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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Christopher Street Day Tausende Menschen feiern in Aachen trotz Unwetter

In Aachen demonstrieren trotz Platzregen Tausende Menschen für Vielfalt. Die Teilnehmer betonen, wie wichtig der Christopher Street Day gerade jetzt ist.
Mit einem bunten Demonstrationszug haben am Samstag (7. Juni) in Aachen mehrere Tausend Menschen aus der queeren Community selbstbewusst und gut gelaunt für Vielfalt demonstriert. Das Motto des diesjährigen Christopher Street Day (CSD) lautet dabei: "Nie wieder still – Wir sind queer und wir sind laut, weil man uns die Rechte klaut!"
In den USA und in Teilen Europas gewinnen politische Kräfte immer mehr an Macht und Einfluss, die der queeren Community Freiheiten nehmen wollen. Bei aller Feierlaune sendet der CSD in Aachen daher wie in anderen Städten auch politische Signale aus. Nehmt uns nicht die über Jahrzehnte erkämpften Rechte. Das ist dabei eine jener Botschaften.
Aachen: Tausende Menschen demonstrieren für Vielfalt
Das fordert auch "Pup Merlin", bürgerlich Sascha aus Aachen. Vergangenes Jahr stand der 35-Jährige noch als Dragqueen auf der Bühne des CSD. Nun ist er als "Puppy" dabei. Er trägt ein silbergraues Hemd und eine silbergraue Hose, eine Hundemaske und einen langen Bart. "Wir kämpfen hier um Gleichberechtigung, um Anerkennung", sagt er t-online. "Wir Puppys sind ganz normale Leute", so "Pup Merlin". Er sei "schockiert, dass die AfD solche hohen Prozentzahlen" bei den letzten Wahlen erreicht hat.
Lara aus Aachen sieht das ähnlich. Sie versteht sich selbst als "transidente Person, männlich wie weiblich". Sie trägt schwarze Kleidung und zugleich einen großen Kopfschmuck in den Farben der Trans-Bewegung (Hellblau, Rosa und Weiß). Lara ergänzt: "Ich bin hier, um für meine Rechte einzustehen, aber auch für den Erhalt der Rechte von lesbischen, schwulen und allen anderen queeren Menschen. In den letzten Monaten und Jahren gab es immer mehr Gegenwind gegen uns und unser Recht auf Selbstbestimmung."
Christopher Street Day in Aachen: Unwetterwarnung verursacht Unterbrechung
Der CSD Aachen hat am Freitagnachmittag mit einem Bühnenprogramm, DJs und Bands auf dem Katschhof zwischen Dom und Rathaus begonnen. Am Samstag (7. Juni) folgte ab Mittag die große Demonstration vom Hauptbahnhof aus über den Innenring zum Rathaus. Allein die Demonstration wuchs dabei von anfangs rund 1.200 Teilnehmenden auf weit über 3.000 Menschen an.
Nach der bunten Demonstration folgte ein Festival auf dem Katschhof und dem Marktplatz mit Infoständen und einem umfangreichen Programm auf zwei Bühnen. Aufgrund einer Unwetterwarnung und eines Platzregens wurde das Festival kurz unterbrochen und die Teilnehmenden mussten Schutz suchen.
Berliner Dragqueen fordert Kampf gegen Rechtsruck
Stefan (54) ist mit seinem Ehemann aus einem Außenort der Kleinstadt Hückelhoven im Kreis Heinsberg angereist. Das Paar wirkt auf den ersten Blick älter als die meist jüngeren Menschen auf dem Katschhof. Stefan trägt einen grauen Bart, eine pinkfarbene Mütze und eine Sonnenbrille. Er sagt: "Ich bin hier, weil ich für die Rechte von Schwulen und Lesben einstehen und mich zeigen will." Auch er sieht den Rechtsruck in der Gesellschaft als Gefahr für die Community.
Die Dragqueen "Gaby Tupper" aus Berlin – blonde Haare, sehr viel Schminke im Gesicht und ein kunterbuntes Kleid in den Regenbogenfarben – verbindet einen Aufenthalt im Rheinland mit dem Besuch des CSD in Aachen. "Ich finde es gerade jetzt wichtig, sichtbar zu sein, nicht nur mit allen queeren Menschen, sondern mit allen, die gegen Queerfeindlichkeit und gegen den Rechtsruck sind."
Jene Menschen, sagt die bekannte Travestiekünstlerin aus Berlin, würden "mit uns zusammen die Demokratie unterstützen. Denn darum geht es, die Demokratie aufrechtzuerhalten. Unsere Menschenrechte zu verteidigen. Das sind keine queeren Rechte, das sind Menschenrechte, die für alle gelten sollten."
- Reporter vor Ort