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"Cloud"-Region: So kommt Googles Milliarden-Investition in Berlin an


"Cloud-Region" geplant
Freude und Skepsis über Googles Milliardeninvestition in Berlin


Aktualisiert am 11.09.2021Lesedauer: 3 Min.
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Das "Google" Logo an einem Bürogebäude (Symbolbild): Der Tech-Konzern will in der Region Berlin investieren.Vergrößern des Bildes
Das "Google"-Logo an einem Bürogebäude (Symbolbild): Der Techkonzern will in der Region Berlin investieren. (Quelle: Daniel Tsang/Zuma Wire/imago-images-bilder)

Google will in Berlin-Brandenburg eine neue sogenannte Cloud-Region aufbauen. Wie kommt die Ankündigung in der Hauptstadt an? Und was bedeuten die Pläne des US-Giganten für die europäische Cloud- und Dateninfrastrukturinitiative "Gaia-X"?

Es ist eine beeindruckende Summe: Eine Milliarde Euro will Google bis 2030 in den Bau von zwei neuen Rechenzentren in Deutschland sowie in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren. Eines der Rechenzentren soll im Großraum Berlin entstehen: eine neue Cloud-Region Berlin-Brandenburg. Wo genau der Server stehen soll, wurde noch nicht mitgeteilt.

Doch die Ankündigung kommt im Berliner Senat bereits gut an: "Ich freue mich, dass Google die zwei wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit – Klimaschutz und Digitalisierung – hier in Berlin in den Mittelpunkt stellt", sagt Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) zu t-online. Mit seinen Investitionen unterstütze das Unternehmen die digitale und ökologische Transformation der Wirtschaft in der Hauptstadt. Pop weiter: "Politik braucht starke Partner, um den Digitalstandort Berlin-Brandenburg weiter zu stärken und nachhaltig zu entwickeln."

Auch bei der CDU sieht man die Pläne von Google "prinzipiell sehr positiv", wie es Klaus-Hubert Fugger, Pressesprecher des Wirtschaftsrates der Partei, ausdrückt. "Die Anlageninvestition ist sehr zu begrüßen und für ITler bringt es bestimmt viele Jobs." Man müsse allerdings schauen, ob genügend grüner Strom zur Verfügung stehe, gibt Fugger zu bedenken.

Google-Investitionen in Berlin: Kritik kommt von Datenschützern

Ganz andere Bedenken hat der Datenschutz-Aktivist Max Schrems. Wenn es nach dem Österreicher ginge, dürften Unternehmen und Einrichtungen in Europa eigentlich gar keine Cloud-Dienste von US-Anbietern einsetzen, da letztlich auch Server in Deutschland nicht vor dem Zugriff von US-Geheimdiensten geschützt seien. Seine Skepsis gilt zudem den großen Konkurrenten Microsoft und Amazon AWS sowie allen anderen US-Providern.

Schrems hatte im vergangenen Jahr ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) erwirkt, wonach der Beschluss 2016/1250 der Europäischen Kommission zur Übermittlung personenbezogener Daten in die USA (Privacy Shield) unwirksam ist. Dieses Urteil schwebt nun "wie ein Damoklesschwert über Big Tech", sagt Johannes Caspar zu t-online. Der Jurist war bis zu diesem Jahr Hamburgischer Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit.

Caspar glaubt, der Aufbau von Rechenzentren in Europa oder im nationalen Bereich, etwa durch die Einbeziehung eines Unternehmens wie T-Systems als Datentreuhänder, könne der Gefahr massiver Bußgelder und dem Kollaps des Geschäftsmodells vorbeugen.

"Insgesamt ist daher eine Entwicklung weg von einer zentral-globalen Datenverarbeitung hin zu lokalen Lösungen erkennbar." Das sei grundsätzlich zu begrüßen, denn so würde die "digitale Souveränität" gestärkt.

Immerhin, beim Start-up LiveEO kommen die Pläne gut an. Das Berliner Unternehmen bietet eine satellitenbasierte Software an, die Infrastrukturen in den Bereichen Energie, Bahn und Pipelines überwacht.

"Unmittelbar profitieren wir zwar nicht. Auf mittlere Sicht ist es jedoch gut für uns, wenn der Digitalstandort Berlin gestärkt wird", erklärt Sven Przywarra, einer der beiden Gründer von LiveEO. "Darüber hinaus kann das Google-Rechenzentrum in Deutschland die Adaption der Cloud bei deutschen Unternehmen vorantreiben, für die es oft wichtig ist, wo ihre Daten liegen."

Für die europäische Cloud-Initiative "Gaia-X" werde das Leben dadurch allerdings nicht einfacher, erklärt Andreas Naujoks, der Sprecher von LiveEO. Denn Unternehmen binden sich in diesem Bereich oft für längere Zeit an eine Lösung, da die Wechselkosten sehr hoch sind. Google genieße als äußerst starke Marke einen Vertrauensvorschuss, was Produkt und Technologie angehe, den sich das europäische Projekt erst noch erarbeiten müsse.

"Gaia-X": Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte das Projekt beim Digitalgipfel im Oktober 2019 vorgestellt, als Plattform zum Speichern von Daten in externen Rechenzentren, um Europas Abhängigkeit von US-Giganten wie Google, aber auch Amazon und Microsoft zu reduzieren.

Die gemeinsamen Standards von "Gaia-X" sollen außerdem dazu dienen, die Regeln des europäischen Datenschutzes und der Datensouveränität einzuhalten.

Als Rückschlag für die europäische Cloud- und Dateninfrastrukturinitiative sieht die Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär, die Ankündigung von Google allerdings nicht. Sie ist kürzlich von Armin Laschet für sein Zukunftsteam berufen worden – in der Zuständigkeit Digitalisierung und Innovation.

Digitalministerin Bär: Googles Engagement ist "wichtiger Leuchtturm"

Bär lobt ebenfalls Googles Engagement für die die digitale Transformation in Deutschland unter Achtung ökologischer Nachhaltigkeit. "Das stärkt den Standort Deutschland und ist ein wichtiger Leuchtturm und ein Signal für andere Unternehmen, es Google hier gleichzutun."

Gerade auch für das "Gaia-X"-Projekt sei ein Ausbau hierzulande wichtig. Google ist Mitglied des europäischen Projekts und hat laut Bär daher ein Interesse daran, künftig entsprechend konforme Dienste anzubieten. Die Erfahrung und das Wissen über Cloud-Infrastrukturen könnten dem Projekt einen großen Mehrwert bieten.

Dass die Idee des Ökosystems Früchte trägt, sehe man auch an der jüngsten Ankündigung der Telekom/T-Systems und Google zum Aufbau einer souveränen Cloud, die auf Open-Source-Technologien basiert und vollständig "Gaia-X"-konform sein werde, so Bär: "Beide Unternehmen sind Mitglieder der "Gaia-X"-Association und wollen mit der neuen Cloud ein konformes Angebot für den öffentlichen und privaten Sektor schaffen." Bär glaubt, dabei würden die in Deutschland angekündigten Rechenzentren eine bedeutende Rolle spielen.

Die "Gaia-X"-Association zählt Bär zufolge aktuell 300 Unternehmen und Organisationen, davon kommen 87 aus Deutschland – aus der Metropolregion Berlin-Brandenburg immerhin 12.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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