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Lilienthal: Razzia bei Firma – Chemikalien für Kampfstoffe nach Russland geliefert?


Als Material für Kampfstoffe
Deutsche Firma soll Chemikalien nach Russland geliefert haben

Von afp, stk

30.08.2022Lesedauer: 2 Min.
Spezialisten hantieren mit einer Chemiewaffe (Symbolbild): Zoll und Staatsanwaltschaft durchsuchten mehrere Gebäude.Vergrößern des BildesSpezialisten hantieren mit einer Chemiewaffe (Symbolbild): Zoll und Staatsanwaltschaft durchsuchten mehrere Gebäude. (Quelle: photothek/imago images)
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Ermittlungsbehörden durchsuchen eine Chemiefirma bei Bremen. Der Verdacht wiegt schwer: Lieferte sie Chemikalien für Kampfstoffe nach Russland?

Razzia im beschaulichen Lilienthal: Hamburger Zollfahnder haben Dienstagmorgen Geschäftsräume eines Chemieunternehmens in Lilienthal nördlich von Bremen durchsucht. Es bestehe der Verdacht, dass Verantwortliche der Firma giftige Substanzen und speziellen Laborbedarf nach Russland ausgeführt haben, ohne über die entsprechenden Genehmigungen zu verfügen. Auch bei einem Bremer Logistik-Unternehmen kam es zu Durchsuchungen.

Der Betrieb aus Lilienthal soll in mehr als 30 Fällen ohne entsprechende Genehmigung chemische Substanzen und Laborbedarf nach Russland ausgeführt haben, berichteten Nord- und Westdeutscher Rundfunk sowie "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass Ermittler wegen eines Verdachts des Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz am Dienstag zu einer Durchsuchung ausgerückt seien. Es sollen demnach unerlaubte Ausfuhren nach Russland erfolgt sein. Sieben Objekte in Nord- und Süddeutschland wurden durchsucht, 50 Beamte waren im Einsatz. Weitere Details nannte die Staatsanwaltschaft nicht.

Wie die "Süddeutsche" berichtete, wurden neben den Geschäftsräumen der Lilienthaler Firma auch die eines Betriebs in Konstanz durchsucht – dieser sei von ehemaligen Mitarbeitern des norddeutschen Unternehmens gegründet worden. Zudem stünden auch Privatwohnungen im Visier der Ermittler.

Grundstoffe für die Herstellung von Kampfstoffen

Laut Bericht soll es sich unter anderem um chemische und biologische Stoffe handeln, die als Grundstoffe für die Herstellung von Kampfstoffen genutzt werden könnten. Es seien sogenannte Dual-Use-Güter, die auch für legale Zwecke exportiert worden sein könnten. Das Unternehmen soll zudem Laborbedarf an einen russischen Chemiegroßhändler geliefert haben, welcher wiederum Speziallabors des russischen Militärs und des Geheimdiensts FSB beliefert haben soll.

Das deutsche Unternehmen soll Kleinstmengen von wenigen Gramm oder Milligramm nach Russland ausgeführt haben. Diese könnten allerdings bereits für Waffenprogramme eine wichtige Rolle spielen, hieß es im Bericht unter Berufung auf Chemiewaffenexperten. Möglicherweise soll das Unternehmen Substanzen geliefert haben, die zur Herstellung des Nervengifts Nowitschok genutzt werden könnten.

Betrieb nach Anschlag auf Nawalny auf US-Sanktionsliste

In den vergangenen Jahren habe auch der Verfassungsschutz den Betrieb ins Visier genommen. Grund dafür sei, dass die USA den Betrieb als Folge des Anschlags auf den russischen Regierungskritiker Alexej Nawalny auf eine Sanktionsliste gesetzt hatten. Nawalny war 2020 mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe vergiftet und anschließend in Deutschland behandelt worden. Im Januar 2021 wurde er bei seiner Rückkehr aus Deutschland in Moskau am Flughafen festgenommen.

Der 46-Jährige ist der prominenteste Kritiker des russischen Staatschefs Wladimir Putin und wurde durch den Aufruf zu Massenprotesten und die Enthüllung von Korruptionsfällen in Russland bekannt. Er sitzt derzeit in einer Strafkolonie eine neunjährige Haftstrafe wegen Vorwürfen der Veruntreuung ab. Die Vorwürfe bezeichnet er als politisch motiviert.

Verwendete Quellen
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