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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Düsseldorfer sagt im Solingen-Prozess aus "Dann hat es an meinem Hals gebrannt, Blut kam"

Im Solinger Prozess um einen Messerattentäter sagen Überlebende aus. Ein Zeuge aus Düsseldorf hat nicht nur eine lange Narbe davongetragen.
Im Strafprozess um den mutmaßlich islamistischen Terroranschlag von Solingen haben am Dienstag (3. Juni) am dritten Prozesstag Überlebende der Messerattacke als Zeugen ausgesagt. Im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichtes in Düsseldorf schilderte zunächst ein 34 Jahre alter Düsseldorfer seine Erinnerungen. Drei Menschen waren im August 2024 beim "Festival der Vielfalt" ums Leben gekommen.
Der Düsseldorfer Zeuge berichtete von seinem Festival-Besuch in Solingen. Er war mit einem Freund unterwegs und stand nur kurz und zufällig vor der Bühne des Fronhofs. Dort soll der Angeklagte rund eine Minute lang wahllos auf feiernde Menschen eingestochen haben.
Messerangriff in Solingen: Täter griff gezielt Hälse der Opfer an
Der Täter sei mit gesenktem Kopf auf ihn zugekommen und habe das Messer hinter dem Rücken versteckt gehabt. Er habe sich bei dem folgenden Angriff vermutlich kurz wegdrehen können, daher wurde er nicht direkt am Hals getroffen. "Ich habe nicht verstanden, was passiert ist. Dann hat es an meinem Hals gebrannt, Blut kam", sagte der 34-Jährige im Zeugenstand. Bis heute sei er verletzt und befinde sich in Behandlung. "Aber am schlimmsten sind immer noch die Träume", berichtete er weiter. Er wache nachts auf und sehe die toten Opfer, weshalb er auch psychologische Hilfe benötige.
Der Düsseldorfer hat die Tat nur mit Glück überlebt. Neben den psychischen Folgen hat er auch eine rund 15 Zentimeter lange Narbe davongetragen, die von der Schulter Richtung Hals und Nacken verläuft. Der Attentäter hatte es gezielt auf die Hälse der Menschen abgesehen, um möglichst viele zu töten.
Issa al H. hat Tat bereits gestanden
Während der Aussage des Zeugen richtete der Angeklagte Syrer Issa al H., wie bereits zu Beginn des Prozesses, den Blick fast ausschließlich nach unten und wirkte hinter dem Sicherheitsglas teilnahmslos.
Die Bundesanwaltschaft wirft dem Angeklagten dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord vor. Zudem soll der 27-Jährige IS-Terrorist sein und wenige Stunden vor der Tat dem sogenannten Islamischen Staat in Videos die Treue geschworen haben.
Am ersten Prozesstag vor einer Woche las ein Verteidiger des Syrers eine Erklärung vor, in der der Syrer ein Geständnis ablegte. "Ich habe schwere Schuld auf mich geladen und erwarte eine lebenslange Freiheitsstrafe" und "Ich habe Unschuldige getötet, keine Ungläubigen", hieß es in der Erklärung des Anwalts. Zum Vorwurf der IS-Mitgliedschaft wolle sein Mandant jedoch schweigen.
- Reporter vor Ort