Rollende VW-Legende wird 75 Mega-Chance verpennt: Warum der Bulli gar nicht Bulli hieß
Erst mit 55 durfte er zum Bulli werden – obwohl er inoffiziell schon ewig so heißt: Heute wird der VW Transporter 75 Jahre alt. Wie aus einem Werksbesuch ein Welterfolg wurde. Und wie VW eine Riesen-Chance verschlief.
Am 8. März 1950 rollte der erste VW-Transporter (genauer Name: Typ 2 T1) vom Band. Heute, 75 Jahre später, ist der Raumriese weit mehr als ein Transporter. Der Bulli ist ein Symbol. Für Freiheit, für Abenteuer, für eine ganze Generation. Mehr als 13 Millionen Stück wurden bislang verkauft. Und die Erfolgsgeschichte geht weiter. Allerdings: Die Zukunft der rollenden Legende ist elektrisch.
Der Bulli entsteht
Die Geschichte des Bullis beginnt 1947: Der niederländische Autohändler Ben Pon besucht das VW-Werk in Wolfsburg. Dort fällt ihm ein improvisiertes Transportfahrzeug auf, ein Pritschenwagen für den internen Werksverkehr. Pon erkennt das Potenzial dieses Wagens und skizziert das Fahrzeug, das bald als Bulli bekannt werden sollte.
Nur drei Jahre später kommt der Transporter auf den Markt. Ein praktischer Helfer, eher schlicht geformt, dafür aber sehr geräumig – und schnell wird klar: Dieses Fahrzeug hat Zukunft.
Vom Arbeitsgerät zum Lifestyle-Laster
In seinen Anfangsjahren war der Bulli vor allem ein robuster Transporter für Handwerker und Aufbauhelfer in der jungen Bundesrepublik. Doch er konnte mehr. Vor allem die Variante "Samba" mit ihren 23 Fenstern und dem Faltschiebedach entwickelte sich zum Klassiker.
In den 1960er-Jahren eroberte der Bulli die USA: Als Hippie-Bus transportierte er den Geist von "Flower Power" und wurde zum Inbegriff der Jugendkultur. Diese Verbindung machte ihn zum rollenden Symbol einer ganzen Generation.
Wachstum und Wandel
Die Nachfrage stieg so stark, dass die Produktionskapazität in Wolfsburg schon bald nicht mehr ausreichte. VW beschloss, ein neues Werk zu bauen. Hannover erhielt den Zuschlag. 1956 lief dort die Serienproduktion an. Seitdem wird der Bulli in großen Stückzahlen gefertigt.
Vom Nutzfahrzeug zum Elektroauto
Längst ist der Bulli eine rollende Legende. In verschiedenen Varianten – vom praktischen Transporter bis zum Mini-Caravan – läuft er bis heute vom Band. Und seit drei Jahren auch abgasfrei.
Warum eigentlich "Bulli"?
Der Name "Bulli" war einer von neun Vorschlägen, die Volkswagen 1950 für seinen neuen Kleinbus diskutierte. Ursprünglich sollte er für "Bus und Lieferwagen" stehen. Aus markenrechtlichen Gründen entschied man sich aber für die sachliche Bezeichnung "Typ 2" (Typ 1 war der Käfer), um Verwechslungen mit dem Bulldog-Traktor der Marke Lanz zu vermeiden.
In den 50er- und 60er-Jahren war der T2 Bus schlicht als VW-Transporter oder VW-Bus bekannt. Erst in den 70er-Jahren, als er bei jungen Leuten angesagt war, kam der Name "Bulli" wieder auf – und setzte sich ohne Zutun von VW bis heute durch.
Übrigens: Erst 2005 sicherte sich Volkswagen die Markenrechte am Namen "Bulli", nachdem die Firma Kässbohrer (Geländefahrzeuge) 1979 schneller und schlauer war. Erst seit 20 Jahren darf sich der T1 deshalb offiziell Bulli nennen. Seine Fans können also gleich zwei Jubiläen feiern.
- vwn-presse.de: 75 Jahre Bulli – Volkswagen Nutzfahrzeuge feiert den Geburtstag seiner größten Ikone
- ndr.de: Vor 75 Jahren: Die Geburtsstunde des kultigen VW-Bullis
- absatzwirtschaft.de: Warum heißt die Marke so? Heute: Bulli