Hunderte Mönche und Nonnen begingen Missbrauch
Missbrauch gab es in der katholischen Kirche auch hinter den Mauern der Klöster. Ăber 1.000 Opfer haben sich nach einem Aufruf gemeldet. Die meisten der ĂŒber 600 TĂ€ter können aber nicht mehr belangt werden.
Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in Deutschland sollen sich auch mindestens 654 Mönche und Nonnen an Kindern, Heranwachsenden und Schutzbefohlenen vergangen haben. Eine am Mittwoch von der Deutschen Ordensoberenkonferenz in Bonn veröffentlichte Umfrage unter den Ordensgemeinschaften ergab, dass sich 1.412 MÀnner und Frauen als Missbrauchsopfer gemeldet hatten.
Von den als TÀtern beschuldigten Nonnen und Mönchen seien etwa 80 Prozent bereits gestorben, hieà es. Allerdings seien 95 Beschuldigte nach wie vor Mitglied ihrer Ordensgemeinschaften, weitere 37 seien aus ihren Orden ausgetreten.
Tausende Opfer, Tausende TĂ€ter
Die nun veröffentlichten MissbrauchsfĂ€lle kommen zu den bereits von der Deutschen Bischofskonferenz ermittelten FĂ€llen hinzu. Laut einer 2018 ermittelten Studie vergingen sich mindestens 1.670 Priester und Diakone an mindestens 3.677 Kindern â zusammengerechnet gab es also mehr als 2.200 TĂ€ter und mehr als 5.000 Opfer im katholischen Raum.
Kritiker warfen den Orden immer wieder vor, die Aufarbeitung der VorgÀnge in den Klöstern zu verschleppen. Nach Angaben der Vorsitzenden der Deutschen Ordensoberenkonferenz beteiligten sich an der Umfrage drei Viertel der insgesamt 392 Ordensgemeinschaften.
"BrĂŒder und Schwestern haben Missbrauch verĂŒbt"
Nach den Ergebnissen kam es in mindestens 22 Prozent der aus Nonnen bestehenden Frauenorden und in 69 Prozent der aus Mönchen bestehenden MĂ€nnerorden zu MissbrauchsfĂ€llen. Die Vorsitzende der Deutschen Ordensoberenkonferenz, Schwester Katharina Kluitmann, erklĂ€rte: "Ja, BrĂŒder und Schwestern unserer Gemeinschaften haben sexuellen Missbrauch in seinen verschiedenen Formen verĂŒbt."
Nicht nur diese Taten hĂ€tten "unsĂ€gliches Leid" ĂŒber die Betroffenen gebracht. "Auch der Umgang von Leitungsverantwortlichen und anderen Ordensmitgliedern mit Betroffenen und ihren Berichten haben Menschen erneut verletzt, die sich durch ihre mutige Ăffnung einen gemeinsamen Schritt auf ihrem Weg der Heilung erhofft hatten - wir bedauern das sehr und erkennen unser Versagen erneut an."
Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, sprach von einer selbstkritischen Auswertung. Er begrĂŒĂe, dass die Orden den Willen geĂ€uĂert haben, weiter mit der Bischofskonferenz zu kooperieren.