t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalBerlin

Berlin: Getötet und auf den Müll geworfen – der Mord an Beate Fischer


Rechte Tat in Reinickendorf
Getötet und auf den Müll geworfen: Der Mord an Beate Fischer


23.07.2025 - 17:58 UhrLesedauer: 3 Min.
Kerzen und Plakate stehen nahe des Tatorts bei einem Gedenken 2024 (Archivbild): Die Errichtung einer Gedenktafel wurde beschlossen.Vergrößern des Bildes
Kerzen und Plakate stehen nahe des Tatorts bei einem Gedenken 2024 (Archivbild): Die Errichtung einer Gedenktafel wurde beschlossen. (Quelle: Die Linke Reinickendorf)
News folgen

Eine Frau wird vor 31 Jahren brutal ermordet und neben Mülltonnen abgelegt. Eine Gedenktafel ist beschlossene Sache – doch die Umsetzung verzögert sich.

Beate Fischer trifft in der Nacht des 23. Juli 1994 vier Männer am S-Bahnhof Lichtenberg und fährt mit ihnen in eine Wohnung in Reinickendorf. Wenige Stunden später ist sie tot – ermordet von Neonazis. Erst 2018 wird der Mord dann auf Druck von Initiativen als rechte Gewalttat anerkannt – auch eine Gedenktafel wird beschlossen. Was ist genau passiert?

Loading...

Beate Fischer wächst im Berliner Ortsteil Weißensee auf und arbeitet 1994 als Domina in Berlin. Die 32-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ob sie an dem Juliabend freiwillig mit den Männern mitgeht, ist unklar.

Misshandelt und gefoltert: Ermittler fassen vier Täter

In der Wohnung, die damals als Szenetreff für Neonazis gilt, wird Beate Fischer dann von den vier Männern mehrfach vergewaltigt, gefoltert und am Ende ermordet. Das geht aus dem späteren Prozess hervor. Die Misshandlungen sollen bis zu zehn Stunden angedauert haben. Dann wickeln die Männer die Leiche in eine Decke und legen sie bei den Mülltonnen ab. Anwohner finden sie wenig später.

Nach einer kurzen Flucht fassen Ermittler die vier Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren. Fast ein Jahr später, im April 1995, werden sie verurteilt. Drei der Männer werden nach Jugendstrafrecht zu 9 und 10 Jahren Haft verurteilt. Der älteste der Täter bekommt eine lebenslange Haftstrafe nach Erwachsenenstrafrecht. In der Verhandlung stellt das Gericht auch die Motive fest: Hass auf Sexarbeiterinnen, gefestigt durch ihr rechtsextremes Weltbild.

2018: Studie führt zu Anerkennung als rechter Tat

Im Urteil heißt es: "Sie wussten, dass es sich bei ihr um eine Prostituierte handelte. Nach den Vorstellungen der Angeklagten gehörte sie damit einer Gruppe von Menschen an, die sie als 'minderwertig' ansahen." Alle vier Täter gehörten seit ihrer Jugend der rechtsextremen Szene an.

Trotz des Urteils wird die Tat nicht als politisch rechts motivierte Tat aufgenommen. Das geschieht erst, als sich 2018 unter anderem Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin des Falls annehmen. Warum so spät?

Lederle: Mord "lange als Tat im Rotlichtmilieu abgetan"

Felix Lederle, für Die Linke in der Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf, sagt zu t-online: "Der Mord an Beate Fischer wurde lange abgetan als Tat im Rotlichtmilieu". Damals seien Behörden sehr zurückhaltend gewesen, solche Taten als politische Morde anzuerkennen. Darum sei es besonders wichtig, sich daran zu erinnern. Lederle sagt weiter: "Es geht darum, einen Bewusstseinswandel beim Thema Gewalt an Frauen herbeizuführen".

Aus diesem Grund hat er im vergangenen Jahr, gemeinsam mit den Grünen und der SPD, einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf gebracht, um eine Gedenktafel für Beate Fischer zu errichten. Dieser sei einstimmig beschlossen worden. Doch wann das Vorhaben umgesetzt werden kann, ist noch unklar.

In einer Rede zum Gedenken an den Mord im Jahr 2024 spricht Lederle nicht nur von dem rechten Weltbild, das die Täter aus Sicht des LKA hatten. Er bezeichnet den Mord als Femizid, weil es sich bei der Tat "nachweislich um einen Mord aus Frauenhass" gehandelt habe. Gewalttaten und Femizide an Frauen nehmen seit Jahren aus unterschiedlichen Gründen zu in Deutschland und sind auch heute ein großes Problem, in Reinickendorf werden laut Lederle auch im Bezirksvergleich "erschreckend hohe Zahlen von Gewalt gegen Frauen" verzeichnet.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom