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Corona-Testzentren in Berlin: "Einige fangen an zu weinen"


Testzentren in Berlin: "Einige fangen an, zu weinen"

t-online, Janek Alva Kronsteiner

21.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine lange Schlange im Schnee vor dem Testzentrum der Stadt Berlin im Wedding:Vergrößern des BildesEine lange Schlange im Schnee vor dem Testzentrum der Stadt Berlin im Wedding: (Quelle: Janek Kronsteiner/T-Online-bilder)
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Die Omikron-Welle hat Berlin fest im Griff, vor den Testzentren werden die Warteschlangen immer länger. Und die, die Tests Tag für Tag durchführen, sind zunehmend frustriert und ausgelaugt.

Allein am Freitag gab es hier über 10.000 bestätigte Neuinfektionen. Unter der hochansteckende Variante wankt auch die Testinfrastruktur der Stadt, an immer mehr Teststellen stehen die Hauptstadtbewohner teils stundenlang an.

Die Betreiber sind immer öfter überfordert, berichtet eine Insiderin. Maria (Name von der Redaktion geändert) arbeitet als Administratorin an mehreren Testzentren in Berlin.

Etwa seit Weihnachten seien hier Wartezeiten von über zwei Stunden normal. Man habe zu wenig Personal, um den Andrang zu bewältigen, berichtet die junge Berlinerin. Im Team gebe es zudem immer mehr Ausfälle durch positive Coronatests. Schutzanzüge würden nur die Mitarbeite tragen, die die Tests an den Berlinern auch tatsächlich durchführen. Administratoren wie Maria schützen sich nur mit einer FFP2-Maske. Die reiche nun aber nicht mehr aus, findet sie.

Volle Testzentren in Berlin: "Ich habe die ganze Schicht über Mitleid"

Als Administratorin soll Maria eigentlich garantieren, dass sich alle in der Schlange online für den Test registrieren und eine Berechtigung für den kostenlosen PCR-Test bereithalten. Dabei komme es häufig zu Verwirrung, etwa mit Blick darauf, wie die Onlineregistrierung funktioniert oder was genau als Nachweis gilt. Oft scheitere man außerdem an Sprachbarrieren.

"Es ist echt anstrengend, wütende Menschen zu beruhigen. Einige fangen auch an, zu weinen." Bei manchen Erkrankten versage auch der Kreislauf durch das Stehen in der Kälte. Auch dann seien die Administratorinnen gefordert.

Besonders unangenehm sei die Situation, wenn sie schon eine Stunde vor Dienstschluss Wartende am Ende der Schlange abweisen müsse. Der Andrang, das Warten. Kaum zu meistern.

"Ich habe die ganze Schicht über Mitleid, gerade mit Leuten mit kleinen Kindern." Oft muss Maria entscheiden, wer die Schlange überspringen darf, wer direkt drankommt. In der Schlange der Frierenden steigere das dann nur noch den Frust.

"Deutschland ist ein kaltes Land"

Auch die Schlange vorm AOK-Servicecenter in der Müllerstraße ist lang an diesem Donnerstag. Über den gesamten Innenhof bis auf die Genter Straße warten Menschen – bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Immer wieder fallen dicke Schneeflocken vom Himmel.

Sanae Kanematsu ist heute schon zum zweiten Mal hier. "Ich bin vorhin schon mal hergekommen, habe die lange Schlange gesehen und bin noch mal nach Hause gegangen, um mich dick anzuziehen", erklärt die 44-Jährige. Jetzt sitzt sie mit einem Buch auf dem Schoß und einem Kaffee in der Hand auf einem Dreibein zwischen zahlreichen Stehenden. Das lange Warten findet sie furchtbar. "Deutschland ist ein kaltes Land. Ich bin gesund, also halte ich das aus. Aber was ist mit Menschen, die wirklich krank sind?"

Auch Stefan Ender wartet hier. In einem privaten Testzentrum wollte er sich seinen PCR-Test holen, doch das Personal schickte den 42-Jährigen erstmal hierhin, in die Müllerstraße. Seit eineinhalb Stunden wartet Ender schon auf den Test, auf den sein Arbeitgeber besteht.

Omikron in Berlin: Unter Kindern explodieren die Zahlen ebenfalls

Auch unter den Kleinsten der Berliner steigen die Infektionszahlen gerade rasant. Für viele Eltern ist die Lage prekär – ebenso für die Kinderärzte. "Wenn keine Termine mehr da sind, muss ich Leute auch wegschicken. Das ist überhaupt nicht mehr zu schaffen", erzählt Schwester Ute. Sie arbeitet in der Kinderarztpraxis Judit Andreae in Friedrichshain.

Dass die Kinderärzte in Berlin mit PCR-Tests maßlos überlastet sind, bestätigt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. "Der größte Andrang ist zwischen 8 und 10 Uhr, nachdem die Schnelltests vorm Unterricht durchgeführt wurden", so ein Sprecher des Verbandes.

Einer Mutter, die mit ihrer Tochter schon rund eine Stunde vor einem Testzentrum in Friedrichshain wartet, wurde das harsch vor Augen geführt. Vor Unterrichtsbeginn zeigte der Coronatest des Mädchens zwei Striche. Der Kinderarzt war mit PCR-Tests bereits überlastet. "Also haben wir in den sauren Apfel gebissen und sind zur offiziellen Teststelle gefahren", so die Mutter.

Eine schwere Situation – für alle Altersklassen

Ob Grundschule oder Gymnasium: das Problem mit den raren PCR-Tests bleibt dasselbe. Der 16-jährige Schüler Platon Glasonov kam extra zu dem PCR-Testzentrum der Stadt Berlin im Wedding. Er ist sich unsicher, ob ein Test in seiner Situation wirklich das Richtige ist. Der 16-Jährige habe vor wenigen Monaten schon einmal Corona gehabt, aber nun sei seine Freundin infiziert, seine Corona-Warnapp zeige die rote Kachel. Zusätzlich habe er Halsschmerzen.

Der Schüler wägt ab: Er sei gerade in der Qualifikationsphase fürs Abitur. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um vorsorglich in Quarantäne zu gehen. Außerdem habe er am Abend noch Chorprobe.

Auf Nachfrage erklärt ihm eine Angestellte der Teststelle, sinnvoll sei ein PCR-Test in dieser Situation definitiv: "Aber ob Sie hier zwei Stunden in der Kälte stehen bleiben wollen, müssen Sie selbst wissen." Glasonov bleibt zunächst in der Schlange und überlegt, was er machen soll.

Verwendete Quellen
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