Auf Schloss im Rhein-Main-Gebiet Adelsfamilie bringt ukrainische Waisenkinder unter
21 ukrainische Waisenkinder sind am Wochenende aus Kiew nach Deutschland begleitet worden. Ihr Ziel: das ehemalige Hofgut Lindenhof am Lindensee in Kahl am Main. Eine deutsche Adelsfamilie stellt ihr Anwesen zur Verfügung.
Mehr als 5,5 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) seit Beginn des Kriegs am 24. Februar aus der Ukraine geflohen. Unter ihnen 21 Waisenkinder aus Kiew, die am Samstag ihre neue Heimat in Deutschland erreichten: Das Schloss Emmerichshofen in Kahlbach am Main.
Die Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren haben gemeinsam mit ihren zehn Vormündern die Hauptstadt Kiew am Freitag verlassen und ihre Reise nach Deutschland angetreten. Nur einen Tag vor der geplanten Abfahrt aus Kiew kam es am Donnerstagabend zu russischen Raketenangriffen auf die Hauptstadt. Die Flüchtenden waren davon jedoch nicht betroffen.
Dieser Flucht ging eine wochenlange Planung und Abstimmung zwischen ukrainischen Militärbehörden, dem Landratsamt, den sozialpädagogischen Ämtern und den Hilfsorganisationen voraus. Unterstützt wurde die Aktion von der polnischen Regisseurin und Schauspielerin Elwira Niewiera: Sie stellte den Kontakt zwischen dem Waisenhaus in Kiew und Kahl her.
Die Waisenkinder werden in einem ehemaligen Hofgut untergebracht
Nun wurden die Kinder in dem ehemaligen Hofgut Lindenhof am Lindensee untergebracht. Das Anwesen ist im Besitz einer deutschen Adelsfamilie, die das Gebäude als Waisenhaus für die Kinder zur Verfügung gestellt. Nach ihrer rund 40-stündigen Reise erreichten die Kinder und ihre Betreuer am Samstagabend das Schloss Emmerichshofen, wo sie von den Hilfsorganisationen und dem Landratsamt in Empfang genommen wurden.
Von dort aus wurden sie auf kleinere Fahrzeuge, die von der Feuerwehr aus Kahl und den benachbarten Feuerwehren aus Alzenau sowie dem Bayrischen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt wurden, aufgeteilt und zum abseits gelegenen Lindenhof gefahren.
Die Lage des Hofguts ist außergewöhnlich: Es liegt inmitten der privaten Erholungs- und Seenlandschaft der Adelsfamilie, in unmittelbarer Nähe zum angrenzenden Lindensee. Dass auf dem Anwesen geflüchtete Menschen aus dem Kriegsgebiet unterkommen, ist jedoch nicht das erste Mal in der Geschichte des Anwesens: Das Schloss und die Nebengebäude wurden bereits im Zweiten Weltkrieg als Kinderheim genutzt und danach weiter von Geflüchteten bewohnt.
Der Ort Kahl am Main liegt an der Landesgrenze zu Hessen zwischen Aschaffenburg und Hanau (Main-Kinzig-Kreis). Rund 30 Kilometer westlich von Frankfurt am Main gelegen, gehört es schon zu Bayern. Auf dem rund 580 Hektar großen Anwesen haben die Kinder nun genug Platz zum Spielen und die Möglichkeit, sich von den erlebten Eindrücken des Ukraine-Krieges zu erholen.
Die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft ist groß
Bereits am vergangenen Dienstag hatte die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Kahl mit mehreren Einsatzkräften einen großen Bestand an Mobiliar zum neuen Waisenhaus angeliefert. Darunter waren Betten, Tische, Regale und viele weitere Materialien für den täglichen Bedarf. Die zwei Fahrer des Busses waren ehrenamtlich und unentgeltlich beteiligt. Auch das Benzingeld wurde für das Projekt gespendet.
Sven Simon, Pressesprecher des Landratsamtes Aschaffenburg, freut sich über die rege Unterstützung der Mensch vor Ort. "Es ist wunderbar zu sehen, wie sich die Menschen des Landkreises Aschaffenburg einbringen." Generell wären viele Menschen dazu bereit, ihre privaten Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung zustellen.
Wie lange die Kinder nun in Kahl bleiben werden, sei derzeit völlig unklar: Sie werden nun vom Sozialamt und Dolmetschern vor Ort betreut.
- Reporter vor Ort
- Kahl am Main: Pressemitteilung