"Kommunikationsdesaster" Palmer bedauert Aussage über dunkelhäutigen Radler
Tübingens Bürgermeister Boris Palmer hatte sich über einen rabiaten Radfahrer aufgeregt und ihn als Asylbewerber bezeichnet. Nun bangt er um seine Wiederwahl.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) hat seine umstrittenen Äußerungen über einen dunkelhäutigen Radfahrer als Fehler bezeichnet. Er räumte ein "Kommunikationsdesaster" ein und fürchtet um seine Wiederwahl. "Ich bin seit zehn Jahren Oberbürgermeister von Tübingen. Und jetzt bin ich zum ersten Mal der Meinung: Wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre, würde ich sie verlieren", sagte er am Dienstag dem Onlineportal "faz.net". Seine Amtszeit endet 2023.
"Gehört sich für niemand und für einen Asylbewerber schon dreimal nicht"
Der Oberbürgermeister hatte sich bei einer Veranstaltung der "Südwest Presse" in Ulm Ende April über einen wohl rüpelhaften Radfahrer mit dunkler Hautfarbe aufgeregt, der ihm auf dem Weg zum Veranstaltungsort begegnet war. In einer Facebook-Diskussion zur Frage, warum er die Hautfarbe des Mannes genannt habe, schrieb Palmer der "Südwest Presse" zufolge: "Weil der Typ mit nacktem Oberkörper, Kopfhörer und einer unglaublichen Dreistigkeit um die Leute rum gekurvt ist. Das gehört sich für niemand und für einen Asylbewerber schon dreimal nicht." Kritiker warfen ihm vor, er habe von der Hautfarbe eines Radfahrers auf einen Asylbewerber geschlossen.
Die Grünen im Landkreis und in der Stadt Tübingen hatten Palmers Aussagen als rassistisch kritisiert.
"Ich habe da einen schweren Fehler gemacht"
Dem Portal "faz.net" sagte er nun: "Ich habe nur ganz offen beschrieben, was ich – und nach meiner Erfahrung nicht ich allein – in solchen Situationen denke, wenn einige Sachen zusammenkommen: Jung, männlich, Verhaltensweise, Dresscode und im konkreten Fall schwarzafrikanische Herkunft. Ich knüpfe daran eine Vermutung. Aber ich habe da einen schweren Fehler gemacht, ich würde das heute so nicht mehr sagen." Es tue ihm leid, "dass ausgerechnet die Menschen, die ich damit schützen will – nämlich Migranten mit schwarzer Hautfarbe – sich angegriffen und pauschal stigmatisiert fühlen".
- dpa