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Homophobe Weihnachtspredigt: Pater hält Homosexualität für "unnatürlich"


Weihnachtspredigt in Sachsen
Pater nennt Homosexualität "unnatürlich und schädlich"


Aktualisiert am 03.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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"Jesus ist auf die Welt gekommen, damit wir nicht in Absurdistan landen." Die Weihnachtsansprache von Pater Joachim Wernersbach sorgt im Netz für heftige Reaktionen.Vergrößern des Bildes
"Jesus ist auf die Welt gekommen, damit wir nicht in Absurdistan landen." Die Weihnachtsansprache von Pater Joachim Wernersbach sorgt im Netz für heftige Reaktionen. (Quelle: Screenshot)

In einer Predigt im sächsischen Wittichenau bei Bautzen wird Jesus zum Kämpfer gegen "Wokeness" verklärt. Zwei Kirchgängerinnen halten dagegen.

In seiner Weihnachtspredigt braucht Pater Joachim Wernersbach keine zwei Sätze, um von der Geburt Christi zur Abtreibungsdebatte und letztlich zur Homo-Ehe überzuleiten: Jesus sei schließlich in einer Patchworkfamilie groß geworden, allerdings in einer, in der das klassische Familienkonzept Mann-Frau-Kind gewahrt wurde: "Gott hat uns Lebensweisen empfohlen, die natürlich und schön sind", stimmte der Pater Wittichenaus Kirchgänger aufs Weihnachtsfest ein.

"Es gibt so viele seltsame moderne Strömungen, man hört von Gender und Transgender, von Transhumanismus und reproduktiver Gesundheit, von Wokeness und LGBTIQ, von Diversität und Identität, von multiplen Geschlechtern und Geschlechtsumwandlungen." Pater Wernersbach hält all diese Begriffe für befremdlich, es fehle an Schönheit, Stimmigkeit und Natürlichkeit. "Sie sind nicht im Einklang und Harmonie mit der unvorstellbar schönen göttlichen Ordnung." Dabei sollte sich seine Predigt eigentlich mit der "heiligen Familie" beschäftigen.

Widerspruch aus Wittichenau

Theresia Kliemank hat die Predigt – ausgerechnet am Fest der Familie – verärgert zurückgelassen: "Ich fand die Worte des Pateres diskutabel und hätte mir gewünscht, dass so kontroverse Äußerungen in einer Runde geäußert werden, wo es Platz für Diskussionen gibt – statt sie an einer Messe in der Christnacht zu äußern", so Kliemank, die daraufhin mit der Wittichenauerin Antonia Lippitsch eine Online-Petition verfasste, um ihrem Ärger Luft zu machen.

Im Gespräch mit t-online wollte sich Pator Wernersbach nicht zu seinen Aussagen äußern, um die Debatte nicht weiter anzuheizen.

"Moderne schädliche Strömung"

An Weihnachten entließ der Pater die Gläubigen der 6.000-Einwohner-Kleinstadt – eine halbe Autostunde von Bautzen entfernt – noch mit den Worten, dass er besonders denen, "die an die traditionelle Familie glauben, extra große Freude" wünsche, da sie sich von den "modernen schädlichen Strömungen" nicht beirren ließen. "Genau deshalb ist Jesus auf die Welt gekommen, er will nicht, dass wir in Absurdistan landen, in einer Welt, die von Gott nichts mehr wissen will", so Pater Wernersbach weiter. "Lasst euch von dem Unsinn nicht beirren, den man euch aufschwatzen will."

Theresia Kliemank und Antonia Lippitsch entgegnen in ihrer Petition, dass offene Ausgrenzung, die Bezeichnung von Homosexualität und Transgender als "unnatürlich", "schädlich" und "gegen die göttliche Ordnung" mehr als nur nicht angebracht seien: "Solche Äußerungen haben in einer Christnacht nichts zu suchen."

Bevor die Petition weit über den Landkreis Bautzen hinaus viral ging, wurde sie von über 500 Unterstützenden unterschrieben. Noch seien die Namen nicht ausgewertet; Theresia Kliemank geht allerdings davon aus, dass der Großteil einen Bezug zur katholischen Kirche in Wittichenau hat. Als die Petition breit auf Twitter und Facebook geteilt wurde, konnte sie schon nicht mehr unterschrieben werden.

Die persönlichen Rückmeldungen auf die Aktion seien überwiegend zustimmend gewesen: "Aber natürlich haben uns auch kritische Stimmen erreicht", so Kliemank, die selbst einräumt, dass Pater Wernersbachs vielfach einfach nur die Lehren der katholischen Kirche wiedergebe. "In einer Christmesse haben diese Aussagen trotzdem nichts verloren. Außerdem verlässt die Predigt an manchen Stellen wirklich den Rahmen und ist teilweise sehr diskriminierend und ausgrenzend. Das ist nicht in Ordnung."

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Dass die Diskussionen auf Social Media sich gegen die Kirche im Allgemeinen richten und Wernersbach als schlechten Menschen darstellen, ärgert Kliemank und sei nicht die Intention der Unterschriftensammlung gewesen, die ihr mittlerweile aus den Fingern geglitten ist.

Eine Rückmeldung des Bistums habe es bislang noch nicht gegeben – auch die Presseanfrage von t-online blieb unbeantwortet. Für Kliemank kommt es darauf allerdings nicht an: "Wir haben gezeigt, dass es in Wittichenau Menschen mit anderer Meinung gibt." Der offene Brief, eine Liste aller Unterschriften und Kommentare werden nun mit einem Begleitschreiben an den Pfarreirat und die Seelsorger aus Wittichenau geschickt. Kliemank: "In jedem Fall haben sich viele Menschen im privaten Austausch zu den angesprochenen Themen Gedanken gemacht und diskutiert. Allein das ist schon viel wert."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Telefonat mit Pater Joachim Wernersbach
  • Telefonat mit Theresia Kliemank
  • Petition: Weihnachten: Ein Fest der Liebe und der Familie – für alle!?
  • Kurz-Biografie des Pateres
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