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Julian Reichelt – Polizeieinsatz in ICE ausgelöst? Ex-"Bild"-Chef: "Kein einziger Fakt"


Polizeieinsatz im ICE
"Kein einziger Satz stimmt": Ex-"Bild"-Chef schießt gegen "Spiegel"

Von t-online, jse, mtt

Aktualisiert am 13.03.2023Lesedauer: 4 Min.
Julian Reichelt (Archivbild): Er wirft dem "Spiegel" Opportunismus vor.Vergrößern des BildesJulian Reichelt (Archivbild): Er wirft dem "Spiegel" Opportunismus vor. (Quelle: Jörg Schüler/imago-images-bilder)
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Wie sehr ist die Situation um Julian Reichelt bei einer Ticketkontrolle im ICE eskaliert? Der ehemalige "Bild"-Chef wehrt sich – der "Spiegel" bleibt bei seiner Darstellung.

Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt soll sich am vergangenen Freitag bei einer Fahrkartenkontrolle im ICE nach Berlin dermaßen mit dem Zugpersonal angelegt haben, dass eine Zugbegleiterin die Bundespolizei einschaltete. Der Grund: Reichelt, so schreibt es der "Spiegel", habe zwar ein Ticket besessen, nicht aber den dazu geforderten Personalausweis. Auch der Hinweis, er sei einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands, habe das Personal nicht erweichen können.

Reichelt behauptet auf Twitter nun: Angeblich stimme an der Geschichte "nachweislich kein einziger Satz, kein einziger Fakt". Der "Spiegel" jedoch beharrt auf seiner Darstellung: "Wir haben unserer Berichterstattung nichts hinzuzufügen", teilte das Magazin t-online am Montag mit.

Es steht damit Aussage gegen Aussage. Wie beschreibt der ehemalige Chefredakteur der "Bild" also den Vorfall im ICE nach Berlin im Gegensatz zum "Spiegel"?

Startete Reichelt in München oder Bremen?

Die Ungereimtheiten beginnen schon mit dem Abreiseort Reichelts. Während er laut "Spiegel" in München losfuhr, beteuert Reichelt, er sei aus Bremen gekommen. "Kein Mensch würde von München über Koblenz nach Berlin fahren, aber es passte dem 'Spiegel' wohl in die Geschichte", schreibt Reichelt – auch wenn der "Spiegel" nicht behauptet hatte, dass Reichelt in Koblenz umgestiegen war, sondern nur, dass der ICE, in den er stieg, aus Koblenz kam.

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Reichelt veröffentlichte außerdem den Screenshot seines Fahrscheins, um zu zeigen, dass er ein gültiges Ticket besaß. Was er allerdings nicht erwähnt: Sein Onlineticket ist nur in Verbindung mit einem Personalausweis oder Reisepass gültig – und beides hatte Reichelt auch nach eigener Darstellung nicht bei sich.

Hätte sich Reichelt mit einem Führerschein ausweisen dürfen?

Laut "Spiegel" soll die Zugbegleiterin Reichelt daher angeboten haben, sich mit einem Führerschein auszuweisen. Auch das Foto eines Dokuments hätte sie dieser Darstellung zufolge wohl ausnahmsweise akzeptiert.

Reichelt hingegen twitterte: Die Bahn akzeptiere einen Führerschein gar nicht als Ausweisdokument. "Wer mit Ticket und Führerschein reist", so Reichelt, "wird von der Bahn angezeigt."

Berief sich Reichelt auf seine Bekanntheit?

Der "Spiegel"-Bericht zitiert außerdem Augenzeugen, die berichten, Julian Reichelt habe erklärt, er sei einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands – man müsse ihn doch erkennen. Ob das stimmt, lässt sich Stand jetzt nicht überprüfen.

Er habe so etwas noch nie in seinem Leben gesagt, erwidert jedenfalls Reichelt bei Twitter. "Warum auch? Mein Name stand ja auf meinem Ticket, auf meinem Führerschein, auf allen Kreditkarten, die ich der Schaffnerin auch noch anbot."

"In die Fänge einer durchgeknallten Schaffnerin geraten"

Zudem habe er keinen Kontakt zu einem "Zugchef" gehabt oder sei von der Bundespolizei am Berliner Hauptbahnhof "abgeholt" worden, schreibt der ehemalige "Bild"-Journalist. Er habe auch nicht "durchgehend mit dem Handy gefilmt", sondern ein Video nach 25 Sekunden beendet.

Die Zugbegleiterin habe der Bundespolizei am Bahnhof erklärt: "Er hat ein Ticket, aber keinen Ausweis und mit Kreditkarten kann ich nichts anfangen." Dies, so Reichelt, belege, "dass ich versucht habe, mich zu identifizieren, die Schaffnerin natürlich wusste, wer ich bin, mich aber zum 'Supersparpreis' von 133,90 Euro ordentlich schikanieren und einen vom Steuerzahler bezahlten Polizeieinsatz auslösen wollte, um recht zu behalten". Den Polizisten mache er indes keinen Vorwurf: "Ich liebe und verehre die Bundespolizei, sollte ich je in die Fänge von Terroristen und nicht von einer durchgeknallten Schaffnerin geraten, bin ich unendlich dankbar für die GSG9."

Thema "Supersparpreis": Über den spricht Reichelt mehrmals während seiner Twitter-Einlassungen, ebenso über die Verspätung, die er auf der Fahrt erlebt habe.

Reichelt: "Spiegel"-Redakteur hätte anrufen sollen

Reichelt wird in seiner Erwiderung auch persönlich. Zu einem der Autoren, Matthias Gebauer, habe er privat ein gutes Verhältnis gehabt. Er teilt ein Foto der beiden, schreibt dazu: "Matthias Gebauer und ich waren ein Jahrzehnt lang enge Freunde, zusammen bereisten wir die Kriegs- und Krisengebiete dieser Erde."

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Gebauer habe sich jederzeit bei ihm melden können, wenn er etwas gewollt hätte. "In den letzten Jahren (...) zum Beispiel Karten fürs DFB-Pokalfinale. Nicht anrufen konnte er gestern, als es um diese Geschichte ging. Das sagt viel über Feigheit und Opportunismus in diesen Zeiten. Hätte Gebauer angerufen, hätte ich ihm all dies berichten können."

Allerdings, das räumt Reichelt ein, habe ihm der "Spiegel" Gelegenheit zur Gegendarstellung gegeben. "Die Nachricht von seinen Kollegen hatte ich am Wochenende nicht gesehen", behauptet er jedoch.

Was der "Spiegel" dazu schreibt: "Wir haben Julian Reichelt per SMS und E-Mail mit dem Vorgang konfrontiert und um eine Stellungnahme gebeten. Unser Beitrag erschien mehr als 24 Stunden nach der Konfrontation."

Hintergrund zum Beitrag

In einer ersten Fassung dieses Beitrags hatte t-online geschrieben, es gebe auch Verwirrung um die Nummer des Zuges, in dem sich der Zwischenfall ereignete. Dass auf dem Ticket-Screenshot Reichelts jedoch eine andere Zugnummer als im "Spiegel"-Beitrag stand, erklärt sich einfach dadurch, dass Reichelt einen ursprünglich vorgesehenen Anschlusszug wegen einer Verspätung nicht erreicht hatte und darum einen anderen Zug nehmen musste.

Verwendete Quellen
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