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US-Wahl: Körpersprache-Experte analysiert TV-Duell von Harris und Trump


Experte analysiert TV-Duell
"Die Körpersprache könnte nicht unterschiedlicher sein"

Von dpa, gr, LCS

11.09.2024Lesedauer: 1 Min.
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US-Wahl 2024: Donald Trump und Kamala Harris im TV-Duell. (Quelle: t-online)

Bei der TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump ging es nicht nur um Inhalte, sondern vor allem auch um das Auftreten der beiden US-Präsidentschaftskandidaten. Körperspracheexperte Stefan Verra analysiert das Duell.

Zum ersten Mal standen sich die US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump persönlich gegenüber. Die Fernsehdebatte beim US-Sender ABC News dauerte rund 90 Minuten. Schauplatz war Philadelphia im hart umkämpften Swing State Pennsylvania. Im Mittelpunkt vieler Beobachter stand das Auftreten der Kandidaten.

Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen auf der Bühne schüttelten die beiden einander die Hände. Die Demokratin ging auf den Republikaner zu und stellte sich namentlich vor. Stefan Verra analysiert für t-online auffallende Details des TV-Duells.

(Quelle: Stefan Verra/Pressematerial)

Zur Person

Stefan Verra ist Trainer, Buchautor und Speaker. Jährlich spricht er bei über 100 Firmenevents und Konferenzen und vermittelt wertvolles Wissen über die Körpersprache. Mit seinen Büchern "Die Körpersprache der Mächtigen" oder "Warum Frauen oft nicht ernst genommen werden und Männer unfreiwillig Single sind" hilft er, die eigene Körpersprache zu verstehen und bewusster einzusetzen.

Vorab hatte es langes Gezerre um den Termin für die Fernsehdebatte gegeben. Bislang ist kein Termin für eine weitere Fernsehdebatte der beiden vereinbart worden. Harris und Trump liegen in Umfragen etwa gleichauf. Beide sind darum bemüht, vor allem unentschlossene Wähler für sich zu gewinnen. In einer aktuellen Umfrage gaben 28 Prozent der Befragten an, sie wüssten nicht genug über Harris – bei Trump lag dieser Wert bei 9 Prozent.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

Die US Präsidentschafts-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump entwickelte sich zu einem verbalen Schlagabtausch. Themen wie Wirtschaft, Migration und Frauenrechte standen im Fokus. Doch auch das Auftreten der Kandidaten auf der Bühne spielte eine entscheidende Rolle. Körperspracheexperte Stefan Verra analysiert das TV-Duell der beiden Kandidaten.

"Wer beim Zuhören nicht auf seine Körpersprache achtet, büßt Sympathien ein. Die Körpersprache der beiden, sie könnte nicht unterschiedlicher sein. Man sieht das gleich bei der Begrüßung. Donald Trump, sehr zögerlich mit missmutiger Mimik, geht nicht wirklich auf seine Gegnerin zu. Er geht eigentlich direkt hinter das Rednerpult. Kamala Harris ganz anders. Sie macht weit mehr Weg, geht auf Donald Trump zu, mit einer weit offeneren Gestik. Allerdings wenn man genau hinschaut, bemerkt man, dass sie auf halbem Weg kurz zögert. Und dieses Zögern zieht sich tatsächlich durch ihre gesamte Körpersprache während der Debatte durch.
Viele ihrer Antworten kommen vorgefertigt rüber. Fast so, als würde sie sie auswendig gelernt haben. Und ihre Nervosität zeigt sich, wenn sie das Wort kurz verloren hat, indem sie zum Beispiel häufig schluckt."

"Wir wissen, dass junge Familien Unterstützung brauchen, …"

"Man sieht das auch an einem anderen Element. Sehr, sehr viele Antworten beginnt sie mit einem, "so". Übersetzt, also mit einem "Also"."

"Also, Donald Trump hat keinen Plan für Sie."
"Also, ich bin die einzige Person auf der Bühne…"

"Dieses "so", dieses "also" ist eigentlich nur ein Zeitgewinn. Was es gebraucht hätte, ist mehr Direktheit. Das hätte weit kraftvoller gewirkt. Man muss ja zugutehalten, im Verlaufe des Gesprächs wurde das viel, viel besser. Dann hat sie begonnen, ihre Gesten im Rhythmus der Worte zu platzieren. Auch ihre Kopfschüttler kamen im Rhythmus ihrer Worte. Wenn Worte und Körpersprache im Rhythmus sind, vermittelt das mehr Kraft."

"Donald Trump hat keinen Plan für Sie."
"Donald Trump hat drei Mitglieder des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten mit der Absicht ausgewählt, den Schutz des Urteils Roe vs. Wade aufzuheben."

"Besonders gut werden, ihre Gesten auch noch, wenn sie ihre Fingerspitzen zusammenbringt. Das nämlich lässt auf einen niederen Cortisol Spiegel schließen, weil es sehr viel Ruhe in den Bewegungen braucht. Cortisol, unser Stresshormon. Wenn das sehr stark zirkuliert in unserem Körper, werden die Bewegungen eben kleiner und abgehackter. Diese ruhigen Fingerspitzen-Bewegungen wirken deswegen stabiler. Was hier natürlich zugutekommt, ist die große Vielfalt in ihrem Gesichtsausdruck. Der ist einerseits sehr positiv, wenn sie freudvoll etwas signalisieren will. Wenn sie etwas nachdrücklich sagen will, hat sie eben die Augenbrauen, die Mundwinkel und ihre gesamte Mimik zur Verfügung. Aber diese große Vielfalt zeigt sich eben auch im Negativ. Sie hebt das Kinn. Damit wirkt sie überheblich, weil sie sich über den anderen erhebt. Sie bildet Stirnfalten, zeigt damit die Skepsis. Manchmal schüttelt sie auch den Kopf. Alles gut. Allerdings, wenn es zu viel gemacht wird, wirkt es eben ein wenig distanzierend, ja fast schon arrogant.
Und jetzt müssen wir uns in die Wählerinnen und Wähler versetzen. Es geht um die Wechselwählerinnen und Wechselwähler, die sich vielleicht mit Donald Trump verbünden oder eben vielleicht mit Kamala Harris verbünden. Wenn aber Kamala Harris jetzt hergeht und ihre Überheblichkeit Donald Trump gegenüber zeigt, passiert psychologisch Folgendes. Sie verbinden diese Überheblichkeit auch sich selber gegenüber, weil sie sich ja mit Donald Trump verbunden haben. Und das wird sie definitiv Sympathien bei diesen Menschen gekostet haben. Aus meiner Sicht auch völlig unnötig. Sie hat nämlich gesagt "Ich will eine Präsidentin für alle Amerikanerinnen und Amerikaner sein". Die Wechselwähler und Trump-Fans werden sich nach dieser Bewegung denken "Ja, meine Präsidentin kann das gar nicht sein".
Donald Trump dahingegen kennen wir sehr gut beim Zuhören. Sehr ruhig, sehr unbewegt. Ja, an manchen Stellen hat man sogar das Gefühl, er würde müde wirken. Allerdings nur negativ darf man das nicht betrachten. Wenn wir nämlich jemanden haben, der sich ständig bewegt und ständig in einer gewissen Unruhe ist und daneben ist jemand, der sehr stabil ist, bringt das natürlich schon auch positive Gefühle bei manchen Menschen. Was er beim Sprechen macht, ist seine übliche, fast schon Aggressivität zu zeigen. Wie entsteht das? Nummer eins: er senkt den Kopf nach vorne, damit wir können wir schon nachdrücklicher. Das Zweite: Er gibt seinen Unterkiefer nach vorne und damit bekommen auch belanglose Aussagen oft eine gewisse Aggressivität. Weiter: Seine Gesten sind klarer. Damit muss man sagen, er wirkt kraftvoller, aber sehr eindimensional kraftvoll. Das heißt, er wirkt nur aggressiv. Da ist selten etwas Sympathisches, da ist selten etwas Lockeres. Und damit spielt er sich körpersprachlich natürlich in eine Ecke, nämlich nur in die Ecke der Menschen, die diese Aggressivität haben wollen.
Dieses Bedürfnis, von ihm besonders maskulin rüberzukommen, konterkariert er mit einer typisch weiblichen Geste. Weiblich deswegen, Frauen klappen öfter das Handgelenk auf und zu, weil die knöcherne Gelenkstruktur, weniger Muskelgewebe und schwächeres Bindegewebe, diese Bewegung eben besser ermöglicht als bei Männern. Jetzt klappt er das auf, gibt noch dazu sehr oft seinen kleinen Finger dazu. Damit wirkt er nicht so kraftvoll, wie er selber wahrscheinlich gerne wäre.
Insgesamt also, muss man sagen, Kamala Harris hat ein wenig geschickter agiert, allerdings nicht so geschickt, wie sie agieren hätte können."

Welche Details dem Experten in der Debatte aufgefallen sind, sehen Sie oben im Video.

Verwendete Quellen
  • Mit Videomaterial via YouTube
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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