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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Karneval in Düsseldorf Warum Pferde weiterhin beim Rosenmontagszug mitlaufen

Der Düsseldorfer Rosenmontagszug bleibt seiner Tradition treu und setzt weiterhin Pferde ein. Tierschützer erhöhen nun den Druck und legen aktuelle Zahlen einer Meinungsumfrage vor.
Der Rosenmontagszug ist der Höhepunkt einer jeden Session in Düsseldorf. Weltweit wird der Umzug verfolgt, vor allem wegen der politisch giftigen Mottowagen von Jacques Tilly, der im Jahr des 200-jährigen Bestehens des Düsseldorfer Karnevals eine eigene Ausstellung im Stadtmuseum bekommen hat.
Aber auch Tierschützer schauen genau hin, weil auch in diesem Jahr Pferde beim Rosenmontagszug mitlaufen werden. Am Donnerstag (20. Februar) hat die Tierschutzorganisation PETA eine Mitteilung veröffentlicht, in der sie neben weiteren Stadtoberhäuptern im Rheinland, den Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller aufgefordert, den Einsatz von Pferden bei den Karnevalsumzügen zu untersagen.
PETA argumentiert, dass die Tiere erheblichem Stress ausgesetzt seien, wenn sie durch dichte Menschenmassen, laute Musik und fliegende Kamellen geführt werden. Peter Höffken, Fachreferent bei PETA, sagt: "Pferde sind Fluchttiere und ein Karnevalsumzug ist der denkbar schlechteste Ort für sie."
Um den Druck zu erhöhen, hat die Organisation eigenen Angaben zufolge eine Meinungsumfrage des Markt- und Sozialforschungsinstitut INSA in Auftrag gegeben. 1.000 NRW-Bürgern wurden befragt, 70 Prozent der Befragten befürworteten demzufolge ein Verbot von Pferden bei Karnevalsumzügen. Keller äußerte sich zu den Erhebungen und der Verbotsdorderung bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
Rosenmontag in Düsseldorf: Pferde sind aus Tradition dabei
Eine Debatte über die tierischen Zugbegleiter gibt es schon lange. Außer den Belastungen für die Tiere verweist PETA auch auf vergangene Unfälle. Im Jahr 2018 gingen etwa in Köln zwei Kutschpferde durch und verletzten vier Menschen schwer. 2017 gab es einen ähnlichen Vorfall in Bonn, bei dem ein Pferdegespann außer Kontrolle geriet. 2023 liefen in Köln Pferde eines verurteilten Tierquälers im Zug mit. In Düsseldorf kollabierte im Sommer 2022 ein Pferd beim Umzug der Schützen – also nicht beim Karneval – auf der Königsallee und starb an Herzschwäche.
In Bonn gibt es seit 2022 keine Pferde im Rosenmontagsumzug mehr. In Düsseldorf wurde zwar die Anzahl der Pferde in den vergangenen Jahren stark reduziert, doch ganz verzichten möchte das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) auf die Tiere auch nicht. CC-Präsident Lothar Hörning sagt auf Anfrage von t-online, dass die Entscheidung viel mit Tradition und der Geschichte der berittenen Garden zu tun habe. Deshalb seien auch 2025 wieder Pferde dabei.
Es gibt eine "Leitlinie zum Umgang mit Pferden"
"Wir wissen aber auch, dass sich die Zeiten geändert haben", sagt Hörning. Wann der Zeitpunkt für die Abschaffung der Tradition jedoch gekommen ist, mag er nicht vorhersagen. Muss erst etwas passieren? "Es wird jedes Jahr über das Thema diskutiert und es wird immer neu bewertet", sagt der CC-Präsident. Wie viele Pferde in diesem Jahr dabei sein werden, stehe nicht final fest. Es sei aber davon auszugehen, dass wie im Vorjahr 18 Tiere im Zug verteilt mitlaufen werden.
Damit es zu keinen Zwischenfällen kommt, hat das Land NRW in Beteiligung mit den zuständigen Behörden und den Karnevalsverbänden im Jahr 2021 die "Leitlinie zum Umgang mit Pferden beim Einsatz in Karnevalszügen" verfasst. Diese soll die gesetzlichen Tierschutzanforderungen und den größtmöglichen Schutz der Pferde sowie die Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten gewährleisten.
Das CC zählt einige Punkte aus dieser Leitlinie auf:
- Das Pferd läuft innerhalb des Zuges nicht vor oder hinter einer Musikkapelle beziehungsweise einer Geräuschquelle.
- Es liegt eine aktuell fachärztlich festgestellte Gesundheit und Gelassenheit jedes Pferdes vor.
- Für Reiter und Begleitpersonen gilt ein Alkohol-, Handynutzungs- und Rauchverbot.
- Dopingmittel und Sedierungsmedikamente sind für das Pferd verboten.
- Das Pferd wird mit Wasser und Futter vor, während und nach der Veranstaltung versorgt.
- Jeder Reiter hat einen Nachweis, dass er für seine Aufgabe geeignet ist.
- Es gibt Zufahrtswege, dass eine tierärztliche Betreuung innerhalb von zehn Minuten möglich ist.
- Anfrage beim CC
- presseportal.peta.de: Mitteilung der Tierschutzorganisation PETA vom 20. Februar 2025
- Gespräch mit Lothar Hörning
- Anfrage bei der Stadt Düsseldorf