Hier fährt die Zukunft Pioniere mit Patzern: Was Teslas Robotaxis können – und was nicht

Tesla lässt in Austin fahrerlose Taxis rollen – vorerst mit Aufpasser auf dem Beifahrersitz. Der Feldversuch ist klein, die Erwartungen sind riesig. Denn was heute zehn Autos leisten, soll morgen ein Milliardenmarkt werden.
Am Steuer sitzt niemand. Und trotzdem fährt das Auto. In Austin (US-Bundesstaat Texas) schlägt Tesla mit einer kleinen Flotte fahrerloser Taxis ein neues Kapitel der Mobilität auf. Sie sollen eines Tages das Rückgrat eines neuen Geschäftsmodells bilden. Noch aber ist die Technik im Testlauf.
Vier Dollar zwanzig für ein Stück Zukunft
Die ersten sogenannten Robotaxis wurden im Viertel South Congress gesichtet. Tesla-Chef Elon Musk verkündete den Start persönlich auf seiner Plattform X. Der Fahrpreis: 4,20 Dollar – ein Seitenhieb auf frühere Tesla-Memes und offenbar bewusst gewählt.
Eine Zahl mit Bedeutung
Die Zahl 420 ist ein Code aus der Cannabis-Kultur und steht für den Konsum von Marihuana. Elon Musk verwendet diese Zahl immer wieder scherzhaft in Tweets, Produktpreisen und Ankündigungen. Dadurch wurde 420 zu einem beliebten Meme in der Tesla-Community.
Ganz ohne Menschen fahren die sogenannten Robotaxis allerdings noch nicht. Auf dem Beifahrersitz sitzt eine Art Aufpasser, der offiziell "Sicherheitsüberwacher" genannt wird. Die Autos vom Typ Model Y fahren in klar definierten Gebieten, bei gutem Wetter und nur mit erwachsenen Fahrgästen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren dürfen nicht mitfahren.
Technik mit Licht und Schatten
Die ersten Tester sind vor allem Technik-Influencer, die bislang nicht unbedingt durch Kritik an Tesla auffielen. In ihren Videos ist zu sehen, wie das autonome Auto erfolgreich über Bodenwellen fährt oder ein anspruchsvolles Einparkmanöver meistert.
Doch der Start verlief nicht ohne Probleme. In einem Video ist auch zu sehen, wie ein Robotaxi zunächst zu früh links abbiegen will, dann stockt und schließlich auf die Gegenfahrbahn gerät, bevor es wieder die Kontrolle erlangt. Ein weiterer Vorfall zeigt, wie ein Wagen nach dem Drücken des Anhalten-Knopfs mitten auf einer Abbiegespur stehen bleibt.
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Kameras statt Lidar
Ein möglicher Grund: Teslas Technik unterscheidet sich von der anderer Anbieter. Während Unternehmen wie Waymo oder Cruise auf ein Zusammenspiel von Kamera, Radar und Lidar (Lasertechnologie, die Entfernungen misst und ein 3D-Bild der Umgebung erstellt) setzen, verlässt sich Tesla einzig auf Kameras. Elon Musk ist überzeugt, dass diese Technik sicherer, effizienter und vor allem günstiger ist. Kritiker halten dagegen: Wer auf Redundanz in der Technik verzichtet, spart an der falschen Stelle.

Redundanz schnell erklärt
Redundanz bedeutet in der Technik: Etwas ist doppelt oder mehrfach vorhanden – nicht weil man es immer braucht, sondern für den Notfall. Fällt ein Teil aus, springt das andere ein. So bleibt das System zuverlässig und sicher.
Die texanische Regierung hat kurz vor Teslas Start ein Gesetz verabschiedet, das den Betrieb autonomer Fahrzeuge neu regelt. Der republikanische Gouverneur Greg Abbott, der als wirtschaftsfreundlich gilt, hat das Gesetz unterschrieben. Die Regeln sind vergleichsweise großzügig formuliert. Zwar dürfen Behörden bei Sicherheitsbedenken eingreifen, der Einstieg ins Testen ist jedoch einfacher als etwa in Kalifornien, wo autonome Fahrzeuge scharf kontrolliert werden.
Hoffnungsträger an der Börse
Teslas Börsenwert liegt deutlich höher als der von traditionellen Autobauern. Rund eine Billion Dollar beträgt die Marktkapitalisierung – weit mehr als etwa BMW (rund 40 Milliarden). Der Grund für diesen Optimismus liegt weniger in den aktuellen Verkaufszahlen als in den großen Versprechen des Unternehmens: selbstfahrende Taxis, humanoide Roboter, ein autonomes Energiesystem. Mit den ersten Robotaxis in Austin wird aus Vision langsam Wirklichkeit – auch wenn es zunächst nur zehn Fahrzeuge in einer Stadt sind.
- Nachrichtenagentur Reuters
- golem.de: Cybercab: Teslas Robotaxi-Dienst startet mit gemischten Ergebnissen