Sie treten gegen Putin an "Sehe ich wie ein Idiot aus?"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Am 7. Mai 2024 wird Russland einen neuen oder wiedergewählten Präsidenten haben. Die Wahl gilt als Scheinwahl. So denken die Kandidaten über ihren Sieg – im Video.
Vom 15. bis 17. März finden in Russland die Präsidentschaftswahlen für die Legislaturperiode bis 2030 statt. 29 Gegenkandidaten ließen sich aufstellen. Die Wahl gilt jedoch als Scheinwahl, Wladimir Putins Sieg als sicher. Damit wäre er zum fünften Mal der Präsident Russlands.
Der Kremlchef hatte eigens die Verfassung ändern lassen, um wieder antreten zu können. Nach derzeit gültiger Version der Verfassung kann der 71-Jährige 2030 das letzte Mal antreten. Die Amtszeit des Präsidenten in Russland beträgt jeweils sechs Jahre.
In einem Video werden einige der Kandidaten gefragt, ob sie mit ihrem Sieg rechnen. Ihre Antworten sind kurz, aber eindeutig.
Einer Kandidatin wurde außerdem die Teilnahme an der Wahl von Russlands Wahlkommission verwehrt. Die Friedenspolitikerin und offene Gegnerin von Putins Politik Jekaterina Dunzowa habe angeblich mehrere Fehler bei der Organisation ihrer Initiativgruppe und in den vorgelegten Dokumenten gehabt, teilte die Kommission mit.
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Am 7. Mai 2024 wird Russland einen neuen oder einen wiedergewählten Präsidenten haben. Die russische Wahl gilt jedoch als Scheinwahl.
Und hört man sich die Aussagen einiger der 29 Gegenkandidaten von Putin an, wird klar, dass niemand so richtig an den eigenen Sieg glaubt:
Kandidat Andrej Bogdanow wird gefragt, ob er plane, zu gewinnen. Seine Antwort ist eindeutig:
“Natürlich nicht! Sehe ich wie ein Idiot aus?”
Wladislaw Dawankow reagiert mit einem Lachen auf die Frage:
“Es hängt davon ab, was Sie als Sieg betrachten.”
Boris Nadeshdin antwortet mit wenigen, aber dennoch bedeutsamen Worten:
“Ich hoffe, ich bleibe am Ende dieses Wahlkampfes am Leben, bin frei und werde nicht zum ausländischen Agenten erklärt.
Der Oppositionspolitiker Boris Nadeshdin ist bekannt für seine kritischen Worte – auch Richtung Putin. So zum Beispiel in dieser Sendung des russischen Staatsfernsehens:
“Es wird klar, und das kann man an Putin selbst sehen, wie katastrophal die Entscheidung war, die spezielle Militäroperation zu starten – das ist offensichtlich.”
Der nationalistisch-konservative Politiker Sergey Baburin weicht der Frage zuerst aus und antwortet dann mit einem vielsagenden Lächeln:
“Ich plane, alles zu tun, um die russische Gesellschaft zu konsolidieren.”
“Und was ist mit dem Gewinnen?”
“Man sollte immer zu träumen wagen.”
“Sie planen also nicht, zu gewinnen?”
“Sie wissen doch, nur der Herrgott kann planen.”
Auch eine Frau ließ sich aufstellen: Yekaterina Duntsova positionierte sich als Friedenskandidatin und stellte sich deutlich gegen Putin und den Angriffskrieg in der Ukraine.
Die Kommission schloss sie wegen angeblicher Antragsfehler von der Wahl aus.
Aufgeben will sie dennoch nicht und diese Entscheidung anfechten. Dass das Gericht ihr recht gibt, sei allerdings sehr unwahrscheinlich, so Duntsova.
Um Kandidat zu werden, muss ein Bewerber oder eine Bewerberin mindestens 300.000 Unterschriften in mindestens 40 russischen Regionen sammeln. Es dürfen dabei nicht mehr als 7.500 Unterschriften aus einer einzelnen Region stammen.
Die nächste Amtszeit des Präsidenten dauert von 2024 bis 2030.
Hier oder im Video oben sehen Sie einige der Kandidaten und hören ihre teils absurden Äußerungen zu einem möglichen Sieg bei der Präsidentschaftswahl.
- Nachrichtenagentur Reuters
- YouTube: Russian presidential candidates talk about winning