Schonungslose Abrechnung Bobic über seine Zeit bei Hertha: "Da waren faule Äpfel dabei"

Deutliche Worte: Ex-Hertha-Boss Fredi Bobic spricht von "faulen Äpfeln" in der Mannschaft und "Berliner Mief". Worum es in seiner Abrechnung noch geht.
Fredi Bobic wird richtig deutlich: Der ehemalige Hertha-Geschäftsführer hat in einem YouTube-Interview am Mittwoch mit seinem Ex-Verein abgerechnet. Im Format "Realtalk" nannte der 53-Jährige die Zustände bei Hertha BSC einen "Berliner Mief" und sprach von "faulen Äpfeln" in der Mannschaft.
Bobic, der im Juni 2021 mit großen Hoffnungen aus Frankfurt nach Berlin gewechselt war, beschreibt seine Zeit bei Hertha als Debakel von Beginn an: Bereits kurz nach seinem Amtsantritt habe er "sofort mehr Geld machen" müssen, als er ausgeben durfte.
Strukturelle Probleme und interne Grabenkämpfe
Besonders hart ging Bobic in dem Podcast mit der Vereinsführung und den internen Strukturen ins Gericht. Er verglich Hertha BSC mit "der Stadt und dem Senat: in sich total zerstritten, null ehrlich miteinander, die leben vor sich hin."
Die damalige Mannschaft schätzte Bobic als "komplett falsch" ein: "Diese Mannschaft war weit weg von einer Mannschaft. Da waren faule Äpfel dabei." Seine Entscheidung, Trainer Pál Dárdai zu entlassen, bereut er nicht.
"Eigentlich haben wir ihn nur gerettet, dass er rauskommt, ohne eine Beule", so Bobic, der Dárdai zwar persönlich nichts vorwirft, ihn aber "nicht für einen guten Trainer auf Dauer" hält. Dieser könne, so Bobic, "eine Sache gut, aber das kann er nur bei Hertha. Soll er's mir mal bei einem anderen Verein beweisen, dann sage ich: ‘Respekt'."
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Harte Kritik übt Bobic auch an der schnellen Aufgabe der Vereinsführung. CEO Carsten Schmidt habe "nach drei bis vier Monaten aufgegeben", Präsident Gegenbauer sei ebenfalls gegangen. "Plötzlich war ich alleine da", beklagt sich Bobic.
Er erklärte in dem Podcast zudem, dass nach seiner Entlassung der damalige Präsident Trainer Sandro Schwarz untergraben habe. Kurz darauf trat Schwarz zurück, Hertha stieg im Mai 2023 in die 2. Liga ab und spielt dort noch immer.
Streit zwischen Bobic und Hertha BSC läuft weiter
Anfang Juli hieß es vom Landgericht Berlin, dass der Millionenstreit zwischen der Hertha und Bobic vor Gericht weitergehen wird: Der 53-Jährige fordert von dem Zweitligisten knapp 3,4 Millionen Euro – zusammengesetzt aus einer vertraglich festgesetzten Abfindung von 2,7 Millionen und ausstehenden Gehaltszahlungen für die Monate Februar bis April 2023 in Höhe von 594.000 Euro.
Bobic will in dem Verfahren möglichst schnell einen sogenannten Vollstreckungstitel erzwingen, mit dem er die klamme Hertha zur Zahlung auffordern könnte. Doch das Verfahren zieht sich jetzt auch schon lange. Immer wieder sorgten unter anderem Befangenheitsanträge von der Hertha-Seite für eine Verzögerung.
Nach dem letzten Termin hatte das Gericht auf Wunsch beider Seiten eine Einigung auf einen Vergleich in Höhe von 3,2 Millionen Euro vorgeschlagen. Hertha lehnte das Angebot dann nach Angaben von Bobic aber doch ab.
Bobic hatte nach seiner ordentlichen und außerordentlichen Kündigung in zwei Verfahren geklagt. Im zweiten hatte das Landgericht der Klage von Bobic gegen die außerordentliche Kündigung stattgegeben. Allerdings ging Hertha in Berufung. Auch hier gibt es noch keinen neuen Termin. Bobic ist mittlerweile Fußballchef beim polnischen Spitzenklub Legia Warschau.
- youtube.com: Fredi Bobic: Wieso Hertha nicht erfolgreich ist & was er bei Legia Warschau tut! | Interview
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa