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Berlin: Strandbad Grünau sortiert Gäste nach PLZ aus


Senatsverwaltung sieht Diskriminierung
Strandbad sortiert Gäste nach Postleitzahlen aus

Von Yannick von Eisenhart Rothe

Aktualisiert am 24.08.2022Lesedauer: 2 Min.
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Strandbad Grünau: Die Einlasspolitik des Bades steht in der Kritik. (Quelle: Andreas Gora via www.imago-images.de)

Ein Berliner Strandbad lässt teilweise nur Gäste mit lokaler Postleitzahl rein. Aber wer wird wirklich danach gefragt? Rassismus-Vorwürfe stehen im Raum.

Die Einlasspolitik eines Berliner Schwimmbads sorgt für Aufregung in der Hauptstadt. Der Vorwurf der Diskriminierung steht im Raum. Beim Strandbad Grünau im Bezirk Treptow-Köpenick wurden Besucher am Einlass teilweise nach ihrer Postleitzahl gefragt. Wer aus dem falschen Bezirk kommt, wurde abgewiesen. Mehrere Medien berichteten über diese Praxis, die jetzt auch die Senatsverwaltung auf den Plan ruft.

Eine Betroffene berichtet im "Tagesspiegel", dass sie mit ihrem schwerbehinderten Sohn dort abgewiesen worden sei, weil sie in Schöneberg wohne. Ihr sei erklärt worden, dass nur Besucherinnen und Besucher aus Ost-Berlin ins Strandbad dürften. Dabei sei das Strandbad "augenscheinlich nicht voll" gewesen, so die Frau.

Gäste werfen Bad Rassismus vor

Die "Bild"-Zeitung zitiert einen Mitarbeiter des Bades. Demnach frage man nicht immer nach der Postleitzahl, sondern erst, wenn sich etwa 400 Personen im Bad befänden. Die Zeitung berichtet weiter, dass es eine Liste mit den "erlaubten" Postleitzahlen gebe. Nach welchen Kriterien diese genau erstellt wurde, sei unklar.

Geht es dem Strandbad darum, Anwohner bei großem Andrang zu bevorzugen? Oder steckt mehr hinter der Türpolitik? In den Google-Rezensionen des Bades verdächtigen mehrere Nutzer den Betreiber, mit der Postleitzahlenabfrage gezielt Menschen mit Migrationshintergrund herauszufiltern. Eine Frau berichtet dort etwa, dass sie mit derselben Postleitzahl ins Bad gekommen sei, mit der zwei Stunden vorher eine Gruppe Jugendlicher mit Migrationshintergrund abgewiesen worden sei. Ein anderer Nutzer bezeichnet die PLZ-Regelung als "fadenscheinige Ausrede".

"Offensichtlich eine mittelbare Diskriminierung"

Auch bei der Berliner Ombudsstelle gegen Diskriminierung sind mehrere Beschwerden von Personen mit Migrationshintergrund gegen das Strandbad Grünau eingegangen, wie die Senatsverwaltung gegenüber t-online mitteilte.

Die Einlasspraxis des Bades sei bekannt, sagte Doris Liebscher, die Leiterin der Ombudsstelle. Die Unterscheidung nach dem Wohnort sei nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz nicht verboten. "Das Gesetz verbietet jedoch Diskriminierungen wegen der ethnischen Herkunft und rassistische Zuschreibungen." Der Bezirk Treptow-Köpenick habe mit 19 Prozent den geringsten Migrationsanteil in Berlin. "Daher liegt hier offensichtlich eine mittelbare Diskriminierung vor", so Liebscher weiter.

Die Betreiber des Strandbads Grünau sind private Pächter, weshalb die Ombudsstelle keine direkte Handhabe in diesem Fall hat. "Es ist zu hoffen, dass eine der migrantischen Familien gegen diese diskriminierende Praxis klagt", sagte Liebscher. Außerdem gebe es die Möglichkeit, dass die Berliner Bäderbetriebe als Verpächter im Pachtvertrag festhalten, dass der Zugang diskriminierungsfrei zu gestalten ist. Im Falle der Zuwiderhandlung sei dann die Kündigung des Pachtvertrages möglich, so Liebscher.

Berliner Bäder-Betriebe greifen nach Kritik durch

In einer Pressemitteilung äußerten sich die Berliner Badebetriebe nun zu der Praxis der Zugangsbeschränkung. "Wir weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass allen Pächtern der Berliner Strandbäder die Betreiberpflicht für den öffentlichen Badebetrieb des jeweiligen Bades übertragen wurde", heißt es. Das bedeute, dass die Teilnahme am öffentlichen Badebetrieb allen Menschen ohne Einschränkungen zu gewähren sei. Einlass- und Zutrittsbeschränkungen würden sich aus der Haus- und Badeordnung nicht ergeben.

Nun solle ein Gespräch mit dem Pächter des Bades in Grünau erfolgen. Dabei soll die "Auffassung und das Verständnis des 'öffentlichen Badebetriebs'" verdeutlicht werden, heißt es.

Verwendete Quellen
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