WHO meldet sich bei Suche nach Corona-Ursache zu Wort
Nach neuen Versuchen der USA, den Ursprung von Corona in Laboren in China zu suchen, schaltet sich die WHO ein. Sie kritisiert die Einmischung der Politik.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Einmischung der Politik in die Suche nach den UrsprΓΌngen des Coronavirus beklagt. "Wir bitten darum, die Wissenschaft von der Politik zu trennen und uns in einer angemessenen, positiven AtmosphΓ€re die Antworten finden zu lassen", sagte WHO-Notfalldirektor Michael Ryan am Freitag vor Journalisten. Die Untersuchung werde "von der Politik vergiftet", beklagte er.
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"Die WHO in eine Position zu bringen, in die sie gebracht wurde, ist sehr unfair gegenΓΌber der Wissenschaft, die wir zu betreiben versuchen", betonte Ryan. Es bringe die Organisation in die "unmΓΆgliche Lage, die Antworten zu liefern, die die Welt haben mΓΆchte."
Warten auf Experten
Die Weltgesundheitsorganisation steht unter wachsendem Druck, eine neue Ermittlung zum Ursprung des Coronavirus einzuleiten. Bislang gibt es jedoch keinen Zeitplan fΓΌr diese zweite Stufe der Untersuchung. Eigenen Angaben zufolge will die BehΓΆrde zunΓ€chst auf Empfehlungen von technischen Experten warten, die VorschlΓ€ge fΓΌr weitere Studien unterbreiten sollen.
US-PrΓ€sident Joe Biden hatte am Mittwoch die US-Geheimdienste angewiesen, ihre BemΓΌhungen beim Sammeln und Analysieren von Informationen ΓΌber einen mΓΆglichen Laborunfall in China zu verstΓ€rken. Hintergrund ist die Frage, ob ein solcher Unfall in der chinesischen Stadt Wuhan zu der weltweiten Pandemie mit mehr als 3,4 Millionen Toten gefΓΌhrt haben kΓΆnnte.
Bei einer Tagung der WHO-Mitgliedstaaten drΓ€ngten auch EU-LΓ€nder und mehrere weitere Mitglieder auf Klarheit. Sie forderten Informationen ΓΌber die nΓ€chsten Schritte der WHO bei der Ermittlung der Herkunft des Virus. Dies wird als entscheidend fΓΌr die Vermeidung kΓΌnftiger Pandemien angesehen.
Ein Team internationaler Experten im Auftrag der WHO hatte es im MΓ€rz als "extrem unwahrscheinlich" eingestuft, dass das Coronavirus versehentlich aus einem Labor entwichen sei. Daher hΓ€tten sie diese Spur nicht weiter verfolgt. Es sei vielmehr "wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich", dass das Virus Sars-CoV-2 von einer Fledermaus ΓΌber ein Zwischenwirt-Tier auf den Menschen ΓΌberging.
An dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. Zahlreiche Staaten Γ€uΓerten ihre Besorgnis darΓΌber, dass den Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei.
Schon bald nach Beginn der Pandemie war darΓΌber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus dem Institut fΓΌr Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein kΓΆnnte. Die chinesische Regierung hat das energisch bestritten.
- Nachrichtenagentur AFP