SUV im t-online-Kurztest Weshalb der Kia Sportage einfach "lagom" ist
Kia hat seinen Bestseller dezent überarbeitet: neues Design, moderne Technik – und trotzdem bleibt der Sportage ganz der Alte. Was er bietet, zeigt unser Kurztest.
Nicht zu viel, nicht zu wenig – einfach genau richtig. In Schweden gibt es dafür ein eigenes Wort: lagom. Es steht für Ausgewogenheit und Zurückhaltung. Und genau das beschreibt den Kia Sportage ziemlich treffend. Das SUV zählt zu den beliebtesten Modellen der Marke – in Deutschland ist es nach dem Ceed das zweitmeistverkaufte, weltweit sogar die Nummer eins. Jetzt hat Kia dem Sportage eine Modellpflege verpasst. Was bringt das Update? t-online macht den Kurztest.
t-online-Kurztest – was ist das?
Immer wieder laden Fahrzeughersteller zu sogenannten Fahrveranstaltungen ein – hier können Journalistinnen und Journalisten neue Modelle für einige Stunden oder einen Tag Probe fahren. Dabei handelt es sich nicht um einen ausführlichen Alltagstest, sondern um eine erste Einschätzung: Wie wirkt das Auto auf den ersten Kilometern? Was fällt sofort positiv oder negativ auf? Unsere Eindrücke stammen also aus einem kompakten Zeitraum – mit dem Ziel, Ihnen möglichst schnell einen authentischen Eindruck vom neuen Modell zu vermitteln.
Erster Eindruck: Neue Front, bekannte Silhouette
Der neue Sportage steht mit geschärftem Design da: Vorn prägen jetzt vertikale Elemente die Lichtsignatur, am Heck wurden die Leuchten und der Stoßfänger leicht verändert. Auf den ersten Blick bleibt die Silhouette vertraut, das SUV wirkt aber in Details breiter und stämmiger – besonders in der GT-Line mit optionalem Glasdach und 19-Zoll-Rädern. Die Länge liegt jetzt bei 4,54 Metern (wegen einer um 2,5 Zentimeter leicht verlängerten Front), der Radstand bei 2,68 Metern.
Platzangebot: Großzügig
Der Sportage bietet ein gutes Raumgefühl. Vor allem im Fond sitzt man bequem – auch hinter großen Fahrern ist noch ausreichend Beinfreiheit vorhanden. Selbst mit dunklem Dachhimmel wirkt der Innenraum nicht beengt. Der Kofferraum ist – je nach Motorisierung des Fahrzeugs – mit 526 bis 587 Litern ordentlich dimensioniert. Positiv fallen die Fernentriegelung der Rücksitze aus dem Ladeabteil sowie das Rollo auf, das unter dem Ladeboden fixiert werden kann. Klappen die Sitze um, gibt es eine ebene Fläche und bis zu 1.776 Liter Ladevolumen. Die hohe Ladekante und die breite C-Säule schränken die Übersichtlichkeit etwas ein – das ist aber keine Ausnahme in dieser Klasse.
Innenraum und Bedienung: Reduziert und funktional
Die auffälligste Neuerung innen: das neue Zweispeichenlenkrad. Es ist klobiger als das frühere Dreispeichen-Design, passt aber optisch ins Gesamtkonzept. Insgesamt wirkt das Cockpit aufgeräumter als zuvor. Klavierlack in der Mittelkonsole mit Fingerabdruck-Garantie wurde weggelassen – stattdessen gibt es mattierte Oberflächen, neu angeordnete Lüftungsdüsen. Kleine Abstriche dennoch bei der Materialwahl: An den Armablagen in den Türen und an den Seiten im Kofferraum kommt harter Kunststoff zum Einsatz, der leicht verkratzen kann. Die Sitze bieten guten Seitenhalt für normal gebaute Personen.
Das zentrale Panoramadisplay mit zwei je 12,3 Zoll großen Bildschirmen liefert alle wichtigen Infos, die digitale Bedienleiste darunter erlaubt schnellen Zugriff auf Navigation, Klimasteuerung und Medien. Im Test wirkte das System übersichtlich, wenn man sich eingewöhnt hat. Wichtige Neuerung: Smartphones lassen sich jetzt kabellos per Android Auto und Apple Carplay koppeln, und auch ein Head-up-Display für Informationen in der Windschutzscheibe ist jetzt gegen Aufpreis mit an Bord.
So fährt er: Alltagstauglich und ausgewogen
Kia bietet den Sportage jetzt mit vier Antrieben an: zwei Benzinern (150 und 180 PS statt bisher nur 160 PS), einem Diesel-Mildhybrid (136 PS) sowie einem Vollhybrid mit 239 PS. Ein Plug-in-Hybrid folgt gegen Jahresende.
Beide Benziner zeigen sich souverän im Alltag. Die 180-PS-Variante zieht beim Anfahren spürbar kräftiger an, wirkt im Zwischensprint aber nicht ganz so agil wie erwartet. Der 150-PS-Motor ist für ein SUV wie den Sportage vollkommen ausreichend, muss bei höherem Tempo aber etwas mehr arbeiten – und klingt dann entsprechend lauter. Der Unterschied ist vorhanden, aber im Alltag nicht gravierend.
Das Fahrwerk überzeugt mit ausgewogener Abstimmung: nicht zu straff, nicht zu weich. Die adaptiven Dämpfer in der GT-Line bringen etwas mehr Variabilität, sind aber kein Muss. Auch die Lenkung passt ins Bild: Sie ist nicht sportlich-direkt, aber präzise genug – eben "lagom".
Kurz erklärt
Adaptive Dämpfer passen sich automatisch an Fahrbahn und Fahrstil an. Sensoren erfassen laufend die Straßenverhältnisse und regeln die Dämpfung in Echtzeit. So vereinen sie Fahrkomfort mit stabiler Straßenlage – besonders in Kurven oder bei schnellen Fahrmanövern.
Der Preis
Im Vergleich zu ähnlich ausgestatteten Konkurrenten wie VW Tiguan oder Ford Kuga bleibt der Sportage preislich attraktiv – auch, weil schon die Basis gut ausgestattet ist: Bereits in der Grundausstattung "Vision" bringt der Sportage ein großes Navigationssystem mit 12,3-Zoll-Touchscreen, Sitz- und Lenkradheizung, Rückfahrkamera, LED-Leuchten rundum und eine Fernentriegelung für die Rückbank mit.
Der 150-PS-Benziner kostet ab 35.190 Euro (Handschaltung; mit Doppelkupplungsgetriebe 2.000 Euro mehr), das sind gut 500 Euro mehr als bisher. Die 180-PS-Variante mit Allrad kostet ab 40.090 Euro, der Diesel ist ab 37.390 Euro zu haben. Der Hybrid mit 239 PS kostet ab 38.990 Euro und ist wahlweise mit Front- oder Allradantrieb erhältlich.
Fazit: Der Sportage bleibt sich treu
Kia hat beim Facelift des Sportage nichts revolutioniert – aber vieles verbessert. Design, Bedienung und Motoren wurden dezent geschärft. Das SUV bleibt ein verlässliches Auto mit klarer Ausrichtung: alltagstauglich, geräumig, komfortabel. Wer keine großen Showeffekte sucht, sondern ein ausgewogenes Gesamtpaket, wird hier fündig. Lagom eben, wie man in Schweden sagen würde.
- Eigene Erfahrungen
- Kia-Pressematerial