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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wasserbetriebe erklären Ursache Faule-Eier-Geruch am Reichstag: Das steckt dahinter

Im Regierungsviertel roch es zuletzt unschön: Für das übelriechende Phänomen gibt es mehrere Ursachen.
Diese Berliner Luft riecht nach faulen Eiern: Wer in den vergangenen Tagen vor der Spree am Reichstagsgebäude vorbeispazierte, konnte einen üblen Geruch in der Nase vernehmen. Vor allem an den trocken und heißen Tagen sei der Müffelgeruch zuletzt streng gewesen, hieß es in der "Bild"-Zeitung.
Laut einem Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB) gibt es für die Faule-Eier-Wolke in Bundestagsnähe mehrere Gründe: Zum einen müsse man sich den Reichstag wie eine "Insel in der Spree" vorstellen – umringt also von Spree-Kanälen, die jedoch recht träge daher kommen.
In der Gegend fehlt es nämlich an Kanälen, die das Spreewasser in Bewegung halten, stattdessen steht das Wasser dort oft einfach. Kommen dann Abwasser, Fette und sonstiger Unrat in den Fluss hinein, bleibt dieser oft erst einmal in Reichstagsnähe – und gärt bei den zuletzt hohen Temperaturen dann vor sich hin.
Auch die Sommerpause im Bundestag spielt eine Rolle, so der Sprecher: Die Anwesenheit der Politiker und ihrer Mitarbeiter erhöht auch den Wasserverbrauch in der Gegend. Weil damit derzeit auch auf der Bundestagstoilette eine "Sitzungswoche" stattfindet, wird im Regierungsviertel insgesamt mehr gespült – und in den Fluss gerät mehr Abwasser. Der zuletzt ausbleibende Regen verschärft das Problem der vor sich hin stinkenden Spree weiter.
Und noch ein Faktor: die Baustelle für das neue Besucherinformationszentrum des Reichstags an der Scheidemannstraße. Dafür legen die BWB einen Mischwasserkanal in Richtung Tiergarten um – was aber auch zur Folge hat, dass in die Spree vor dem Reichstag noch weniger Wasser hineinfließt als bislang.
Ist der Geruch am Reichstag wieder Geschichte?
Doch der BWB-Sprecher ist trotz des von manchen Nasen beklagten Gestanks guter Dinge: Der Flussabschnitt sei bislang nicht als Schwerpunkt von Gerüchen bekannt gewesen, mit dem nun einsetzenden Regen dürfte der Muff im Regierungsviertel schon bald wieder aus der Luft sein. Eine Reporterin, mit der er am Donnerstag sprach, habe am Morgen vor dem Gebäude schon nichts mehr erschnüffeln können.
Mit dem Geruch aus den Abwasserkanälen haben die BWB seit den späten 1990er Jahren zu tun: Eine eigens eingesetzte Taskforce kämpft gegen die Gerüche aus der Tiefe an – und das entlang aller 6.450 Kilometer Schmutz- und Mischwasserkanäle der Hauptstadt. Jedes Jahr erhält die BWB rund 250 Beschwerden wegen Geruchsbelästigung, und geht dann auf Ursachenforschung.
Um die Gerüche zu mildern werden schon einmal Kanäle umgebaut, das Abwasser mit Chemikalien behandelt oder auch Fettabschneider zum Entfernen des angesammelten Fetts verwendet. Nur noch selten werden dagegen die sogenannten "Kanal-Deos" (Duftrichtung Zitrone-Orange) eingesetzt, die in die Kanalisation gehängt werden. Jeder Abwasserkanal wird turnusmäßig gereinigt – und das jeweils zwischen einem Zeitraum von entweder allen zwei Wochen oder bis zu zehn Jahren.
- Telefonat mit einem Sprecher der Berliner Wasserbetriebe
- bild.de: Am Bundestag stinkt’s nach faulen Eiern