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Saudi-Arabien: Was Touristen im Wüstenstaat erwartet


Das Königreich öffnet sich
Saudi-Arabien – was Touristen im Wüstenstaat erwartet

Tinga Horny/srt

28.10.2019Lesedauer: 4 Min.
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Wüstenritt auf einem Kamel: Saudi-Arabien besteht zu einem Großteil aus Wüstenregionen. Auch die größte Wüste der Erde Rub al-Chali bedeckt das Land.Vergrößern des Bildes
Wüstenritt auf einem Kamel: Saudi-Arabien besteht zu einem Großteil aus Wüstenregionen. Auch die größte Wüste der Erde Rub al-Chali bedeckt das Land. (Quelle: bennymarty/getty-images-bilder)

Diese Nachricht hat Ende September viele überrascht: Ab sofort dürfen Bürger von 49 Staaten, darunter auch Deutsche, das Königreich Saudi-Arabien besuchen. Doch nicht etwa der Kulturaustausch ist der Grund für die Öffnung des Königreichs.

Bislang erlaubte Saudi-Arabien nur Geschäftsreisenden und Pilgern die Einreise. Seit Kurzem sind auch Touristen willkommen. Wie das streng religiöse Land auf westliche Besucher reagieren wird, weiß noch niemand.

Tourismus als Alternative

"Touristen sind wichtige Brückenbauer und Vermittler zwischen Menschen und Kulturen", kommentiert Gebeco-Chef Ury Steinweg das Ereignis. Mit seiner Firma hat er vielen Urlaubern den Weg in einst verschlossene Länder wie Osteuropa und China geebnet. Mit autoritären Staaten kennt er sich aus.
Saudi-Arabien buhlt ab sofort nicht um Touristen wegen der Völkerverständigung, sondern weil es nach alternativen Einkommensquellen zum Öl sucht.

Es bleiben also ein paar Fragen offen, denn Besucher lernen ein Land kennen, dessen Image nicht widersprüchlicher sein könnte: Grandiose Wüstenlandschaften, antike Kulturrelikte und Beduinentradition, aber auch rigorose Religionsgesetze, Autokratie, politisch Verfolgte und alljährlich das größte religiöse Massenevent auf dem Erdball: die Hadsch, die große Pilgerreise nach Mekka.

Einreisebedingungen für Saudi-Arabien

Am leichtesten ist noch die Visafrage zu beantworten. Der Antrag kann ausschließlich über die Website www.visitsaudi.com gestellt werden. Das E-Visum kostet 440 Rial (circa 107 Euro) und schließt die Krankenversicherung vor Ort ein. Die Einreiseerlaubnis kann von jedem über 18 Jahre mit einem Reisepass, der mindestens noch sechs Monate gültig ist, beantragt werden und gilt für 90 Tage.

Die Tabus für Touristen im Land

Auch was Besucher nicht besichtigen dürfen, steht schon fest: "Mekka und Medina sind für Nicht-Muslime gesperrt und fallen somit aus jedem Programm heraus", erklärt Steinweg. Die heiligsten Stätten des Islam bleiben den rund 2,3 Millionen Pilgern vorbehalten. Andererseits weist das saudische Königreich noch reichlich andere sehenswerte Orte auf, darunter fünf Stätten, die auf der Unesco-Welterbeliste stehen.
Dazu zählen

  • der Stadtkern aus dem siebten Jahrhundert der Handelsstadt Dschidda,
  • Al-Hasa, die größte Palmenoase der Welt mit 2,5 Millionen Dattelpalmen,
  • ein Zentrum der Beduinenkultur und
  • rund 100 Felsengräber bei Mada'in Salih aus der Zeit der Nabatäer.

Kulturelle Differenzen bei Einheimischen und Touristen

Die wirklichen Probleme drehen sich aber nicht um Visum und Attraktionen, sondern wie die Saudis das Zusammentreffen unterschiedlicher Lebensarten meistern werden. Denn mit den Besuchern wird auch mehr pluralistische Vielfalt in ein streng religiöses Land reisen. Ein potenzielles Hindernis hat die zuständige Touristenkommission bereits aus dem Weg geräumt: Unverheiratete Paare dürfen im selben Hotelzimmer übernachten und müssen ihren Beziehungsstatus nicht wie die Einheimischen nachweisen.

Trotzdem bleiben einige Fragen offen. So empfiehlt die Touristenkommission Mietautos als günstiges Fortbewegungsmittel. Allerdings lässt sie offen, ob ausländische Frauen allein Autos anmieten und fahren dürfen. Zwar sind Fahrerinnen ohne männliche Begleitung seit Kurzem erlaubt, aber immer noch verbüßen einige Frauen Gefängnisstrafen, weil sie vor der Aufhebung des Frauenfahrverbots am Steuer saßen.

Kleiderordnung hat Potenzial für Auseinandersetzungen

Der Dresscode für beide Geschlechter schreibt konservative Kleidung vor. Saudische Männer wird man daher in der Öffentlichkeit nie in kurzen Hosen sehen. Für Frauen sind die Regeln strenger. Das heißt Schultern und Knie müssen bedeckt sein, der Kleiderschnitt darf nicht hauteng sein. Im Gegensatz zu den saudischen Geschlechtsgenossinnen ist für Ausländerinnen das Tragen des langen Überwurfs Abaya im öffentlichen Raum keine Pflicht. Dennoch wird es zu Diskussionen kommen, was „konservativ“ bedeutet. Ein Kleid, das die Schultern und Knie bedeckt, aber ein tiefes Dekolleté zeigt, entspricht den islamischen Regeln, doch manch religiöser Saudi wird das sicher anders sehen.

Andere Länder, andere Sitten: der Alltag in Saudi-Arabien

Der Alltag Saudi-Arabiens dürfte Besuchern kein Kopfweh bereiten, sondern eher noch den Reiz der Fremdheit steigern. Alkohol ist im ganzen Land verboten, auch das Mitbringen von Spirituosen für den Eigenbedarf ist nicht erlaubt. Selbstredend, dass das Königreich auch Drogen und deren Konsum hart bestraft. Im Land bleibt zudem fünfmal am Tag zu den Gebetszeiten, wenn der Muezzin ruft, alles stehen. Die Musik wird abgedreht, Läden schließen kurz, erst danach geht das Leben wieder weiter.

Während des alljährlichen Ramadans gehört es außerdem zur Höflichkeit, tagsüber nicht öffentlich sichtbar zu trinken und zu essen – schließlich fastet dann das ganze Land von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.

Kein typischer Strandurlaub in Saudi-Arabien

Die Öffnung Saudi-Arabiens für den Tourismus ist Teil eines Planes, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren und bis 2030 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts in der Reisebranche zu erzielen. Derzeit sind es drei Prozent. Ob Urlauber aus dem Westen dabei eine große Rolle spielen werden, ist unsicher. Für Strand- und Lifestyle-Tourismus eignet sich das Königreich wegen seiner religiösen Orthodoxie nicht. Branchenkenner wie Ury Steinweg sehen einzig Studienreisende als Klientel: "Vorausgesetzt, sie lassen sich nicht durch die Rahmenbedingungen abschrecken. Insofern ist das Potenzial überschaubar."

Verwendete Quellen
  • Reiseredaktion srt
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