Benzindiebstahl an Tankstellen massiv gestiegen
Der Diebstahl von Benzin und Diesel an Berliner Tankstellen hat 2021 und besonders im laufenden Jahr massiv zugenommen. Im MÀrz 2022 verzeichnete die Polizei 737 FÀlle von sogenanntem Tankbetrug, im Februar waren es rund 600 und im Januar knapp 600 FÀlle. In den entsprechenden drei Monaten 2021 wurden jeweils zwischen 300 und 400 derartige Kraftstoff-DiebstÀhle angezeigt.
Aus Sicht des Verbands des Garagen- und Tankstellengewerbes Nord-Ost ist vor allem die Erhöhung der Kraftstoffpreise verantwortlich fĂŒr die gestiegenen Fallzahlen. "Der Anstieg kommt immer dann, wenn wir PreissprĂŒnge haben", sagte Hans-Joachim RĂŒhlemann, Vorsitzender des Verbands. AuffĂ€llig ist demnach, dass mittlerweile mehr professionelle TĂ€ter am Werk seien, die Diesel oder Benzin "auf Bestellung" klauten. Statt ihr eigenes Auto zu betanken, hĂ€tten sie einige Kanister hinten im Wagen, die sie durch die Fensterscheiben mit Sprit befĂŒllten. Da die ZapfsĂ€ulen in der Regel etwas weiter weg von den Kassierern stĂŒnden, falle der Tankbetrug meistens nicht oder zu spĂ€t auf.
Die endgĂŒltigen Zahlen der Kriminalstatistik des ganzen Vorjahres 2021 liegen noch nicht vor, aber die Polizei stellte bereits fest, dass "in diesem Deliktsbereich schon ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr insgesamt festgestellt wurde". Interessant sind die Zahlen 2021 und 2022 besonders dann, wenn man sie mit der Entwicklung der vergangenen zehn Jahre vergleicht.
2012 und 2013 wurden noch jeweils ĂŒber 7000 FĂ€lle registriert. Das bedeutet im Durchschnitt, dass es fast jede Stunde zu einem Benzin-Diebstahl kam. Die AufklĂ€rungsquoten lagen zwischen 20 und 25 Prozent. Dann halbierten sich die Zahlen bis 2020 auf nur noch 3405 FĂ€lle. 2022 kamen nun schon allein im ersten Quartal knapp 2000 angezeigte Kraftstoff-DiebstĂ€hle zusammen. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnten wieder die Höchstwerte von vor zehn Jahren erreicht werden.
Die TĂ€ter werden in vielen FĂ€llen nicht gefasst, Verurteilungen von Beschuldigten gibt es noch seltener, wie die Zahlen zeigen. In den ersten drei Monaten 2021 wurden bei 233 Taten VerdĂ€chtige ermittelt, im ersten Quartal 2022 bei 254 Taten. Die Polizei stellte fest, dass die Suche nach den TĂ€tern schwierig sei, etwa weil die Filme der Ăberwachungskameras oft eine schlechte QualitĂ€t hĂ€tten. "Nur mit qualitativ hochwertigen Bildern der TatverdĂ€chtigen können Ăffentlichkeitsfahndungen durchgefĂŒhrt werden."
Die gefilmten Nummernschilder seien dazu oft gefÀlscht oder gestohlen. Zeugen zu Identifizierung von VerdÀchtigen gebe es selten. Die Polizei betonte, bei der Verhinderung von TankdiebstÀhlen seien auch die TankstellenpÀchter und Mineralölkonzerne und deren Sicherheitsabteilungen gefordert.
Aus einer aktuellen Antwort des Senats auf eine AfD-Anfrage geht hervor, dass in rund 5200 von mehr als 23.000 Ermittlungsverfahren in den vergangenen fĂŒnf Jahren ein VerdĂ€chtiger ermittelt wurde. Bisher erfolgten aber erst 221 Verurteilungen. Davon waren 205 Geldstrafen, es gab einige Freiheitsstrafen mit BewĂ€hrung und 6 GefĂ€ngnisstrafen ohne BewĂ€hrung. Sehr viele Verfahren der vergangenen fĂŒnf Jahre sind aber noch nicht abgeschlossen.