Abfuhr an Autobauer Habeck streicht Kaufprämie für viele Autos
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Käufer eines sauberen Autos erhalten einen staatlichen Umweltbonus. Einige Modelle werden aber demnächst von der Förderung ausgeschlossen, sagt Wirtschaftsminister Habeck. Den Autobauern verpasst er einen Seitenhieb.
Ein sauberer, sparsamer Antrieb – und beim Kauf gibts noch einen satten Zuschuss vom Staat: Diese einfache Formel macht den Plug-in-Hybrid zum Erfolgsmodell. In mehr als jedem zehnten Neuwagen steckt die Antriebstechnik. Nun will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Umweltprämie für diese Fahrzeuge einstellen.
Umstrittene Antriebstechnik
"Wir wollen bei der künftigen Förderung von E-Autos den Fokus schärfen und stärker auf Klimaschutz ausrichten. Plug-in-Hybride sind unserer Meinung nach marktgängig und brauchen keine öffentliche Förderung mehr", sagt Habeck der Funke-Mediengruppe. Deshalb will er die Kaufprämie für diese Modelle zum Ende des Jahres auslaufen lassen.
Denn ob Plug-in-Hybride wirklich sauber sind, ist höchst umstritten. Die Hybride (siehe unten) können nur kurze Strecken elektrisch fahren. Meist seien sie aber als reine Verbrenner unterwegs, lautet ein verbreiteter Vorwurf. Und dann sind sie alles andere als sparsam, da die Antriebstechnik mit zwei Motoren und Akku die Autos sehr schwer macht.
Was ist ein Plug-in-Hybrid?
Das Hybridauto kombiniert einen Verbrenner (meist einen Benziner) mit einem E-Motor. Dessen Batterie lädt sich durch den Verbrennungsmotor und durch Rekuperation auf, also durch die Rückgewinnung von Energie beim Bremsen. Beim Plug-in-Hybrid (auch PHEV genannt wegen seiner englischen Bezeichnung Plug-in Hybrid Electric Vehicle) lässt sich der Akku auch an der Steckdose aufladen. Er bietet eine sehr geringe elektrische Reichweite, sein hohes Gewicht von etwa 200 Kilogramm wiederum erhöht deutlich den Spritverbrauch. Käufern eines solchen PHEV zahlt die Bundesregierung dennoch eine hohe Förderprämie aus.
Umweltverbände begrüßen die Entscheidung des Bundeswirtschaftsministers. "Es ist überfällig, die ökologisch und wirtschaftlich widersinnige Förderung von Plug-in-Hybriden zu beenden", kommentiert etwa Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann.
Embed
Förderung für E-Autos soll sinken
Außerdem will Habeck den Umweltbonus für reine Elektroautos schrittweise senken. Im kommenden Jahr soll der Bundesanteil an der Förderung noch 4.000 Euro betragen, 2024 und 2025 sollen es noch 3.000 Euro sein. Sie sei "dann aber immer noch auf hohem Niveau und damit für Verbraucherinnen und Verbraucher interessant, auch weil die Industrie noch einmal 50 Prozent drauflegt", so der Minister.
Abfuhr an Autobauer
Entscheidend für die Prämie ist das Zulassungsdatum des Neuwagens. Wegen der derzeit langen Lieferzeiten gab es bereits Forderungen der Autoindustrie, den Umweltbonus an den Zeitpunkt des Kaufs zu knüpfen. Ihnen erteilte Habeck nun eine Absage. "Wir haben das erörtert, müssen aber dabei bleiben, dass die Kraftfahrzeugzulassung der relevante Zeitpunkt bleiben muss."
"Die Anfälligkeit für Missbrauch ist zu hoch, wenn der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses zählt und nicht die Zulassung." Er fände "es hilfreich, wenn die Automobilhersteller selbst die Differenz ausgleichen würden, die durch die längeren Lieferzeiten entstehen kann".
Die Kaufprämie für Plug-in-Hybride können Käufer demnach nur kassieren, wenn der Neuwagen bis zum Auslaufen der Förderung seine Zulassung erhält. Da die Lieferzeiten der Hersteller derzeit immer länger werden, gibt es dafür aber kaum eine Garantie. Verlässlicher können Sie die Förderung nutzen, indem Sie gleich ein Elektroauto kaufen – das ohnehin die sauberere Lösung ist.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche