Carlo Alberto Zanella, ein Foto von dem Automaten auf Facebook gepostet hatte, starteten Diskussionen um die Maßnahme. Zanella selbst glaubt nicht, dass von Privatpersonen auf öffentlichen Wegen erhobene Gebühren ein guter oder gar legaler Weg sind, um den Massentourismus in den Griff zu bekommen. Doch auch er kritisierte, dass nicht genug in nachhaltigen Tourismus und dessen Entwicklung investiert werde. Auf Facebook nannte er die "Instagrammer und Influencer", die Südtirol aufgrund seiner Landschaft in Scharen besuchen, "Klick-und-weg-Touristen".
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Einheimische fühlen sich vernachlässigt
Was diese Selfie-Besucher mit sich brächten, seien Umweltbelastungen, Müllprobleme und eine sinkende Lebensqualität vor Ort, sagte Gewerkschafter Picchetti. Die Einheimischen fühlten sich vernachlässigt. Das Problem sei seit Jahren bekannt, aber die Politik ergreife nicht die richtigen Maßnahmen. Seine Gewerkschaft fordert:
- verbindliche Regeln für das Besuchermanagement,
- verstärkte Maßnahmen zum Schutz der Umwelt,
- mehr Wertschätzung für landwirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten sowie
- stärkere Mitsprachemöglichkeiten für die örtliche Bevölkerung.
Ein konkreter Vorschlag der Gewerkschaft ist die Einrichtung eines ständigen Dialogforums zum Thema Overtourism (englisch für Übertourismus). Daran sollten neben den Gewerkschaften auch Bergsteigervereine, Vertreter der Landwirtschaft, Umweltschützer, Kommunen und touristische Betriebe beteiligt werden.
- suedtirolnews.it: "Gewerkschaft solidarisiert sich mit Protest-Bauern aus Gröden"
- altoadige.it: "Tornelli e ticket: le Dolomiti contro gli influencer e i turisti da selfie" (Italienisch)
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