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Russen-Propaganda: Merz auf Eisbärjagd? Fake sorgt für Empörung


Emotionale Lügengeschichte
Russen-Propaganda erfindet Eisbären-Jagd von Merz


Aktualisiert am 06.07.2025 - 11:52 UhrLesedauer: 3 Min.
Bären aufgebunden: Russische Propaganda verbreitet eine Lüge umd Friedrich Merz und tote Eisbären.Vergrößern des Bildes
Bären aufgebunden: Russische Propaganda verbreitet eine Lüge um Friedrich Merz und tote Eisbären. (Quelle: Montage:t-online/imago-images-bilder)
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Auch nach der Bundestagswahl geht die Diffamierung deutscher Spitzenpolitiker durch perfide erfundene Lügen weiter. Der Kreml will den Deutschen jetzt offenbar mehrere tote Eisbären aufbinden.

Russische Propaganda hat eine neue aufwendige Lügengeschichte über Friedrich Merz fabriziert. Frei erfunden wird behauptet, der Bundeskanzler habe Robben sowie eine Eisbärin und ihre beiden Jungen getötet. Inuit in Kanada seien empört.

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Die Machart des seit Freitagabend verbreiteten Videos und eines vermeintlichen Nachrichtenartikels deutet stark darauf hin, dass die diffamierende Story auf die Propagandistengruppe "Storm-1516" zurückgeht, die bereits in früheren aufwendigen Fakes Merz, Habeck oder Baerbock attackiert hatte. Ein Video erschien im Zusammenspiel mit einem Text auf einer dafür eigens erstellten Fake-Nachrichtenseite.

Die Unterstellung ist nicht einmal originell: Im vergangenen Jahr war auf ganz ähnliche Weise über Kamala Harris verbreitet worden, sie habe in Sambia ein seltenes Nashorn geschossen. Auch das stimmte nicht.

Nun soll es der deutsche Bundeskanzler gewesen sein. Das nicht existierende "Toronto Journal" meldet die Geschichte von einer Jagd mit Merz, die es nie gegeben hat. Die Seite liegt offenbar auf einem Server in Malaysia und wurde Mitte Juni eingerichtet. Auf dem Portal gezeigte Reporter gibt es zwar, deren Profile wurden aber einfach von der Seite des echten Mediums "Toronta Stars" gestohlen. Es gibt auch eine reguläre Seite torontojournal.com. Diese hat jedoch mit der neu angelegten Seite torontojournal.ca nichts zu tun.*

Vor der Wahl Falschinformation zu Merz' Gesundheit

Merz wird auf der Fake-Seite und in dem dort eingebetetten Video ein "sinnloses Gemetzel" bei einem privaten Jagdausflug in Kanada angedichtet. Merz sei demnach zunächst auf Robbenjagd gewesen. Ein manipuliertes Foto zeigt eine Person mit Merz' Gesicht auf dem Schnee kniend neben einer toten Robbe. Tags darauf sei Merz bei der Jagd einer Eisbärenfamilie begegnet und habe trotz der Warnung der Führer erst die Mutter und dann die beiden Jungen getötet.

Im Video sind auch Bilder toter Eisbären zu sehen. Zu Wort kommt dann noch eine Person mit dem Aussehen der einheimischen Inuit. Merz habe nicht nur gegen das Gesetz verstoßen. Was er getan habe, sei "ein Verstoß gegen alles, woran wir glauben". Die 1.000-Einwohner-Stadt Coral Harbour im Norden Kanadas wolle nicht die "Spielwiese der Reichen" sein. Richtig ist, dass es dort tatsächlich in der Umgebung Eisbären gibt.

Die Kampagne soll offenbar Emotionen gegen Merz schüren. Aus dem Umfeld des Kanzlers hieß es, erfundene Propaganda werde durch Kommentierung nur aufgewertet. Das Bundespresseamt hat eine Anfrage zunächst nicht beantwortet.

Vor der Bundestagswahl hatte es bereits einen "Nachrichtenartikel" und ein Video gegeben, wonach ein Arzt nach einer längeren Behandlung Merz für psychisch instabil halte. Genutzt worden war für die Darstellung ein angeblicher Mediziner des tatsächlich existierenden Karolinen-Hospitals in Merz Nachbarschaft in Arnsberg. Doch weder gibt oder gab es dort den Arzt noch hat das Hospital eine entsprechende psychiatrische Abteilung.

Alina Lipp ging mit Verbreitung voran

Die Online-Recherchegruppe "Gnida Project" hat über den neuen Diffamierungsversuch als erstes Medium berichtet. Sie ordnet ihn der Kampagne "Storm-1516" zu. Die Gruppe steht für vergleichsweise wenige, aber aufwendig gemachte Fakes auch in deutscher Sprache. "Storm-1516" erklärte demnach etwa Selenskyj zum Käufer der Goebbels-Villa bei Berlin, sie dichtete Annalena Baerbock einen bezahlten afrikanischen Liebhaber an und konstruierte gegen Robert Habeck schwere ehrverletzende Vorwürfe.

Dahinter steckt nach Recherchen verschiedener Medien vor allem der US-Amerikaner John Mark Dougan, der in den USA seine Anstellung als Hilfssheriff verloren hatte und in Russland politisches Asyl erhielt. Er steckt hinter einem Netzwerk frei erfundener lokaler Nachrichtenseiten. In Deutschland hatte etwa eine nicht existente "Berliner Wochenzeitung" eine erfundene Story mit Fotos gebracht, Ukrainer hätten einen Schweinekopf in Berlins älteste Moschee geworfen.

Dougan ist mit Akteuren russischer Desinformation vernetzt, die bei verschiedenen Anlässen zusammenkommen. Fotos zeigen ihn auch bei der deutschen Putin-Propagandistin Alina Lipp. Lipp hat wiederholt Fake-Inhalte von "Storm-1516" verbreitet. Das erste deutschsprachige Posting mit der Eisbären-Geschichte kam auch von ihr. "Fake oder wirklich wahr", schrieb Lipp, die sich als Journalistin bezeichnet, am Freitag um kurz nach 20 Uhr auf X.

Die EU hat Lipp vor Kurzem auf die Sanktionsliste genommen – zusammen mit ihrem Kollegen Thomas Röper, der einen Blog betreibt und im Auftrag des russischen Auslandssenders RT Beiträge produziert.

*Wir haben an dieser Stelle noch ergänzt, dass es eine unbeteiligte Seite mit gleichem Namen und anderer Endung der Internetadresse gibt.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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