Staatsanwaltschaft Berlin sicher Kirchen-Missbrauchsopfer um Entschädigung betrogen

Ein Mann wurde von Mitarbeitern der katholischen Kirche missbraucht und sollte 35.000 Euro Entschädigung bekommen. Das Geld strich wohl ein anderer ein.
Erst missbraucht – und dann offenbar auch noch betrogen: Ein 64 Jahre alter Mann ist laut Staatsanwaltschaft Berlin um Geld gebracht worden, das er wegen eines zurückliegenden Missbrauchs ausgezahlt bekommen sollte.
Der Mann, der heute in Berlin lebt, hatte vom Bistum Regensburg 35.000 Euro Entschädigung zugesprochen bekommen, "in Anerkennung des Leides, das Opfern sexuellen Missbrauchs durch Mitarbeitende der katholischen Kirche zugefügt worden ist", heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom Mittwoch.
Vermeintlicher Helfer trug sein eigenes Konto ein
Um die 35.000 Euro soll ihn ein Bekannter gebracht haben, der ebenfalls in Berlin lebt, wie Oberstaatsanwalt Sebastian Büchner t-online sagte. Dieser 62-jährige Bekannte haben dem Missbrauchsopfer im Dezember 2020 beim Ausfüllen des mehrseitigen Entschädigungs-Antrags geholfen.
Dabei habe der mutmaßliche Betrüger als Konto für die erwartete Überweisung seine eigene Bankverbindung angegeben. "Als seitens des Erzbistums Regensburg eine erneute Antragstellung mittels eines aktuellen Formulars erbeten wurde, soll der 62‑Jährige – den die Mitarbeiterin des Erzbistums irrtümlich für den Anwalt des Antragstellers hielt – seinen Bekannten schon nicht mehr einbezogen haben", teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit.
Berliner Oberstaatsanwalt: "Das glauben wir ihm nicht"
Der 62-Jährige habe das neue Formular im Januar 2021 dann komplett selbst ausgefüllt, es mit dem Namen seines Bekannten unterschrieben und wieder seine eigene Bankverbindung angegeben haben. Diesmal mit Erfolg: Die 35.000 Euro des Erzbistums Regensburg kamen nicht beim Missbrauchsopfer, sondern beim Angeschuldigten an.
Dieser habe das Geld bar abgehoben und komplett für sich verwendet. Oberstaatsanwalt Büchner zu t-online: "Er behauptet zwar, er habe nur die Hälfte behalten und die andere Hälfte vereinbarungsgemäß an seinen Bekannten weitergegeben. Aber das glauben wir ihm nicht."
Der mutmaßliche Täter wurde nun von der Staatsanwaltschaft wegen Betruges und Urkundenfälschung angeklagt. Der Prozess soll am Amtsgericht Tiergarten stattfinden.
- Telefonat mit Oberstaatsanwalt Sebastian Büchner
- berlin.de: Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Berlin vom 15. Februar 2023