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Wie der 16-jährige Bombenbauer ins Visier der Polizei geriet

Von Nils Heidemann

Aktualisiert am 14.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Polizei vor dem Wohnhaus des 16-Jährigen (Montage): Laut Ermittler stand der geplante Anschlag offenbar kurz bevor.
Polizei vor dem Wohnhaus des 16-Jährigen (Montage): Laut Ermittler stand der geplante Anschlag offenbar kurz bevor. (Quelle: Fabian Strauch/dpa-bilder)
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Nach dem mutmaßlich verhinderten rechtsextremen Anschlag in Essen werden mehr Details bekannt. Der 16-jährige Verdächtige soll eine Todesliste geführt haben – Mitschüler lieferten anscheinend die entscheidenden Hinweise auf ihn.

Um 4.20 Uhr am Donnerstagmorgen stürmte das SEK die elterliche Wohnung des 16-Jährigen in der Essener Klopstockstraße. Er soll Anschläge auf das Don-Bosco-Gymnasium und die Realschule am Schloss Borbeck geplant haben.

Die Vorwürfe wiegen schwer – und was die Polizei in dem Haus fand, lässt Böses erahnen: Explosive Stoffe, die wohl zum Befüllen der Bomben vorgesehen waren, hatte der Verdächtige in seinem Kinderzimmer gelagert. Einen zündfähigen Sprengsatz entdeckte das SEK zwar nicht, aber 16 Rohrkörper, zum Teil mit Uhren bestückt. Einige von ihnen sollen von außen mit Nägeln präpariert gewesen sein.

16-Jähriger berichtete Mitschülern von Anschlagsplänen

"Die Polizei verhinderte möglicherweise einen Albtraum", sagte Innenminister Herbert Reul am Donnerstag. Doch wie kamen die Einsatzkräfte dem Jugendlichen aus Essen auf die Schliche? Zunächst war die Lage undurchsichtig, nun werden Details bekannt.

Der Direktor der Ordenseinrichtung, zu der das Don-Bosco-Gymnasium gehört, Pater Otto Nosbisch, sagte im Gespräch mit t-online, dass die Schule bereits am Mittwoch von dem bedrohlichen Verdacht erfahren hatte. Er berichtete am Freitag weiter, dass der Jugendliche mehreren Mitschülern seine Pläne angedeutet habe. Demnach habe er eine Bombe in der Schule platzieren wollen.

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Oberbürgermeister Thomas Kufen (2.v.r), spricht im Don-Bosco-Gymnasium mit Schulleiter Lothar Hesse (l-r), Schuldezernent Muchtar Al Ghusain, Schuldezernentin Katrin Höffken und dem Direktor des Stifts Pater Otto Nosbisch: Sie verschafften sich einen Eindruck vor Ort.
Oberbürgermeister Thomas Kufen (2.v.r), spricht im Don-Bosco-Gymnasium mit Schulleiter Lothar Hesse (l-r), Schuldezernent Muchtar Al Ghusain, Schuldezernentin Katrin Höffken und dem Direktor des Stifts Pater Otto Nosbisch: Sie verschafften sich einen Eindruck vor Ort. (Quelle: Roberto Pfeil/dpa-bilder)

Da er schon früher öfter von Waffen gesprochen habe, hätten die Mitschüler das ernst genommen und seien zu einer Lehrerin gegangen, die die Schulleitung informiert und anschließend die Polizei gerufen habe. Besonders perfide: Laut der "WAZ" hatte der Tatverdächtige "seinen Abschied für immer" als "Geschenk für alle" angekündigt.

Essen: Anschlag soll unmittelbar bevorgestanden haben

Wie wichtig der Hinweis der Mitschüler war, zeigte sich am Freitag: Wie die Deutsche-Presse-Agentur aus Ermittlerkreisen erfuhr, stand der Anschlag offenbar unmittelbar bevor. Er sei für Donnerstagabend oder Freitag angekündigt gewesen, heißt es.

Polizisten tragen Gegenstände, darunter mehrere Stichwaffen und Speere, aus dem Wohnhaus des Verdächtigen: Der 16-Jährige sitzt nun in Untersuchungshaft.
Polizisten tragen Gegenstände, darunter mehrere Stichwaffen und Speere, aus dem Wohnhaus des Verdächtigen: Der 16-Jährige sitzt nun in Untersuchungshaft. (Quelle: David Young/dpa-bilder)

Gegenstand der Ermittlungen ist demnach auch eine Kritzelei, die am Donnerstag an einer anderen Schule – dem Gymnasium Borbeck in der Prinzenstraße – festgestellt wurde: "Kennst du Freitag, den 13.? Blutbad am 13.5. MfG Don Bosco" soll dort gestanden haben. Der Hinweis dazu erreichte die Essener Polizei über die sozialen Medien.

"Im Bereich einer Toilette wurde dieser Beweis festgestellt. Unsere Ermittler waren zügig vor Ort und haben den Sachverhalt aufgenommen", so ein Polizeisprecher zu t-online. Dies fließe in die weiteren Ermittlungen mit ein. Ob die Kritzelei wirklich etwas mit den Drohungen und Planungen zu tun hatte, ist noch unklar.

Bericht: Todesliste mit Lehrern und Schülern – muslimischer Mitschüler darunter

Laut der "Bild" soll der 16-Jährige auch eine Todesliste mit Namen von Lehrern und Schülern verfasst haben. Darauf stand laut der Zeitung auch ein muslimischer Schüler, mit dem der Tatverdächtige noch am Vortag ein Referat vorbereitet haben soll. Für eine offizielle Bestätigung war die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf am Freitagnachmittag nicht zu erreichen.

Was jedoch feststeht: Neben den Materialien zum Bau von Bomben fanden die Ermittler eine selbstgebaute Schusswaffe, eine Armbrust mit Pfeilen sowie ein eindeutig rechtsextremes Manifest, inklusive SS-Runen sowie antisemitische und antimuslimische Schriftstücke.

Der Eingang der Realschule am Schloss Borbeck wird von der Polizei bewacht: An den Schulen fanden die Einsatzkräfte gestern nichts.
Der Eingang der Realschule am Schloss Borbeck wird von der Polizei bewacht: An den Schulen fanden die Einsatzkräfte gestern nichts. (Quelle: Fabian Strauch/dpa-bilder)

Ein Schock für die Schule: Der Jugendliche sei ein recht guter Schüler gewesen und habe sich äußerlich völlig unauffällig verhalten, berichtete Pater Nosbisch. Zu t-online sagt er: "In keiner Weise hätte man rechtsextremistisches Gedankengut oder solche Pläne vermutet. Aber man kann natürlich nicht hinter die Menschen schauen."

Verdacht einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat

Bei der Durchsuchung der Wohnung wurden Hinweise darauf gefunden, dass der 16-Jährige psychische Probleme hatte, wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Vortag berichtet hatte. Es seien Aufzeichnungen gefunden worden, die als "dringender Hilferuf eines verzweifelten jungen Mannes gelesen werden" könnten.

Gegen den Teenager wurde am Freitag dennoch ein Haftbefehl erlassen, er befindet sich in Untersuchungshaft. Ihm wird ein rechtsextremistisch motivierter Anschlag vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, der Vorbereitung eines Explosionsverbrechens und wegen Verstößen gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz.

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Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, sieht die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat für Erwachsene eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor. Für Jugendliche – zu denen der 16-Jährige zählt – sehe das Gesetz im Falle einer Verurteilung als Höchstmaß eine Jugendstrafe von fünf Jahren vor.

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