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Rot-Weiß Essen: Dabrowski hoffnungsvoll vor Derby gegen Duisburg


Vor dem Derby gegen Duisburg
RWE-Coach Dabrowski: "Träumen ist erlaubt"

InterviewVon Dietmar Nolte

04.04.2024Lesedauer: 8 Min.
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Tobias Fleckstein vom MSV Duisburg und Ron Berlinski von Rot-Weiß Essen (Archivbild): Am Sonntag treffen die beiden Teams aufeinander. (Quelle: IMAGO/K. Hoeft/imago)

Rot-Weiß Essen fiebert dem Duell mit dem MSV Duisburg entgegen. Im Interview spricht Trainer Christoph Dabrowski über das Derby, Fußball im Pott und die Zukunft von RWE.

Mit einem Sieg im Derby gegen den MSV Duisburg will Rot-Weiß Essen einen erfolgreichen Endspurt der Saison einläuten. Geht es nach Trainer Christoph Dabrowski, lebt der Traum vom Aufstieg weiter. Im Interview mit t-online erklärt der Coach, was es am Sonntag zum Derbysieg braucht, wie sich RWE für die neue Saison aufstellen will und warum er an einen Verbleib von Abwehrchef Felix Götze glaubt. Außerdem verrät der 45-Jährige, warum die Arbeit in Essen für ihn "eine geile Herausforderung" ist.

t-online: Herr Dabrowski, die Fans fiebern dem Derby gegen den MSV Duisburg am Sonntag entgegen. Hat so ein Spiel auch für Sie als Trainer einen besonderen Reiz?

Christoph Dabrowski: Absolut. Ich habe das bei RWE schnell erlebt, als ich hier vor knapp zwei Jahren Trainer geworden bin. Wir hatten am zweiten Spieltag direkt ein Auswärtsspiel beim MSV, vor ausverkauftem Haus und mit rot-weißer Gästekurve hinter unserem Tor. Da hast du sofort die große Rivalität gespürt. Auch im Hinspiel hatten wir diesen Derby-Charakter, als uns 7.000 Fans nach Duisburg begleitet und das Ganze nach unserem Siegtor in der 94. Minute zum Heimspiel gemacht haben. Bei diesen Spielen ist immer ein Prickeln dabei, darauf freust du dich besonders.

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Christoph Dabrowski (Quelle: IMAGO/Revierfoto/imago)

Das ist Christoph Dabrowski

Der 45-Jährige ist seit 2022 Trainer von Rot-Weiß Essen. Als Spieler spielte er für den VfL Bochum, Hannover 96, Arminia Bielefeld und Werder Bremen.

Das Derby könnte zum vorerst letzten Mal steigen, der MSV ist stark abstiegsgefährdet. Haben Sie ein Stück weit Mitgefühl mit den Duisburgern?

In erster Linie fokussiere ich mich auf meinen eigenen Verein. Und wir sind froh, dass wir einen guten Entwicklungsschritt gemacht haben in diesem Jahr. Aber ich habe schon nach dem Hinspiel und unserem Auswärtssieg beim MSV betont, dass Duisburg einfach in die dritte Liga gehört. Wir wollen doch alle diese Derbys haben. Traditionsvereine, die Zuschauermagnete sind und volle Stadien garantieren – deswegen wäre es eine super Sache, wenn Duisburg in der Liga bleibt.

Aber wir wollen natürlich selbst das Maximale aus dieser Saison herausholen, also ist an diesem Sonntag kein Mitleid erwünscht und erlaubt. Höherklassige Traditionsvereine gerade hier im Ruhrpott werden immer weniger: Wattenscheid steckt in der Oberliga im Abstiegskampf, RW Oberhausen hängt in der Regionalliga fest, auf Schalke sieht's auch nicht rosig aus.

Wie erleben Sie diesen Niedergang?

Da muss man bei jedem einzelnen Verein sicher genauer hinschauen. Tatsache ist aber, dass die sportliche Reise bei einigen Klubs wie Wattenscheid oder Oberhausen irgendwann in die andere Richtung geführt hat – aus welchen Gründen auch immer. Und wenn man einmal in diesem Sog ist in den unteren Ligen, ist es nicht einfach, wieder nach oben zu kommen. Das haben wir bei RWE auch leidvoll erfahren. Es hat eine gewisse Anlaufzeit gebraucht, um wieder aufzusteigen in die dritte Liga.

Daran sieht man, wie groß die Herausforderung für Klubs ist, es finanziell zu stemmen, aber auch bei den Transfers die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und du musst immer die Ruhe im Verein bewahren, auch wenn die Erwartungen im Umfeld extrem hoch sind.

Taugt RWE in diesem Zusammenhang als Vorbild?

Ich kann das nur für die beiden letzten Jahre beurteilen, in denen ich hier tätig bin. Ein gutes Beispiel ist unsere letzte Saison und die Entwicklung, die daraus gefolgt ist, aufgrund vieler Entscheidungen, die wir gemeinsam getroffen haben. Uns war klar, dass es im ersten Jahr vor allem darum geht, in der Liga zu bleiben. Und den Kader dann umzustrukturieren, zu verjüngen und frisches Blut hineinzubringen, um eine bestimmte Art und Weise zu implementieren, wie wir Fußball spielen wollen. Das ist ein Prozess, dafür brauchst du Zeit.

Oft ist der Zeitfaktor im Profifußball begrenzt. Aber wir sind ein gutes Beispiel dafür, dass sich das Durchhaltevermögen auch in Krisenzeiten bewährt hat, um letztlich eine Entwicklung stattfinden zu lassen.

Wo kann und soll diese Entwicklung RWE in den nächsten Jahren noch hinführen? Sie haben Ihren Vertrag gerade erst bis 2026 verlängert.

Ich habe bewusst von einem Prozess gesprochen. Ich habe meinen Vertrag aus voller Überzeugung unterschrieben, weil ich großes Potenzial in diesem Verein sehe. Es fängt an mit der Hafenstraße. Wir haben einen Schnitt von 11.000 Dauerkarten und von 17.000 Zuschauern. Es macht mega viel Spaß, das aufzusaugen, mit allen Höhen und Tiefen, die dazu gehören. Ich sehe auch noch nicht das Ende der Fahnenstange in unserer Entwicklung.

Für mich als Trainer ist es das Spannende und die Herausforderung, zusammen mit den Verantwortlichen im Verein so an den Stellschrauben zu drehen, dass wir die nächsten Schritte machen können. Und das im vollen Bewusstsein, dass die dritte Liga extrem eng beisammen ist und dort vieles passieren kann.

Eine Liga, in der in beide Richtungen vieles möglich ist?

Du hast keine Garantie, dass es funktioniert – auch nicht, wenn du viel Geld investierst und Top-Spieler holst. Du musst einfach gute Entscheidungen treffen. Man braucht eine homogene Mannschaft für eine klare Spielidee – das haben wir. Dann kann man sukzessive mit guter Arbeit junge Spieler weiterentwickeln, was auch unser Ziel ist, und dann die nächsten Schritte gehen. Erfolg weckt auch immer Begehrlichkeiten anderer Klubs.

Wie groß ist Ihre Hoffnung, die Mannschaft im Sommer so zusammenhalten zu können, wie Sie es sich wünschen?

Diese Hoffnung ist sehr groß, deswegen habe ich meinen neuen Vertrag unterschrieben. Ich glaube, dass auch die Spieler sehen, dass wir eine klare Spielidee haben. Und dass auch die Spieler es geil finden, an der Hafenstraße vor 17.000 Zuschauern aufzulaufen. Ich denke, sie identifizieren sich mit dem Verein und wir können sie begeistern für unseren Weg.

Gilt das auch für umworbene Spieler wie Felix Götze?

Das glaube ich schon, nach den Gesprächen, die ich mit ihm geführt habe. Bei ihm war auch die Frage da, wie es hier mit dem Trainer weitergeht. Diese Entscheidung haben wir jetzt getroffen. Ich glaube, Felix kann sich mit unserem Spielstil identifizieren und passt perfekt dazu. Er schätzt auch die Nähe zu seiner Heimat nach Dortmund. Und er weiß, dass das Ende der Fahnenstange in Essen noch nicht erreicht ist. Bei dieser Entwicklung spielt er einen wichtigen Part und diese Wertschätzung versuchen wir ihm auch zu vermitteln.

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Geld ist nicht immer eine Garantie für Erfolg, wie Sie selbst gesagt haben. Hoffen Sie trotzdem darauf, dass RWE noch Wege findet, den Etat für die neue Saison zu erhöhen?

Natürlich wünscht man sich das. Aber es geht bei der Kaderplanung nicht darum, viel Geld auszugeben. Es geht darum, das Geld clever einzusetzen für Spieler, die mit ihrem Profil auf ihrer Position perfekt in die Mannschaft passen für unsere Spielidee und unseren Spielstil. Die zugleich aber auch Entwicklungspotenzial haben. Wir brauchen Spieler, die hungrig sind, den nächsten Schritt zu gehen. Es ist auch in der Kaderplanung immer ein Prozess. Man definiert Profile, man scoutet Spieler und man lernt sie kennen. Dieser Prozess ist jetzt mit Blick auf die neue Saison natürlich in vollem Gange.

Das engere Team für die Kaderplanung bleibt bei RWE zusammen, aber im Vorstand gibt es im Sommer Veränderungen mit dem Abschied von Marcus Uhlig. Ist das ein Thema, das Sie beschäftigt?

Der Verein ist mit diesem Thema transparent umgegangen, ich war immer im Bilde. Es ist ein laufender Prozess, der mich zunächst in meiner Arbeit nicht behindert oder bremst. Es wird einen nahtlosen Übergang auf der Führungsebene geben. Wenn Marc-Nicolai Pfeifer da ist, werden wir uns gegenseitig beschnuppern und kennenlernen. Und dann werden wir die Arbeit bei RWE konstruktiv fortsetzen.

Man kann bei Ihnen heraushören, wie wohl Sie sich in Essen und bei RWE fühlen. Liegt Ihnen eigentlich der Schlag Menschen hier im Ruhrgebiet besonders?

Ich bin grundsätzlich ein offener Typ, der mit allen Menschen klarkommen kann – unabhängig von der Region. Was mich aber am Ruhrgebiet tatsächlich begeistert, ist die Offenheit. Man ist mit allem offen heraus, in die eine oder andere Richtung. Und das Emotionale begeistert mich – hier riecht man den Fußball förmlich und die Emotion und Leidenschaft der Menschen, die alles dafür investieren und opfern.

Es ist eine geile Herausforderung für Spieler und auch Trainer, so gut zu arbeiten und fleißig zu sein, um diese Erwartungshaltung zu erfüllen. Alles zu investieren, unabhängig von Sieg oder Niederlage. Genau dafür wollen wir bei RWE auch einstehen.

Lassen Sie uns noch einen Blick auf die aktuelle Situation werfen: Was ist in dieser Spielzeit noch drin für RWE?

Auch wenn es sich wie eine Plattitüde anhört: Wir versuchen immer, das nächste Spiel zu gewinnen. So halten wir es schon die ganze Saison. Wir hatten vor der Saison den Ehrgeiz, uns fußballerisch, punktemäßig und tabellarisch zu verbessern. Da sind wir auf einem guten Weg, aber dieser Weg ist noch nicht zu Ende. 24 Punkte sind für uns noch zu holen, zurzeit haben wir 47. Unser Anspruch ist es jetzt nicht, Zweiter oder Dritter zu werden. Wir wollen in jedem einzelnen Spiel für uns das Maximale herausholen, dann werden wir auch ein gutes Endergebnis erzielen – wie auch immer das aussehen wird.

Können Sie nachvollziehen, dass der eine oder andere Fan noch vom Aufstieg träumt?

Ich finde es grundsätzlich cool. Das ist auch ein Bestandteil meiner Philosophie, dass man Träume hat und sich Bilder vor Augen holt. Träumen darf immer erlaubt sein. Das Positive ist doch, dass wir mit unserer Leistung und dem Fußball, den die Mannschaft vor allem auch an der Hafenstraße gespielt hat, diesen Traum haben leben lassen. Es wäre schön, wenn diese Traumblase nicht so schnell zerplatzt, sondern der Traum noch ein paar Spiele und ein paar Wochen anhält. Das wäre für alle eine geile Geschichte. Trotzdem bin ich als Trainer nicht in einer Traumwelt unterwegs, sondern in der täglichen Trainingsarbeit und im nächsten Spiel.

Die nächsten Spiele bescheren RWE nach dem Derby gleich drei Auswärtspartien in Folge, weil das ausgefallene Spiel in Saarbrücken entsprechend terminiert wurde. Ärgern Sie sich noch immer über die Spielabsage?

Es ist für uns uninteressant, wir können diese Entscheidung nicht beeinflussen. Es ist so entschieden, wir müssen es akzeptieren und das Beste daraus machen. Für uns geht es jetzt darum, das Derby zu gewinnen. Und dann sind wir gut dabei.

Mit dem MSV kommt ein angeschlagener Gegner, der maximale Unruhe hat. Muss Ihre Mannschaft das ausnutzen oder fällt Ihre Warnung vor den Duisburgern umso größer aus?

Wir können alle die Tabelle lesen, aber ich unterhalte mich mit meiner Mannschaft nicht zu viel über den Gegner. Wir sind gut damit gefahren, das zu tun, was uns stark macht, vor allem bei uns an der Hafenstraße. Wir wollen die Kontrolle über das Spiel, wir wollen das Spiel dominieren und nach vorne spielen, um den Gegner so in eine Passivität zu bringen. Wir brauchen Zielstrebigkeit Richtung Tor in der gegnerischen Hälfte. Das sind die Themen, die wir in den Vordergrund stellen. Das ist unser Fokus.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Christoph Dabrowski
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