t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeLebenReisenEuropaItalien

Massentourismus in Venedig: 100 Euro Tagesgebühr gefordert


100 Euro Tagesgebühr gefordert
"Hungerleider"-Touristen: Venezianer schlagen Alarm

Von t-online, dom

29.07.2025 - 12:22 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Straßenrestaurant am Kanal Rio de vetrai auf Murano: Die Geschäftsleute in Venedig beschweren sich über fehlende Kundschaft.Vergrößern des Bildes
Ein Straßenrestaurant am Kanal Rio de Vetrai auf Murano: Die Geschäftsleute in Venedig beschweren sich über fehlende Kundschaft. (Quelle: IMAGO/Joko)
News folgen

Ein Vertreter der Geschäftsleute in Venedig beklagt den Massenansturm an Besuchern, die allerdings kein Geld in der Lagunenstadt lassen. Er fordert eine massive Erhöhung der Eintrittsgebühr.

Eine Tagesgebühr von zuletzt zehn Euro hat die Menschen nicht davon abgehalten, der italienischen Stadt Venedig Tagesbesuche abzustatten. Die Venezianer beklagen stetig steigende Besucherzahlen, wie jetzt die Tageszeitung "Corriere del Veneto" berichtet.

Loading...

Der Juwelier und Vorsitzende der Geschäftsleute vom Markusplatz, Setrak Tokatzian, fordert deshalb im Gespräch mit der Tageszeitung eine Erhöhung der Touristensteuer auf 100 Euro pro Person und Tag. Tokatzian: "Wir werden von armen und ziellosen Touristen überrannt. Wenn die Reichen ausbleiben, machen wir bald dicht. Die 100-Euro-Steuer für Tagesgäste muss her." Außerdem fordert der Mann eine Obergrenze für Reisebusse.

"Sie teilen sich einen Teller Nudeln"

Es herrsche ein "nie dagewesener Übertourismus mit Besuchern, die ziellos umherirren und keine Geschäfte betreten", so der Geschäftsmann weiter. Der Einzelhandel erlebe eine Krise. "Wir befinden uns in einer Katastrophenlage."

Auch der Gastrobereich sei betroffen. Tokatzians Meinung nach sind der Großteil der Besucher "Hungerleider ohne Interesse für Kultur und die Schönheit der Stadt. Sie teilen sich einen Teller Nudeln und kaufen nichts." Meistens stärkten sie sich jedoch unterwegs in einem der vielen Supermärkte zwischen Bahnhof und Innenstadt. Er selbst habe beobachtet, wie sich Schlangen an öffentlichen Wasserbrunnen bilden, "weil sich viele nicht mal mehr eine Wasserflasche kaufen".

Was ist Übertourismus?

Übertourismus beschreibt eine Situation, in der ein Reiseziel so viele Touristen anzieht, dass die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die lokale Bevölkerung und die Lebensqualität der Touristen selbst überwiegen. Es ist eine Steigerung des Massentourismus, bei der die Kapazitäten des Ortes überlastet und die positiven Aspekte des Tourismus durch die negativen überdeckt werden.

"Etwas von der Magie mit nach Hause nehmen"

Das Leiden Tokatzians und seiner Geschäftsfreunde stößt aber auch auf Unverständnis, die geforderte Tagesgebühr von 100 Euro auf Kritik. Bruno Barel, erster Prokurator der Basilika San Marco, sagt dem Nachrichtenportal "Südtirol News": "Die Stadt ist demokratisch und ihre Gemeinschaft war schon immer klassenübergreifend. Ich bin nicht davon überzeugt, dass viele ein Venedig nur für Wohlhabende oder Menschen wie Jeff Bezos wollen." Die Stadt sei für "Feinschmecker", aber auch "einfachere und bescheidenere Menschen, die etwas von der Magie der Lagunenstadt mit nach Hause nehmen möchten."

Der Übertourismus, unter dem Venedig leidet, hatte eigentlich durch eine Gebühr für Tagesausflügler eingeschränkt werden sollen. In der Zeit von April bis Ende Juli waren in diesem Jahr zehn Euro pro Erwachsenem fällig geworden. Es handelte sich dabei um eine Testphase, die Venedig am vergangenen Wochenende abschloss.

Nun soll ausgewertet werden, was sie an positiven Effekten gebracht hat. Klar ist, dass mehr als 700.000 Tagesbesucher 5,4 Millionen Euro in die Stadtkasse spülten, die Geschäftsleute in der Innenstadt verdienten aber offenbar nicht genug.

Im Juli und August bleiben nach Aussage von Tokatzian die kaufkräftigen Besucher aus. Die Menschen kämen in dieser Zeit von Campingplätzen aus in die Stadt hereingeströmt, sagt er. Sie schauten nicht einmal in die Schaufenster, die Luxusläden würden im Sommer kaum Umsatz machen. "Gleichzeitig gibt es immer mehr illegale Verkäufer, die direkt vor unseren Augen Schwarzgeld verdienen."

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom