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Führungskräfte verlassen umstrittenen Uniter-Verein


Distriktleiter geht
Spezialkräfte-Verein Uniter laufen nach Bericht Führungskräfte davon

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 28.02.2020Lesedauer: 3 Min.
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Rechtsextremismus, Tag X, Schattenarmee? Uniter-Aktive stellen sich einem Exklusiv-Interview. (Quelle: t-online)

Nach der Berichterstattung von t-online.de und "Kontraste" über den vom Verfassungsschutz zum Prüffall erklärten Verein Uniter zerfällt die Organisation weiter: Der Mann für die Charme-Offensive geht.

Der umstrittene Spezialkräfte-Verein Uniter verliert den Funktionär, der zuletzt mit dem Eindruck von Transparenz das Image aufpolieren und Vertrauen in der Öffentlichkeit gewinnen wollte: Nach Informationen von t-online.de hat der Leiter des Distrikts Nord, einem von vier Bezirken in Deutschland, sein Amt niedergelegt und tritt aus.

Gründer Hannibal hat danach Mitglieder "zum letzten Endspurt" aufgerufen. In einer Nachricht vom Freitag heißt es: "Zähne zusammenbeißen und unter dem Radar weiter voran kommen".

Der ausgetretene Distriktleiter, der sich "Duke" nennt, stand für einen offeneren Kurs. Er hatte ein Treffen mit t-online.de und dem ARD-Politikmagazin "Kontraste" und weiteren Funktionären des Vereins organisiert. Auch wenn nur Vornamen genannt wurden und Gesichter nicht gezeigt werden durften: Es war das erste Mal, dass sich eine größere Gruppe einem Video-Interview stellte.

Duke räumte Fehler ein, Hannibal sah keine

Duke hatte Fehler in der Vergangenheit des Vereins eingeräumt. Er versuchte, mit den Mitstreitern ein anderes Bild vom Verein zu zeichnen, der vom Verfassungsschutz zum Prüffall wegen möglicher verfassungsfeindlicher Bestrebungen erklärt worden ist. Der von Elite-Kräften gegründete Uniter-Verein diene nur der Hilfe und dem Austausch untereinander sowie sozialen Zwecken.

Klar wurde aber auch: Mitglieder wissen vieles von dem nicht, was im Verein läuft. Es gibt ein Sicherheitsstufenmodell. Die Vereinsangehörigen müssen darauf vertrauen, dass Hannibal und der Vorstand in ihrem Sinne handeln. Viele fielen offenbar auch am Freitag aus allen Wolken über die Nachricht, dass das Finanzamt dem Verein bereits im Herbst die Gemeinnützigkeit aberkannt hat. Bekannt wurde das durch einen Bericht der "Tagesschau". Der Verein plant seinen Umzug in die Schweiz.

Für die Recherchen von t-online.de und "Kontraste" hatte Duke mehrfach Kontakt zu anderen Vereinsverantwortlichen hergestellt. Gründer Andre S. alias Hannibal machte dabei deutlich, dass er bei sich und dem Verein keine Fehler sieht.

Das schrieb er offenbar auch am Freitag an Mitglieder: "Der Verein hat sich nichts zuschulde kommen lassen und es gibt faktisch nichts", heißt es in einer Nachricht, die t-online.de vorliegt. Außerhalb Deutschlands bekomme man von der Berichterstattung nichts mit. Die Nachricht schließt mit dem Aufruf, "unter dem Radar weiter voran kommen".

Hannibal reagierte auf Anfragen dazu nicht. Der Verein teilte mit, damit sei gemeint, die satzungsgemäßen Aktivitäten voranzutreiben. Weil einige karitative Projekte in Verzug geraten seien, "kommt dies teilweise wirklich einem Endspurt gleich". Auf die Formulierung "unter dem Radar" geht der Verein nicht ein.

Situation spitzte sich nach Berichten zu

Nach dem Donnerstag hatte sich die Situation im Verein zugespitzt. t-online.de und "Kontraste" hatten berichtet, dass eine mit Waffen trainierende medizinische Einheit des Vereins auf den Philippinen neben Rettungsdiensten auch die Nationalpolizei ausgebildet hat. Die Nationalpolizei ist für Menschenrechtsverletzungen im Drogenkrieg von Präsident Duterte berüchtigt.

Die Medizin-Einheit von Uniter, die sogenannte Medical Response Unit, spielt bislang in den langfristigen Plänen des Vereins eine große Rolle, soll auch für Auslandsmissionen vorbereitet werden. Hannibal hatte Kritik rundweg zurückgewiesen, dass die Gruppe auch für die Nationalpolizei gearbeitet hat. Er hatte auch von "asymetrischer Kriegsführung" gegen Uniter gesprochen.

Schon im November ein Zerwürfnis

Hintergrund: Uniter ist ein von deutschen Spezialkräften privat gegründeter Verein, der vor allem wegen Gründer "Hannibal" mit rechtsextremen Netzwerken in Verbindung gebracht wird. "Hannibal" stand mit dem Terrorverdächtigen Franco A. in Kontakt, der auch ein (frei verkäufliches) Patch von Uniter hatte. Auch die Gruppe "Nordkreuz" bildete sich aus einem von ihm administrierten Chat heraus. In der Gruppe gab es für einen Tag X nach einem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung "Todeslisten" mit politischen Gegnern, vielfach Flüchtlingshelfern.

Am Morgen erklärte Duke Informationen von t-online.de zufolge Mitgliedern seines Distrikts, er gebe sein Amt ab und verlasse Uniter. Führungspersonal sei von den Verpflichtungen ihm gegenüber entbunden. Mitglieder aus dem Führungsstab sind ihm offenbar gefolgt, die Zukunft des Distriks ist demnach ungewiss. Bereits im November war es einem Bericht des WDR zufolge zu einem Zerwürfnis gekommen, bei dem andere Mitglieder des Führungszirkels ausgetreten waren. Der Verein hat auch massiv Mitglieder verloren, von einst mehr als 2.100 ist die Zahl nach Vereinsangaben auf knapp 1.000 gefallen und nimmt weiter ab.

Duke erweist dem Verein offenbar eine Art letzten Dienst: Er wollte den Rücktritt auf Anfrage von t-online.de weder dementieren noch bestätigen und beantwortete weitere Fragen dazu nicht. Uniter teilte mit, das von t-online.de nach dem fünfstündigen Interview vermittelte Bild entspreche nicht der Wahrheit, Aussagen seien verkürzt dargestellt worden. Interviewte Mitglieder seien "zum Teil eigeninitiativ ausgetreten sind, um weiteren Schaden vom Verein fernzuhalten", heißt es in der Mitteilung.

Der Text wurde mit einer Stellungnahme des Vereins ergänzt.

Verwendete Quellen
  • ARD-Mediathek: Kontraste: Organisation Uniter auf den Philippinen
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