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Coronavirus doch ein Labor-Unfall? WHO-Experte mit brisanten Aussagen


Brisante Aussagen
Coronavirus: WHO-Experte sieht Anzeichen für Labor-Unfall

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 13.08.2021Lesedauer: 4 Min.
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Peter Embarek: Der WHO-Experte sieht beim Ursprung des Coronavirus einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Fischmarkt in Wuhan (oben links) und einem Labor (oben rechts).Vergrößern des Bildes
Peter Embarek: Der WHO-Experte sieht beim Ursprung des Coronavirus einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Fischmarkt in Wuhan (oben links) und einem Labor (oben rechts). (Quelle: Google Earth/Maxar Technologies/imago-images-bilder)

Ein Labor in Wuhan rückt bei der Frage nach der Entstehung der Corona-Pandemie wieder in den Blickpunkt. Der Leiter der WHO-Untersuchungen in Wuhan hat in einem Interview aufhorchen lassen.

Geht die Coronavirus-Pandemie doch auf ein Labor in Wuhan zurück? Die Quelle für die brisante Theorie ist hochkarätig: Peter Embarek, Leiter der WHO-Expertengruppe zu den Ursprüngen des Virus, lässt mit neuen Aussagen aufhorchen. Die Expertenkommission hatte es in ihrem Bericht bisher als "sehr unwahrscheinlich" bezeichnet. In einer Dokumentation sind von Embarek nun andere Töne zu hören. Er erklärt, wie die Einschätzung in dem Bericht zustande kam.

Der dänische Wissenschaftler sagte in dem Beitrag eines TV-Sender seines Heimatlands und in einem online veröffentlichten Artikel, ein Mitarbeiter der Forschungslabore in Wuhan könnte sich bei seiner Arbeit mit Fledermäusen und Proben aus Fledermäusen infiziert haben. In Wuhan gibt es zwei Labore: Ein nationales Hochsicherheitslabor 30 Kilometer außerhalb der Stadt, und ein regionales mitten in der Stadt, wenige hundert Meter vom Fischmarkt entfernt, wo einige der ersten Fälle aufgetreten waren.

Virus in Hufnasen-Fledermäusen ähnelt Sars-CoV2

Deshalb gab es schon im Februar 2020 den Verdacht, dass kontaminierte Proben im Labor den Ausbruch ausgelöst haben könnten. Ein Virus in Hufnasen-Fledermäusen ist dem Sars-CoV2-Virus sehr ähnlich. Die Fledermausart lebt aber Hunderte Kilometer von Wuhan entfernt.

Zwei chinesische Forscher hatten die Version des möglichen Missgeschicks im Labor im Februar 2020 in einem Papier veröffentlicht. Botao Xiao, Professor der renommierten South China University of Technology, hatte erklärt, nur 300 Meter vom Fischmarkt entfernt werde im Zentrum für Seuchenbekämpfung und -prävention mit Fledermausproben gearbeitet. Das Papier hatte er dann aber wieder zurückgezogen. Seine Erklärung gegenüber dem Wall Street Journal: "Direkte Überprüfungen" hätten die Spekulation nicht gestützt.

Mögliche Panne bei Labor-Umzug

Jetzt meldet sich der Leiter der WHO-Untersuchungen mit dem Hinweis auf Anzeichen, dass es so gewesen sein könnte: Aus der Leitung des Labors wurde ihm demnach bei dem Besuch gesagt, das Labor an dem Standort sei am 2. Dezember 2019 in Betrieb genommen worden. Der Termin ist brisant: Er könnte zusammenfallen mit dem ersten Fall, den Chinas Behörden zunächst auf den 1. Dezember datierten.

Der Umzug eines Labors mit Viren- und Probensammlung sei eine erhebliche Störung im Laboralltag, so Embarek in dem Interview. Heißt: Beim Umzug in den Tagen davor könnte etwas schief gegangen sein. Es werde irgendwann interessant, sich diese Zeit und dieses Labor anzuschauen, sagte der Däne in dem Interview mit TV2. In dem Labor sei offenbar mit Parasiten von Fledermäusen gearbeitet worden.

2016 hatten chinesische Medien gemeldet, dass ein Wissenschaftler aus Wuhan in Fledermaushöhlen in 900 Kilometern Entfernung binnen fünf Jahren 1.500 Viren entdeckt habe. Der Mann hatte sich mehrfach in Quarantäne begeben, weil er trotz Schutzkleidung in Kontakt mit potenziell infektiösem Material gekommen war..

"Hören Sie jetzt zu. Wir müssen das mitnehmen"

Das Interview auf dem Sender TV2 mit Embarek gibt auch Einblicke, wie sehr sich die Chinesen gegen die Labortheorie sperrten. Die Version sei unmöglich, darauf solle man keine Zeit verschwenden, sei ihm von chinesischer Seite gesagt worden, so Embarek. "Wir haben darauf bestanden, dass wir es aufnehmen, weil es ein Teil der Fragestellung ist, woher das Virus kam." Erst auf den letzten Drücker sei das beim Besuch Thema geworden. Die Delegation konnte in die Labors, bekam aber nur eine Präsentation zu sehen, keine Laborbücher oder Dokumente.

In den Untersuchungsbericht habe er die Labor-Hypothese nur nach Diskussionen mit dem chinesischen Verhandlungspartner aufnehmen können. "Ich habe gesagt: Hören Sie jetzt zu. Wir müssen das mitnehmen, sonst gibt es keinen Bericht. Es wird nicht als vernünftiger, glaubwürdiger Bericht genehmigt oder akzeptiert". Der Gesprächspartner habe das eingesehen, aber auch gesagt, die Möglichkeit sei schwer zu akzeptieren. Gelungen sei es, weil die Labortheorie im Abschlussbericht schließlich als "extrem unwahrscheinlich" eingestuft worden sei. Die Embarek-Äußerung deutet auch darauf hin, dass die Einschätzung aus politischer, nicht aus wissenschaftlicher Perspektive formuliert wurde.

Das bedeute Gesichtsverlust

Der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus war zur Laborunfall-Theorie deutlicher geworden: "Ich glaube nicht, dass die Untersuchungen umfangreich genug war", sagte er. "Weitere Daten und Studien werden benötigt, um fundiertere Schlussfolgerungen zu ziehen.

China hatte die Labor-Variante immer rundheraus zurückgewiesen. Als Bekräftigung wurde auch ein Bericht der South China Morning Post betrachtet: Sie meldete unter Berufung auf chinesischen Regierungsquellen, bereits am 17. November 2019 sei bei einem 55-Jährigen eine Infektion festgestellt worden. Der frühere Fall würde wegführen vom Labor in Fischmarkt-Nähe.

Embareks äußerte in dem Interview auch Vermutungen, wieso sich China so gegen die Möglichkeit sperrt, das Labor könnte mit dem Ausbruch in Verbindungen stecken. "Dann würde hinter einem solchen Vorfall ein menschlicher Fehler stecken, und das geben sie nicht sehr gerne zu." Das bedeute Gesichtsverlust in einer Kultur, die sehr darauf ausgerichtet sei, keine Fehler zu machen. Die Untersuchungen der WHO-Expertengruppe gehen weiter.

Verwendete Quellen
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