Tafeln in NRW Ein Drittel der Tafeln sind von Aufnahmestopp betroffen
Die Anzahl der Bedürftigen erhöht seit der Ukraine-Krise immer mehr, doch die Spenden gehen zurück. Die Vize-Vorsitze fordert eine langfristige Finanzierung.
Immer mehr Kunden und immer weniger Spenden: Die Tafeln in NRW stehen unter Druck. Laut Petra Jung, der Vize-Landesvorsitzenden des Tafel-Landesverbandes, hätten ein Drittel der 175 Tafeln in Nordrhein-Westfalen einen Aufnahmestopp oder Aufnahmebegrenzungen eingeführt.
Laut Landesverband ist die Zahl der Bedürftigen sei der Ukraine-Krise und der damit einhergehenden Inflation hochgeschnellt. Mittlerweile seien es 600.000 Menschen, statt 350.000, die Spenden auf Spenden von der Tafel angewiesen sind.
NRW: Mehr Bedürftige, weniger Spenden
Doch auf immer mehr Menschen kommen immer weniger Spenden. Laut Jung würden Supermärkte sparsamer einkaufen und Lebensmittel kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr abgeben, sondern mit starken Preisabschlägen noch verkauften. Laut der Vize-Landesvorsitzenden sei das Füllhorn vorbei.
Zeitgleich machten "Foodsharing"-Initiativen den Tafeln Konkurrenz. Sie würden aus Klimaschutzgründen überschüssige Lebensmittel einsammeln und abgeben. Doch im Gegensatz zur Tafel könnten hier alle gegen eine kleine Spende einkaufen. Eine Bedürftigkeitsprüfung würde es hier nicht geben.
Zu wenig Nachwuchs
Ein weiteres Problem sei laut Jung der Nachwuchsmangel. Die 12.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Tafeln in NRW hätten ein Durchschnittsalter von 63 Jahren und "die dominierende Haarfarbe Weiß". Diese Helfer würden von den immer länger werdenden Schlafen vor der Ausgabestelle schwer belastet. Laut Jung bräuchte es ganze 1.000 mehr Ehrenamtler.
Ende Februar dieses Jahres sei eine auf drei Jahre angelegte Landesförderung in Höhe von insgesamt 740.000 Euro ausgelaufen. Hiermit sollten sieben Verteilungslager und eine Geschäftsstelle in Neuss finanziert werden. Doch Jung betont, das Land lasse sie nicht hängen, denn es fließe weiter Geld.
Es braucht eine langfristige Finanzierung
NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) sehe gute Chancen auf eine stetige Finanzierung der Tafeln, denn sie seien ihm ein besonderes Anliegen. Derzeit würden die Tafeln in NRW mit einmaligen finanziellen Leistungen unter die Arme greifen. Allerdings werde derzeit geprüft, inwieweit dies mittel- und langfristig umgesetzt werden könne.
Der Landesverband habe in diesem Jahr für den Betrieb der regionalen Tafel-Logistik-Zentren erneut rund 260.000 Euro aus Haushaltsmitteln des Sozialministeriums bekommen. Der Landesverband NRW ist der größte Tafel-Landesverband Deutschlands. Er vertritt nach eigener Zählung ein Sechstel aller deutschen Tafeln.
An diesem Donnerstag beginnt in Mannheim ein Bundestafeltreffen. Bei der Jahreshauptversammlung der Orts- und Landesverbände der Tafeln bis zum Samstag wird auch ein neuer Bundesvorstand gewählt. Dennoch hofft sie für die Zukunft wieder auf eine neue längerfristige Finanzierung oder - am besten - eine Verstetigung des Zuschusses im Haushalt.
- Nachrichtenagentur dpa