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Berlin: Bessere Noten durch Duzen? "Völliger Quatsch!"


Vorschlag der Berliner Jusos
Bessere Noten durch Duzen? "Völliger Quatsch!"

Von Kriss Rudolph

Aktualisiert am 12.10.2021Lesedauer: 2 Min.
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Eine Lehrerin unterrichtet eine Schulklasse (Symbolbild): Dürfen Schüler ihre Lehrer in der Hauptstadt bald duzen?Vergrößern des Bildes
Eine Lehrerin unterrichtet eine Schulklasse (Symbolbild): Dürfen Schüler ihre Lehrer in der Hauptstadt bald duzen? (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)

Die Berliner Jusos wollen, dass Schüler künftig ihre Lehrer duzen dürfen. t-online hat Schüler, einen Experten und einen Lehrer im Ruhestand gefragt, was sie von dem Vorstoß halten.

Auf Du und Du mit dem Lehrer? Einen Antrag mit dieser Forderung haben die Jungsozialisten der Hauptstadt-SPD bei ihrer Landesdelegiertenkonferenz am Wochenende beschlossen. Das Ziel der Berliner Jusos: “Künstliche Distanzen abbauen und eine Lernatmosphäre schaffen, in der sich alle wohlfühlen", so die Neuköllner Jungsozialisten am Montag via Facebook.

Dem 11-jährigen Jason, der auf eine Kreuzberger Grundschule geht, gefällt die Idee: "Ich fänd es cooler, wenn man die Lehrer duzen dürfte." Seine 13-jährige Schwester Samira, die eine Oberschule in Friedenau besucht, tut es ohnehin schon. "Ich duze die Lehrer einfach", sagt sie. "Ey, Du Frau Müller, kannst du mir mal helfen?"

Ihr Vater Raik (43) erinnert sich, es habe in seiner Schulzeit eine Lehrerin gegeben, die allen das Du angeboten hatte. "Das war super. Die anderen Lehrer hatten einen Stock im Arsch“, erinnert er sich.

Bessere Noten durch Duzen? – "Gibt keinen Zusammenhang"

Bei einer fünfköpfigen Familie aus Brandenburg sieht das Meinungsbild anders aus: Der Jüngste geht in die 6. Klasse und würde seine Lehrer gern duzen, weil er es persönlicher findet. Der Mittlere besucht die Oberstufe und möchte seine Lehrer auf keinen Fall duzen, selbst wenn es erlaubt wäre. Die 19-Jährige wiederum, die schon ihr Freiwilliges Soziales Jahr macht, findet: Es kommt auf die Klasse an.

Aber ist das Duzen überhaupt eine gute Idee? Die Jusos begründen ihren Vorstoß damit, dass schwedische und finnische Schüler ihre Lehrer schon seit langem duzen dürfen. Das trage auch dazu bei, dass die Leistungen dort besser sind, so die Jusos.

"Völliger Quatsch", sagt Anand Pant, Professor für Erziehungswissenschaftliche Methodenlehre an der Humboldt-Universität zu Berlin. Beides für sich genommen sei zwar richtig, das Duzen der Lehrer und das bessere Abschneiden der betreffenden Länder bei der Pisa-Studie. "Aber es gibt keinen kausalen Zusammenhang. Nicht mal Beweise, dass es zwischen beiden Faktoren auch nur einen Zusammenhang geben könnte", sagt er.

"Das ist ein Machtverhältnis, in dem es nun mal bestimmte Rollen gibt"

Detlef Mücke (77) ist schon im Ruhestand. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes hat einst in Neukölln unterrichtet. Er war mehrfach Klassenlehrer. Christiane F. ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo") gehörte zu seinen Schülern. Ob Jugendliche zur Lehrkraft ein Vertrauen haben oder nicht, hängt nicht vom "Du" oder "Sie" ab, glaubt Mücke. "Vertrauen hat immer auch etwas mit Wertschätzung zu tun, und die muss ich meinen Schülern auch dann entgegenbringen, wenn ich ihnen eine Fünf gebe."

Im System Schule ist eine Distanz zwischen Schülern und Lehrern geboten, findet Mücke. Auch wenn seine Schüler damals oft riefen: "Detlef, wir können dich doch duzen!". "Nee, hab ich dann gesagt", erinnert sich der 77-Jährige lachend. Es sei zwar das Privileg der Jugend, Grenzen zu überschreiten oder es jedenfalls zu versuchen. Die Lehrer aber seien dazu da, Grenzen zu setzen.

"Das ist ein Machtverhältnis, in dem es nun mal bestimmte Rollen gibt", sagt Mücke. Der Lehrer habe eine Verantwortung: Da würden die Weichen für die Zukunft gestellt. Sein Fazit: "Man ist als Lehrer kein Kumpel!"

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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