Entscheidende Kriegsphase Putin offenbar sicher: Die Ukraine bricht zusammen

Die Fronten verschieben sich zunehmend in Richtung Westen, Kiew steht unter Dauerbeschuss. Wladimir Putin ist daher offenbar sicher: Die Ukraine wird zusammenbrechen.
Russlands Präsident Wladimir Putin setzt ungeachtet der jüngsten Verärgerung von US-Präsident Donald Trump seine Offensive in der Ukraine mit großer Entschlossenheit und Brutalität fort. Die "New York Times" will erfahren haben, dass der Kremlchef davon ausgeht, dass sich die militärische Lage in diesen Tagen und Wochen zu seinen Gunsten entwickelt. Mehr noch: Putin geht offenbar davon aus, dass die ukrainischen Verteidigungslinien in den kommenden Monaten einbrechen könnten.
Die Zeitung berichtet unter Berufung auf zwei Kreml-Insider, dass der russische Präsident zwar mit verschärftem Druck seines amerikanischen Amtskollegen Donald Trump rechnet, darin aber keinerlei Grund sieht, von seinen Kriegszielen abzurücken. Ein Waffenstillstand ohne weitreichende Zugeständnisse Kiews sei für ihn ausgeschlossen.
Die Politikanalystin Tatiana Stanovaya vom Carnegie Russia Eurasia Center erklärte, Putin werde seine Ukraine-Agenda "nicht opfern, nur um das Verhältnis zu Trump zu verbessern".
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Putin lässt Trumps Wahlversprechen platzen
Der Konfrontationskurs des russischen Präsidenten lässt ein zentrales Wahlversprechen Trumps platzen. Zu Beginn seiner Amtszeit hatte der US-Präsident angekündigt, den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden zu wollen, und sich um ein rasches diplomatisches Entgegenkommen gegenüber Moskau bemüht. Laut der "New York Times" sah Putin zunächst eine Gelegenheit, durch ein Einfrieren des Konflikts einen diplomatischen und wirtschaftlichen Gewinn zu erzielen – insbesondere durch mögliche Sanktionserleichterungen und neue Investitionen aus dem Westen.
Doch je mehr Russland militärisch an Boden gewinnt, desto größer werden dem Bericht zufolge Putins Ansprüche: Er wolle nicht nur die besetzten Gebiete halten, sondern strebe eine grundlegende geopolitische Neuordnung an – einschließlich eines Nato-Rückzugs, einer Neutralitätsverpflichtung der Ukraine und einer Beschränkung ihrer Streitkräfte. Territorial möchte Putin auf keinen Fall Gebiete wieder aufgeben, die seine Truppen bereits erobert haben.
Seine Bereitschaft wachse, dafür auch die Beziehung zu Trump zu gefährden, will die "New York Times" wissen. Trotz mehrfacher Gespräche zwischen beiden Präsidenten sowie diplomatischer Kontakte zwischen Russland und der Ukraine habe Moskau seine Angriffe verschärft. Trump äußerte sich zuletzt ungewöhnlich deutlich: "Wir bekommen eine Menge Bullshit von Putin", sagte er am Dienstag vor Journalisten. Zwar sei der russische Präsident stets freundlich, "aber es stellt sich als bedeutungslos heraus".
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Auf Trumps Angriffe reagiert der Kreml gelassen
Putin wiederum hatte Trump noch Ende Juni bei einem Auftritt in Belarus als "mutigen Mann" gelobt. Gleichzeitig zeigte er Verständnis für die wachsende Ungeduld des US-Präsidenten: "Das echte Leben ist immer komplizierter als die Vorstellung davon", sagte er mit Blick auf Trumps Bemühungen um ein schnelles Kriegsende.
Kremlsprecher Dmitri Peskow spielte Trumps scharfe Worte am Mittwoch herunter und betonte: "Wir nehmen das gelassen." Man rechne mit einer Fortsetzung des Dialogs mit Washington. Die US-Politik insgesamt, erklärte Politikanalystin Stanovaya, habe Putin jedoch nie unterschätzt: "Er hatte keine Illusionen darüber, wie sich Amerikas Kurs gegenüber Russland entwickeln könnte."
In Moskau geht man offenbar davon aus, dass Trump auch weiterhin auf eine Entspannung mit Russland setze – etwa durch spätere Zugeständnisse bei Sanktionen. Einer der mit dem Kreml verbundenen Gesprächspartner der "New York Times" sagte, Putin erwarte mittelfristig ein Abkommen, das Russland wirtschaftliche Vorteile verschaffe, sobald er bereit sei, den Krieg zu beenden.
Russland-Experte Stefan Meister von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik bewertet Putins Haltung als strategisch berechnend: "Wenn die andere Seite keine höheren Kosten verursacht, warum sollte er dann sein Verhalten ändern?"
- New York Times: "Putin, Undeterred by Trump’s Words, Escalates His War Against Ukraine"
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