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Endstation Euphrat: Der Niedergang des Islamischen Staats


Niedergang des "Islamischen Staats"
Endstation Euphrat

spiegel-online, Von Christoph Sydow

10.03.2017Lesedauer: 3 Min.
Syrische Demokratische Kräfte (SDF) bei einem Gefecht gegen Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat.Vergrößern des BildesSyrische Demokratische Kräfte (SDF) bei einem Gefecht gegen Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat. (Quelle: dpa-bilder)
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Die Terrormiliz IS bereitet sich auf den Fall ihrer Hochburgen Mossul und Rakka vor, Chef Baghdadi ist abgetaucht. Rückzugsort soll nun das Euphrat-Tal werden, das den Extremisten ideale Bedingungen bietet.

Die irakischen Regierungstruppen können schon das schiefe Minarett der Nuri-Moschee in der Ferne sehen. In jenem Gebetshaus in Mossul hatte der selbsternannte Kalif und Anführer der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, im Juli 2014 seinen ersten und einzigen öffentlichen Auftritt. Nun stehen die irakischen Sicherheitskräfte nur noch wenige hundert Meter von der symbolisch so wichtigen Moschee am Westufer des Tigris entfernt.

Doch Baghdadi hat sich wohl längst abgesetzt. Amerikanische und irakische Geheimdienste gehen davon aus, dass der IS-Chef aus Mossul geflüchtet ist und sich mit wenigen Getreuen in der Wüste versteckt hält. Vor vier Monaten hat er sich zuletzt in einer Audiobotschaft an seine Anhänger gewandt. Baghdadi nutze kaum noch Telekommunikationsgeräte, glauben die Dienste, sondern kommuniziere über Kuriere mit seinen Untergebenen. Seinen Aufenthaltsort verlagere er ständig - häufig mehrfach am Tag. Geheimdienstkreise in Washington gehen davon aus, dass sich der Top-Terrorist bei Sympathisanten in abgelegenen Wüstendörfern aufhält.

Nach Erkenntnissen des Pentagon hat Baghdadi nur noch seine Feldkommandeure in Mossul zurückgelassen - zusammen mit maximal 2500 IS-Kämpfern, die den Westteil der Stadt und den nahegelegenen Ort Tall Afar verteidigen. Die Führungsfiguren des IS und jene Strategen, die Baghdadi für das langfristige Überleben der Terrormiliz für wichtig erachtet, sind abgetaucht.

USA haben ranghohe IS-Strategen getötet

Doch wer neben dem selbsternannten Kalifen überhaupt noch die Geschicke des IS leitet - darüber rätseln auch die Geheimdienste. Die beiden Stellvertreter Baghdadis, Abu Muslim al-Turkmani und Abu Ali al-Anbari, wurden bei US-Angriffen getötet. Gleiches gilt für Abu Mohammed al-Adnani, den Chefsprecher des IS und Planer terroristischer Operationen im Ausland.

Von den Anführern der ersten Stunde ist nur noch Iyad al-Ubaidi übriggeblieben. Der ehemalige irakische Militäroffizier unter Saddam Hussein gilt als Finanzchef und Nummer zwei im IS-Netzwerk. Neue Figuren sind in den vergangenen Monaten nicht in Erscheinung getreten.

In den vergangenen zwei Jahren hat der IS nicht nur einen Großteil seines Führungsstabs verloren, sondern auch fast zwei Drittel seines Territoriums. Das US-Militär ist zuversichtlich, dass die Terrormiliz innerhalb der nächsten sechs Monate aus allen größeren irakischen Städten vertrieben sein wird. Neben Mossul und Tall Afar hält der IS im Nordirak noch die Stadt Hawidscha, westlich von Kirkuk unter seiner Kontrolle. Sunnitische Milizionäre sollen den Ort im Auftrag der Regierung in Bagdad in den kommenden Monaten zurückerobern.

In Syrien rückt das kurdisch-arabische Bündnis "Demokratische Kräfte Syriens" (SDF) immer weiter auf die IS-Hochburg Rakka vor. Die Truppen stehen nur noch 20 Kilometer vor der Stadt und kontrollieren die wichtigsten Verbindungsstraßen in den Ort. Verstärkung bekommen sie von mehreren hundert US-Marines. Sie wollen Rakka unter anderem mit Artillerie beschießen.

Das Pentagon schätzt, dass Baghdadi 3000 bis 4000 Kämpfer für die Verteidigung der Stadt abgestellt hat. Die Strategie des IS konzentriert sich jedoch darauf, sicherzustellen, dass der Fall von Mossul und Rakka nicht das Ende der Terrororganisation bedeutet.

Geschützt von Sympathisanten - und der Wüste

Das US-Militär rechnet damit, dass sich die Dschihadisten dann in ihr Kerngebiet entlang des Euphrat im syrisch-irakischen Grenzgebiet zurückziehen werden: von der Großstadt Deir al-Sor über die Kleinstädte Majadin und Abu Kamal bis nach Qaim.

In diesen Orten sind viele IS-Kämpfer verwurzelt, viele der sunnitischen Bewohner hier sympathisieren mit der Ideologie der Islamisten. Die schier endlose Wüste, die das wenige Kilometer breite Euphrat-Tal umgibt, bietet den Terroristen zudem ideale Möglichkeiten zu fliehen und unterzutauchen. Die IS-Gegner werden das Territorium niemals komplett abriegeln können, das ermöglicht den Terroristen die Flucht. Mit Geländewagen können die Dschihadisten hier auch jenseits der Straßen zügig vorankommen und sich schnell von Ort zu Ort bewegen.

Baghdadi hatte seine Anhänger schon in seiner bislang letzten Botschaft Anfang November auf den nahenden Zusammenbruch seines Staates eingestimmt. Das sei jedoch nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Endsieg, kündigte der IS-Chef damals an: "Das ist das, was Gott und sein Prophet uns versprochen haben."

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