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Klimaaktivist vor Hungerstreik in Berlin: "Kann sein, dass ich nicht überlebe"


Klimaaktivist tritt in Hungerstreik
"Es kann sein, dass ich das nicht überlebe"


Aktualisiert am 03.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Klick (links) bei einer Protestaktion: Ab dem 7. März hört er auf zu essen.Vergrößern des Bildes
Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Klick (links) bei einer Protestaktion: Ab dem 7. März hört er auf zu essen. (Quelle: privat)

Vor dem Bundestag wollen erneut Klimaaktivisten in den Hungerstreik treten. Einer von Ihnen redet im Interview über seine Verzweiflung.

Der Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Kick war an etlichen Blockaden der "Letzten Generation" beteiligt. In München saß er mit anderen Protestlern in Präventivhaft. Jetzt will er noch radikaler protestieren: Er plant einen Hungerstreik in Berlin.

Die Kampagne trägt den Namen "Hungern bis ihr ehrlich seid". Weitere Aktivisten sollen sich Metzeler-Kick anschließen. Im Interview spricht er über die Forderungen, die Beweggründe und darüber, was Familie und Freunde von dem Protest halten.

t-online: Herr Metzeler-Kick, was genau planen Sie?

Wolfgang Metzeler-Kick: Ab dem 7. März trete ich in den Hungerstreik, unbefristet. Wir haben ein Camp in der Nähe vom Bundestag angemeldet, warten aber noch auf die Bestätigung. Am gleichen Ort, wo 2021 bereits Aktivisten der "Letzten Generation" ihren Hungerstreik verbracht haben. Ich fange an, mindestens ein weiterer Mitstreiter wird später dazukommen und auch hungern.

Was wollen Sie damit erreichen?

Dass die Bundesregierung eine Regierungserklärung herausgibt, in der sie klar sagt: Die Klimakatastrophe gefährdet die Existenz der Menschheit. Wir haben jetzt mit 0.42 Promille schon mehr CO₂ in der Atmosphäre als die 0.35 Promille, die der Weltklimarat als Zielwert für einen Pfad bis 2150 ausgegeben hat, mit dem das Paris-Ziel eingehalten werden könnte. Lassen Sie es mich anschaulich machen: Nehmen wir an, Sie haben zwei Bier getrunken und damit 0.42 Promille. Sie müssen aber innerhalb einer Stunde auf 0.35 Promille kommen, sonst stirbt Ihr Kind. Dann kommt Christian Lindner mit einem Kasten Bier rein und sagt, der wird schlecht, den müssen wir trinken. Wie viele Bier würden Sie noch trinken?

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In diesem Szenario wohl keins.

Wahrscheinlich sollten Sie eher kotzen und Sauerstoff einatmen. Es sind wirklich extreme Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen müssen.

Was wäre denn aus ihrer Sicht das klimatechnische Kotzen, um in ihrem Bild zu bleiben?

Vor allem müssen wir den CO₂-Ausstoß endlich massiv reduzieren. Aber das allein wird nicht reichen. Wir müssen massenhaft CO₂ aus der Atmosphäre filtern und eine Lösung für die Endlagerung finden.

Wieso fordern Sie dann eine Regierungserklärung?

Die meisten Menschen verdrängen immer noch, wie lebensbedrohlich die Klimakatastrophe ist. Der erste Schritt, dass irgendetwas passiert, ist ein Ende dieser Verdrängung, in der Politik und in der Bevölkerung. In der Corona-Krise hat Angela Merkel sich hingestellt und die verschärften Maßnahmen damit gerechtfertigt, dass jetzt schon viele Menschen sterben und ohne Maßnahmen noch viel mehr sterben würden. Die Regierung muss jetzt wieder die Wahrheit aussprechen. Solange wir uns alle anlügen, sehe ich schwarz.


Quotation Mark

Es ist für mich ein restlos egoistischer Entschluss.


Wolfgang Metzeler-Kick


Ein Hungerstreik ist potenziell lebensbedrohlich. Wie weit wollen Sie gehen?

Es kann sein, dass ich das nicht überlebe. Das darf ich nicht verdrängen, wenn ich gegen die Verdrängung der Menschen ankämpfe. Aber ich treffe Vorsichtsmaßnahmen. Am Anfang werde ich täglich 250 Milliliter Saft trinken, damit der Körper nicht die Muskeln abbaut, sondern Fett verbrennt. Außerdem werde ich Vitamin B1 zu mir nehmen. Eine Eskalationsstufe wäre, den Saft irgendwann wegzulassen, also in den absoluten Hungerstreik zu gehen.

Die "Letzte Generation" hat kürzlich das Ende der Klebeblockaden verkündet und will ins EU-Parlament. Ist ihr Streik auch ein Zeichen der Spaltung in einen radikaleren und einen weniger radikalen Teil der Gruppe?

Es gab schon unterschiedliche Meinungen, wie man weitermachen sollte. Die "Letzte Generation" will sich den Hungerstreik als Eskalationsstufe aufsparen. Deshalb läuft diese Kampagne jetzt unter einem anderen Namen. Aber als Spaltung betrachte ich das nicht. Ich habe nicht vor, nach dem Hungerstreik eine Konkurrenzgruppe zur "Letzten Generation" zu gründen.

Was sagen Freund und Familie zu ihren Plänen?

Die finden es schlimm. Es ist für mich ein restlos egoistischer Entschluss. Weil es für mich unerträglich ist, wie die pessimistischsten Prognosen des Weltklimarats Jahr für Jahr eintreffen und trotzdem nichts passiert. Wenn ich irgendwann realisiere, dass wir nicht mehr zu retten sind, dann kann ich mir wenigstens nicht vorwerfen, nicht alles probiert zu haben.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Wolfgang Metzeler-Kick
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