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Zu wenig Leistung bei Borussia Dortmund – trotz großem Ego und prallem Konto


Umbruch beim BVB notwendig?
Großes Ego, pralles Konto – aber zu wenig Leistung

Von Dietmar Nolte

Aktualisiert am 08.05.2022Lesedauer: 4 Min.
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Dortmunds Erling Braut Haaland schaut grimmig: Die Leistungen des BVB – wie bei der Niederlage gegen RB Leipzig – kamen nicht an die Erwartungen heran.Vergrößern des Bildes
Dortmunds Erling Braut Haaland schaut grimmig: Die Leistungen des BVB – wie bei der Niederlage gegen RB Leipzig – kamen nicht an die Erwartungen heran. (Quelle: Kirchner-Media/imago-images-bilder)

Nach der Pleite gegen Leipzig ist die Saison für den BVB gefühlt beendet. Der Blick geht jetzt schon in die Zukunft. Bei einigen Profis passen ein großes Ego und ein pralles Konto zu oft nicht zur gezeigten Leistung. Mannschaft und Fans haben sich entfremdet.

Endlich wieder ein ausverkauftes Stadion – doch die ganze Vorfreude im schwarz-gelben Fanlager endete gegen Leipzig mit einer einzigen Enttäuschung. Pfiffe und Frust statt Jubel und Aufbruchstimmung, die angepeilte Jagd auf die Bayern ist zum wiederholten Mal abgesagt. Die Dortmunder Borussia im April 2022 ist Tristesse pur – nach dem Aus in allen Pokalwettbewerben ist auch die letzte Titelchance realistisch betrachtet verspielt.

Die Niederlage gegen Leipzig ist seit Februar bereits die dritte heftige Schlappe auf eigenem Platz. 2:5 gegen Leverkusen, 2:4 gegen die Glasgow Rangers, jetzt 1:4 gegen RasenBallsport. Klare Siege dazwischen waren immer nur ein kurzes Aufflackern der Hoffnung, die im nächsten Spiel konsequent im Keim erstickt wurde.

Dem 5:1-Sieg über Freiburg zum Jahresanfang folgte unmittelbar das Aus im DFB-Pokal beim Zweitligisten St. Pauli. Dem 3:0-Erfolg bei Union Berlin schloss sich die Heimpleite gegen die Rangers an, dem 6:0-Sieg über Gladbach das Ausscheiden in Glasgow. Was die Fans ebenfalls frustriert: Selbst Siege wie zuletzt die knappen 1:0-Erfolge gegen Bielefeld oder in Mainz machen kaum noch Spaß.

Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die Identifikation mit der Mannschaft ist abhandengekommen – Vollgasfußball war gestern. Der Funke springt nicht über vom Rasen, der Ball wird zu oft verwaltet, es fehlt an Inspiration und Ideen, zu oft auch an Leidenschaft und Kampfgeist, dazu kommen unnötige Fehler und unerklärliche Aussetzer. Das alles mit einem Kader, der eine Menge Geld verschlingt und mit Nationalspielern gespickt ist. Selbstverständnis und Bezahlung passen aber oft nicht zu den gezeigten Leistungen – zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft mehr als eine Lücke.

Gegen Leipzig leitete Emre Can die Niederlage mit einem vermeidbaren Ballverlust ein – nicht der erste Leichtsinnsfehler des 28-Jährigen. Seine körperliche Robustheit ist längst nicht mehr nur ein großes Plus, sondern artet oft in ungestüme Aktionen aus.

Dazu hat er seine Emotionen trotz aller Erfahrung nicht im Griff: Beim vorzeitigen Champions League-Aus gegen Lissabon ließ sich Can knapp 30 Minuten nach seiner Einwechslung zu einem Tritt gegen Sportings Porro hinreißen – und flog vom Platz. Sich selbst sieht er nach Stationen in Liverpool und Turin als Führungsspieler, wird dem aber nicht gerecht.

Wie Can ließ sich der BVB auch Julian Brandt rund 25 Millionen Euro kosten, beide sollen mindestens sieben Millionen Euro im Jahr einstreichen. Und wie bei Can haben auch die Einsätze Brandts zu viele Fehler. Er soll ein Unterschiedsspieler sein, doch seine Auftritte werden von Leichtsinn und Lethargie begleitet.

Synonym für fehlende Leidenschaft

Zu fahrig, zu unkonzentriert – und immer wieder Teil einer Fehlerkette, die zu Gegentreffern führt. Wie beim Aus in der Europa League, als Brandt mit einem überflüssigen Foul das frühe Gegentor zum 0:1 in Glasgow zu verantworten hatte. Mit seiner Körpersprache gilt der Nationalspieler trotz toller Veranlagung oft als Synonym für fehlende Leidenschaft.

Apropos Veranlagung: Wohl niemand wird diese Erling Haaland absprechen, der mit seiner außergewöhnlichen Torquote und seinem brachialen Angriffsspiel so viel Spaß machen kann. Er selbst sieht sich zu Recht auf dem Weg in den Olymp der Stürmer – aber das deutlich zur Schau gestellte Ego und die entsprechende Image-Pflege via Social Media kommt bei den Fans nicht mehr so gut an.

Erst recht nicht, seit der Norweger nach langer Verletzungspause sportlich kein Faktor mehr ist. In den letzten vier Spielen gelang ihm kein Treffer, die Zahl der Ballaktionen im gegnerischen Strafraum hat sich halbiert, die Zweikampfquote liegt bei 20 Prozent. Er hadert, winkt ab, wirkt fast beleidigt. Dazu schürt sein Umfeld die Millionengerüchte um einen Wechsel. Und die Frage steht im Raum: Ist Haaland mit dem Kopf noch beim BVB?

Beim Norweger ist ein Abgang vorgezeichnet, bei anderen Profis würde der BVB ihn gern vollziehen. Das setzt aber auch eine Wechselbereitschaft voraus. Und die hat nicht nur Roman Bürki in den letzten Transferperioden nicht gezeigt, obwohl sein Platz längst auf der Tribüne ist. Das Jahresgehalt von geschätzten fünf Millionen Euro wog offenbar schwerer als die Aussicht auf Spiele.

Was ist los bei den Gallionsfiguren Reus und Hummels?

Auch von Nico Schulz hätte sich der Verein gerne getrennt, gilt die 25-Millionen-Euro-Verpflichtung doch als Fehlgriff: defensiv zu anfällig wie beim Aus in der Champions League gegen Lissabon, offensiv ohne Durchschlagskraft. Angebote und Wechselwille aber waren angesichts einer üppigen Jahresgage von geschätzten rund sechs Millionen Euro bislang Mangelware.

Zu den Topverdienern beim BVB zählen Marco Reus und Mats Hummels mit zweistelligen Jahressummen, doch mit ihrer Leistung sind auch sie nicht mehr unumstritten. Beide gelten als schwarz-gelbe DNA, beide stehen als Gallionsfiguren für die erfolgreiche Borussia – aber können beide dem Anspruch auch noch dauerhaft gerecht werden?

Hummels ist im Spielaufbau nach wie vor eine Bank, die Abwehr hat er indes in dieser Saison kaum stabilisieren können. Und Reus bleibt das größte Rätsel: An guten Tagen steht er für überdurchschnittliche Offensivleistungen und Weltklasse-Tore, an anderen wirkt er uninspiriert und taucht auf dem Rasen komplett ab.

Ob Reus und Hummels Teil eines Neuanfangs sein werden, was aus Brandt, Can und Co. wird, das wird die neue Saison zeigen. Der künftige Sportdirektor Sebastian Kehl hat angekündigt, bei allen Profis in den letztens sechs Partien dieser Spielzeit genau hinzusehen. Was dann im Sommer machbar ist, steht auf einem anderen Blatt. Kehl und Co. werden es genau ausloten – der schwarz-gelbe Umbruch dürfte in den Köpfen schon begonnen haben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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