t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalHannover

Olaf Scholz im Gebäckhimmel: Von dieser Leckerei bekam der Kanzler nicht genug


Bundeskanzler besucht Hannover
Davon bekam Olaf Scholz beim Traditionsbäcker nicht genug

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
Von Patrick Schiller

Aktualisiert am 16.02.2023Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Bundeskanzler Scholz besucht die Bäckerei Künne in HannoverVergrößern des Bildes
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im Gespräch mit Caterina Künne und Axel Oppenborn: Beim Besuch sprach der Kanzler über gestiegene Energiepreise und das Bäckerhandwerk. (Quelle: Guido Bergmann/Bundesregierung/dpa/dpa-bilder)

Am Freitag besuchte Bundeskanzler Olaf Scholz eine Bäckerei in Hannover. Der Anlass seiner Visite allerdings war ernst und hochpolitisch.

Eigentlich wollten die Kunden der Herzensbäckerei Künne nur Brot und Brötchen kaufen. So wie jeden Tag. Einige von ihnen waren schon etwas stutzig, als immer mehr Reporter vor der Filiale in Hannover-Sahlkamp mit schweren Kameras, Mikrofonen und allerlei Gerät vor der Bäckerei auftauchten. Auch Inhaberin Caterina Künne war vor Ort. Dann tauchte auch noch die Polizei mit einem Großaufgebot auf, mehrere gut gekleidete Sicherheitskräfte betraten das Backhaus – und plötzlich stand Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zwischen einigen überraschten Kunden.

Dort sprachen Scholz und Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) mit Inhaberin Caterina Künne über die Energiekrise und den Mangel an Fachkräften. Künne hatte zur Hochphase der Energiekrise als Initiatorin eines bundesweiten Bäckerprotests überregionale Bekanntheit erlangt. Den Kontakt ins Kanzleramt stellte der niedersächsische Ministerpräsident her.

Neben ernsten Wirtschaftsanliegen kümmerte sich die Traditionsbäckerei allerdings auch um das leibliche Wohl des Kanzlers. Künne erkläre im Anschluss an das Gespräch: "Er hatte tatsächlich Hunger und hat einige belegte Brötchen gegessen." Auch Süßes gab es: "Er genoss auch unseren leckeren Bienenstich", sagte Kühne nicht ohne Stolz.

Ein zentrales Gesprächsthema bei dem etwa dreiviertelstündigen Treffen seien die finanziellen Lasten gewesen, die viele Bäcker beispielsweise für die Beheizung ihrer Öfen oder die Kühlung und den Transport von Lebensmitteln schultern müssen. Eigentlich waren für den Termin in der Meisterbäckerei nur wenige Minute angesetzt – doch laut Stammkunden, die sich eigentlich nur Brot und Brötchen kaufen wollten, wurde aus dem Termin ein regelrechtes Kaffeekränzchen. Gemeinsam mit Künne und Axel Oppermann, Inhaber der Calenberger Backstube und Mitinitiator des Protests, diskutierte Scholz über die Herausforderungen der Energiekrise und mögliche Lösungen für das Handwerk.

"Alarmstufe Brot"

Zu insgesamt drei Terminen war Scholz am Donnerstag nach Niedersachsen gekommen: Vor der Visite in der Bäckerei machte der Kanzler im Volkswagenwerk in Wolfsburg halt. Zusammen mit Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) sprach der Bundeskanzler mit Angestellten des Automobilkonzerns. Gegen 12 Uhr erreichte die Scholz-Karawane die Bäckerei Künne. Im Anschluss ging es zur Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover.

Künne und Oppermann hatten im vergangenen Jahr mehrfach mit Aktionen auf die schwierige Kostenlage hingewiesen. In Hannover gab es zuletzt im November eine Kundgebung unter dem Motto "Alarmstufe Brot". Die Bäcker forderten, kleine und mittlere Betriebe bei den Energiepreishilfen gleichberechtigt mit großen Industriebäckereien zu behandeln. Generell müsse ausreichend Unterstützung fließen. "Wir haben noch einmal deutlich gemacht, dass es ganz wichtig ist, dass in der Überbrückung entweder der Bund oder das Land auch helfen muss", sagte Künne nun. Mit dem Gespräch mit Scholz sei sie zufrieden. "Aber jetzt müssen eben auch Taten folgen." Ob diese auch folgen? Das ist für Künne auch nach dem Austausch mit dem Kanzler unklar.

Sie hoffe, es sei deutlich geworden, "dass wir ganz klare Antworten brauchen, auf welchen Energieträger wir setzen müssen", sagte Künne. Scholz habe zugesagt, die Regierung sei "dabei, dafür zu sorgen, dass genug Energie da ist". Dann würden sich nach Künnes Einschätzung auch die hohen Preise für Erdgas und Strom entspannen. Zumindest habe sich der Kanzler volksnah gegeben: Es wirkte nicht so, als habe sie mit dem mächtigsten Menschen im Staat gesprochen. "Es war ein Dialog auf Augenhöhe", sagte Künne.

Plötzlich taucht der Ex-Bürgermeister auf

Auch den Fachkräftemangel habe man erörtert. Handwerksberufe müssten allgemein attraktiver werden, etwa durch Bildungsinitiativen. "Dafür brauchen wir auch die Politik." Viele Kleinunternehmen stehen seit Beginn des Ukraine-Krieges wegen der Energiepreis-Inflation mit dem Rücken zur Wand. Schon länger fehlt zudem oft der nötige Nachwuchs.

Zahlreiche Kunden und Passanten reagierten irritiert und verwundert über den Medienrummel vor der beschaulichen Bäckereifiliale. Die Presse war von der Diskussion in der Bäckerei ausgeschlossen. Mehrere Schaulustige säumten die Straße vor der Filiale an der Ecke Holzwiesen/Wahlkampf, während die Bäckerei von Medienvertretern, Sicherheitsbeamten und Polizisten umzingelt war.

Spontan war auch Hannovers früherer Bürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) in der Filiale. Er habe sich nur Frühstück holen wollen, erzählte Schmalstieg beim Verlassen der Filiale. Der Ex-OB zählt zu Künnes Stammkunden. "Ich war wirklich rein zufällig und aus Gewohnheit hier." Als der Ex-OB die Filiale verließ, spielte er kurz mit den Kameras, sagte dann: "Nein, keine Sorge, ich bin nicht der Bundeskanzler."

Sofortprogramm für Handwerk im November gestartet

Deutschlands Bäcker sehen sich in Folge des Ukrainekrieges Kostenexplosionen aussetzt: Neben den Rohstoffpreise fressen auch Energiekosten die schmalen Rücklagen. Während in Zeiten des Corona-Lockdowns ein Ende der Kostenspirale in der Ferne absehbar gewesen sei, gebe es derzeit absolut "kein Licht am Ende des Tunnels", sagt Kai Oppenborn t-online. Es bedürfe "dauerhafter Entlastungen und Antworten aus der Politik".

Ob Scholz die im Gepäck hatte? Quasi als erste Amtshandlung hatte die junge niedersächsische Landesregierung im November ein "Sofortprogramm" auf den Weg gebracht. Damit sollen Menschen, Unternehmen, Kommunen und soziale Einrichtungen durch einen Rettungsschirm in Höhe von 970 Millionen Euro unterstützt werden.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website