t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomePanoramaKriminalität

Polizeikontrolle in Mannheim: Leiche zeigt Spuren von Gewalt – Beamte suspendiert


Mannheimer Polizeikontrolle eskaliert
Leiche zeigt Spuren von Gewalt – Beamte suspendiert

Von dpa, lw

Aktualisiert am 04.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Trauer um einen 47-Jährigen: Er starb nach einer Polizeikontrolle.Vergrößern des BildesTrauer um einen 47-Jährigen: Er starb nach einer Polizeikontrolle. (Quelle: René Priebe/PR-Video/dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Nach dem Tod eines Mannes nach einer Polizeikontrolle sind immer noch viele Fragen offen: Warum starb der Mann? Was geschieht mit den beteiligten Beamten? Auf einer Pressekonferenz gab es nun neue Details.

An der Leiche eines nach einer Polizeikontrolle in Mannheim gestorbenen Mannes sind nach Angaben des baden-württembergischen Landeskriminalamtes (LKA) Spuren stumpfer Gewalt festgestellt worden. Diese seien aber "von geringer Intensität gewesen", sagte LKA-Präsident Andreas Stenger am Mittwoch. Es sei unklar, ob der 47-Jährige eines gewaltsamen oder eines natürlichen Todes gestorben sei. Der Mann habe auch eine Herzinsuffizienz gehabt. Entgegen Zeugenbehauptungen sei das Nasenbein des Mannes nicht gebrochen gewesen, sagte Stenger.

Der 47-Jährige war am Montag nach dem Zusammenbruch zunächst wiederbelebt worden, später aber im Krankenhaus gestorben. Zuvor soll er sich nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft gewehrt haben. Gegen die beiden beteiligten Polizisten wird inzwischen wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt mit Todesfolge ermittelt. Sie sind nach Angaben des Mannheimer Polizeipräsidenten Siegfried Kollmar vom Dienst suspendiert worden. Er betonte eine "vollständige, umfangreiche und lückenlose Aufklärung" des tödlichen Vorfalls.

Beamte hatten Bodycam nicht angeschaltet

Seit dem Tod des Mannes sieht sich die Polizei heftiger Kritik ausgesetzt. Polizeipräsident Kollmar hat darum gebeten, von Beleidigungen und Morddrohungen gegen die beteiligten Polizisten, aber auch gegen Beamte im Allgemeinem, abzusehen. Wegen scharfer Kommentierungen in den sozialen Medien wurden laut Polizeiangaben 150 Verfahren eingeleitet.

Im Internet kursieren Videos, auf denen Schläge eines Polizisten gegen den Kopf eines auf dem Boden liegenden Mannes zu sehen sind. Ob dieses Video echt ist oder überhaupt die fragliche Polizeikontrolle zeigt, ist nicht geklärt. Die beiden Polizisten hatten ihre Bodycams am Körper laut Polizei nicht angestellt.

Die beiden Beamten haben sich laut Staatsanwaltschaft noch nicht zum Ablauf geäußert. Sie seien seines Wissens bislang auch nicht auffällig geworden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mannheim, Romeo Schüssler, an der Pressekonferenz am Mittwoch. Die Männer seien seit mehreren Jahren im Polizeidienst. "Das sind Kollegen, die haben schon das eine oder andere Dienstjahr auf dem Buckel", sagte LKA-Präsident Stenger. "Sofern sie sich strafbar gemacht haben, werden sie die Konsequenzen tragen müssen", sagte Polizeipräsident Kollmar.

Mehr als 70 Videos eingegangen

Nach Angaben von LKA und Staatsanwaltschaft hatte zunächst ein Arzt des Zentralinstituts für seelische Gesundheit Mannheim die Polizei über den 47-Jährigen – einen Patienten – informiert, der hilfsbedürftig sei. Die beiden Beamten und der Arzt hätten den Mann gesucht und in der Innenstadt entdeckt. "Er hat sicherlich den Anweisungen der Beamten, stehenzubleiben, nicht Folge geleistet", sagte LKA-Chef Stenger. Man sehe zudem auf den Videos, dass er sich widersetzt habe, "dass da Bewegungen sind, dass da ein Schlagen ist". Man dürfe sich aber nicht von einzelnen Videosequenzen täuschen lassen, sagte er weiter.

Bislang haben sich laut LKA rund 30 Zeugen gemeldet. Außerdem seien mehr als 70 Videos zur Verfügung gestellt worden – inwieweit es sich dabei zum Teil um identische Videos handelt, ist gemäß den Worten des LKA-Präsidenten noch unklar. Der Fall wird die Polizei aus Sicht des Mannheimer Polizeipräsidenten in der Stadt viel Vertrauen kosten. "Wir werden einige Wochen und Monate brauchen, bis wir Vertrauen zurückgewonnen haben", so Kollmar. "Unsere Bemühungen haben einen Knacks bekommen."

Nach Angaben der Behörden handelte es sich bei dem verstorbenen 47-Jährigen um einen deutschen Staatsbürger mit kroatischen Wurzeln. Der Mann sei im September 2017 eingebürgert worden. Zuvor hatten Gerüchte kursiert, der Mann sei türkischer Abstammung und der Vorfall habe einen rassistischen Hintergrund.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Pressekonferenz am 4. Mai 2022
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website