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Kölsche Papageien – Wie Köln ein Zuhause für die exotischen Vögel wurde


Hymne für "Jröne Papajeie"
Kölsche Papageien – wie die Stadt für sie ein Zuhause wurde


26.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Grüne HalsbandsitticheVergrößern des Bildes
Grüne Halsbandsittiche in einer Baumkrone (Symbolbild): Nicht nur die grünen Papageien sind Kölns bunte Vögel. (Quelle: Fredrik von Erichsen/Archiv/dpa)

Der Halsbandsittich hat in Köln ein Zuhause gefunden und ist eine richtige Touristenattraktion geworden.

"Über den Dächern meiner Stadt fliegen grüne Papageien. Bunte Vögel, so wie du und ich."
Eine Hymne der kölschen Band Kasalla an die bunten Vögel der Stadt Kölns – die Bewohner und die grünen Flugkünstler.

Sie sind eine wilde, exotisch-tropische Vogelart – die Halsbandsittiche. Doch schon längst gibt es die Tiere nicht mehr nur im afrikanisch-asiatischen Raum, sondern auch im Rheinland. Besonders in Köln fliegen die bunten Vögel durch die Luft und ziehen die Blicke auf sich.

Halsbandsittiche sind durch ihr knallgrünes Gefieder kaum zu übersehen, ihre lauten, schrillen Schreie machen sie unüberhörbar. Der Tropenvogel fand seinen Weg in die Großstadt und machte unter anderem Köln zu seiner neuen Heimat.

"Ein von Menschen gemachtes Problem"

Der Halsbandsittich wurde 1967 das erste Mal in Köln gesichtet, 1969 gab es erste Brutnachweise, so die Geografin Jana Romero vom Naturschutzbund Köln (Nabu). Bei den Vögeln handelt es sich um sogenannte Gefangenschaftsflüchtlinge, die aus privater Haltung entflogen oder freigelassen worden sind. "Es ist ein von Menschen gemachtes Problem", so Romero. Doch die Tiere haben sich gut an ihre Umgebung angepasst und fühlen sich in Köln ziemlich wohl. Seit den 1990er-Jahren gilt die Vogelart laut der Stadt Köln als etabliert.

Der Naturschutzbund Köln zählt zweimal jährlich die Populationsentwicklung der grünen Papageien. So gibt es laut der Sommerzählung 2023 knapp 3.000 Exemplare der Halsbandsittiche und circa 1.500 Große Alexandersittiche, wie die Stadt Köln ergänzt. Damit hat die Domstadt laut Romero eine der größten Halsbandsittichpopulationen Europas. Der Vogel ist in Deutschland nur in der Rheinlandregion zu finden, was vermutlich an dem angenehmen Klima liegt, sagt Romero. In den Norden zieht es ihn nicht.

Wo die Papageien in Köln zu finden sind

Sowohl der Große Alexandersittich als auch der Halsbandsittich haben eine neue Heimat in Köln gefunden. Sie bleiben ganzjährig hier und müssen nirgends überwintern. Der Nabu hat einige beliebte Orte gefunden, an denen sich die giftgrünen Papageien gerne aufhalten: an der Rheinpromenade etwa, zwischen Maritim-Hotel und Schokoladenmuseum und am Musical-Dom. Hier gibt es jeweils drei Bäume, die als zentraler Schlafplatz dienen. Vor ein paar Jahren waren es sogar 16 Bäume insgesamt. Tagsüber sind die Papageien dann in den Parks unterwegs.

Ihr Brutplätze befinden sich auch in Löchern in Hausfassaden, die zuvor von Spechten gebohrt wurden. Da die Nistzeit früher beginnt als die der heimischen Vögel, werden diese Plätze dann wieder frei. Nach der Brutzeit werden die Löcher zugemacht und stattdessen Vogelhäuser aufgehängt.

Auch am Heumarkt können Touristen und Anwohner die Tiere sichten. Hier sollen sie laut Nabu seit knapp sechs Jahren ansässig sein, nachdem sie von der Dreikönigenstraße vergrämt wurden.

Allgemein handelt es sich bei den Halsbandsittichen nicht um eine gefährdete Vogelart – die Brutpopulation sei stabil, die Vögel haben kaum Fressfeinde und stellen selbst keine Feinde für andere dar. "Die Vögel kommen gut alleine klar und finden Futter", so Jana Romero. Das Bundesamt für Naturschutz Bonn stuft den Halsbandsittich aufgrund seiner exponentiellen Verbreitung als "potenziell invasiv" ein. Zudem könne der Vogel ein aggressives Verhalten aufweisen.

Vergrämung und Reinigungsvorhaben der Stadt

Nach Angaben der Stadt Köln gibt es zwei Probleme mit den Sittichen: einerseits den Lärm und andererseits die Verkotung. Auch Bewohner hätten sich beschwert. Besonders der Verschmutzung von Gehwegen am Rhein will die Stadt mit regelmäßigen Reinigungen entgegenwirken.

Dafür gibt es ein Konzept: Sowohl manuell als auch maschinell soll trocken wie nass gereinigt werden. Für den kommenden Winter soll ein hinweisendes Warnschild im betreffenden Bereich aufgestellt werden (Rutschgefahr), ergänzt um einen QR-Code, der auf weiterführende Informationen rund um die Sittiche verweisen soll, so die Stadt zu t-online.

Wenn aber die Außengastronomie oder die Wohnbebauung von den Halsbandsittichen betroffen wird, zieht die Stadt im Notfall eine Vergrämung in Betracht – auch wenn diese sich nicht steuern lässt. Bei einer Vergrämung werden Wildtiere wiederholt gestört, sodass sie von einem Ort vertrieben werden. Der Nabu ist gegen eine Vergrämung. "Eine Vergrämung ist eine große Störung im natürlichen Verhalten der Tiere. Man würde das Problem nur verlagern. Man muss die Tiere auch Tiere sein lassen", so Jana Romero.

Einen anderen Ansatz sehen Nabu und die Stadt Köln in möglichen Kot-Auffangschirmen, die bereits in Düsseldorf verwendet werden. Diese Schirme werden an den Bäumen installiert, fangen den Vogelkot auf und minimieren so den Dreck auf dem Boden.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Jana Romero, NABU
  • Telefonisches Interview mit dem Bundesamt für Naturschutz Bonn
  • Schriftliches Interview mit der Stadt Köln
  • YouTube: KASALLA x EKO FRESH – Jröne Papajeie
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