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In Berlin werden Kinder gegen Corona geimpft – auch ohne EMA-Zulassung


In Berlin werden Kinder geimpft – auch ohne Ema-Zulassung

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 15.11.2021Lesedauer: 3 Min.
Pflaster auf dem Oberarm: Die Tochter von Jens K. ist erst acht, hat ihre Corona-Impfung aber schon bekommen.Vergrößern des BildesPflaster auf dem Oberarm: Die Tochter von Jens K. ist erst acht, hat ihre Corona-Impfung aber schon bekommen. (Quelle: privat)
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Die europäische Arzneimittelbehörde Ema hat noch keinen Corona-Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen. Trotzdem wird in Berlin schon geimpft. Wie ist das möglich? Und warum entschließen sich Eltern zu diesem Schritt?

Zwei Impfstoffe werden derzeit von der in Amsterdam ansässigen europäischen Arzneimittelbehörde Ema auf eine Zulassung für Kinder unter zwölf Jahren geprüft: Sowohl Biontech/Pfizer als auch Moderna haben Anträge eingereicht. Experten untersuchen die Präparate nun auf Wirksamkeit und Verträglichkeit in dieser jungen Altersgruppe.

Für Biontech wird eine Entscheidung noch in diesem Jahr erwartet. Gibt die Ema grünes Licht, muss in Deutschland danach noch die Ständige Impfkommission (Stiko) darüber befinden, ob die Impfung auch tatsächlich empfohlen wird.

Berliner Ärztekammer: Impfungen legal – aber es gibt Haftungsrisiken

Unabhängig davon werden in Berlin jedoch in einzelnen Fällen bereits jetzt Kinder unter zwölf Jahren geimpft – und zwar auch solche, die nicht unter gefährlichen Vorerkrankungen leiden. Diese Handhabung ist laut Berliner Ärztekammer legal. Die Gabe von Arzneimitteln mit grundsätzlicher Zulassung in Deutschland sei im Rahmen der Therapiefreiheit möglich, auch wenn die Arznei "nicht in der zugelassenen Indikation, Population und/oder Dosierung verwendet" werde.

Auf Anfrage von t-online erklärte die Ärztekammer: "Es muss vor der Anwendung jedoch eine besonders sorgfältige Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses im Rahmen einer Einzelfallentscheidung von der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt erfolgen. Ärztinnen und Ärzte sind zudem beim Off-Label-Use strengen Haftungsregelungen unterworfen. Sie tragen in solchen Fällen ein höheres Haftungsrisiko."

Dem Sender RBB sagte ein Arzt, der auch Kinder unter zwölf Jahren impft, er immunisiere Kinder nur, wenn die Eltern oder Sorgeberechtigten einen Haftungsausschluss unterschrieben hätten.

Ein Vater: "Die Pandemie ist jetzt"

Jens K., Vater einer achtjährigen Tochter, hat dies getan. "Covid ist nicht ganz so harmlos für Kinder, wie gern behauptet wird", legte er t-online seine Beweggründe offen. "Wenn es eine Chance gibt, Ansteckungsgefahr und die Risiken eines schweren Verlaufs oder von Spätfolgen zu verringern, dann wollten wir sie wahrnehmen. Wir können nicht darauf warten, dass hoffentlich im Dezember eine Entscheidung zu Kinderimpfungen getroffen wird. Die Pandemie ist jetzt. Und eine Covid-Erkrankung ist auch für Kinder riskanter als die Impfung."

Derzeit sind die Inzidenzen bei Minderjährigen besonders hoch. In Berlin steckten sich innerhalb von sieben Tagen zuletzt 877 von 100.000 Kindern zwischen fünf und neun Jahren mit Corona an. Die Inzidenz bei den 10- bis 14-Jährigen liegt sogar bei 972.

"An der Schule meiner Tochter gibt es im Augenblick wöchentlich mehrere Verdachts- und Ansteckungsfälle", sagt Jens K., "und auch die Kita ihrer kleinen Schwester hat es letzte Woche schwer erwischt. Da mussten Freitagmorgen alle Kinder abgeholt werden. Wir haben bis jetzt nur Glück gehabt."

Angst vor Impfgegnern: Ärzte wollen anonym bleiben

Als er in sozialen Medien mitbekam, dass es in Berlin Ärzte gibt, die Kinder schon jetzt impfen, hat er sich umgehört und eine Praxis gefunden, die sich tatsächlich bereit erklärte. Inzwischen ist seine Tochter geimpft. Jens K.: "Ihr tat danach ein bisschen der Arm weh, mehr war nicht."

Öffentlich äußern wollen sich Berliner Ärzte, die Kinder impfen, bislang lieber nur anonym – unter anderem aus Angst vor Impfgegnern, wie ein Arzt dem RBB sagte: "Wir haben immer wieder Konflikte mit Menschen bekommen, die anderer Meinung sind und deren Meinung betrifft nicht sie selbst, sondern andere Individuen. Dann versuchen sie, aus Wissenschaft Meinung zu machen, dementsprechend bedrohen sie auch ärztliches Personal, Hilfspersonal, Krankenhäuser, Rettungsstellen, selbst auf Intensivstationen gibt es Ärger."

Aber: Der Bedarf für Kinderimpfungen sei riesig, insbesondere seitdem in den USA Kindern das Biontech-Vakzin gespritzt werde. Diesen Bedarf wolle man decken. Jens K. rät impfwilligen Eltern, per Mail nach einem Arzt zu suchen, der mitmacht. Sein Tipp: "Einfach nachfragen, ob man sein Kind impfen lassen kann."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Jens K. (voller Name der Redaktion bekannt)
  • Anfrage an die Berliner Ärztekammer
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