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Ford in Köln: Historischer Streik und Mitarbeiter in großer Sorge


Existenzängste bei Mitarbeitern
Streik bei Ford: "Ich arbeite hier mein ganzes Leben lang"


14.05.2025 - 16:58 UhrLesedauer: 3 Min.
Das Tor 4 am Werksgelände von Ort: Mitarbeiter habe es mit Absperrband verhängt. Der Betrieb wird betreikt.Vergrößern des Bildes
Das Tor 4 am Werksgelände von Ford: Mitarbeiter haben es mit Absperrband verhängt. (Quelle: Yannick Stracke)
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Zum ersten Mal in der Geschichte der Kölner Ford-Werke ist am Mittwoch gestreikt worden. Grund dafür ist die geplante Streichung von 2.900 Arbeitsplätzen.

Bei Ford ist am Mittwoch, dem 14. Mai, niemand zur Arbeit erschienen, die Eingangstore zum Werksgelände sind mit Flatterband versperrt. Der Betrieb wird bestreikt – vor den Toren ist eine Bühne aufgebaut worden und Streikposten wurden aufgestellt. Dort versammelten sich am Vormittag knapp 100 Streikende.

t-online sprach mit Menschen, die an dem ersten Streik bei Ford seit fast 100 Jahren teilgenommen haben. Dabei wurde deutlich: Für viele Betroffene ist Ford nicht einfach irgendein Arbeitgeber. Hier geht es um Menschen, die schon ihr ganzes Leben lang bei Ford arbeiten und sich dementsprechend auch mit ihrem Job identifizieren.

Historischer Streik bei Ford: "Erwarte keine Einsicht vom Management"

So wie Kjell-Arne, der ursprünglich aus der Nähe von Iserlohn kommt: "Ich habe rund um Ford meine Zukunft aufgebaut, habe Frau und Kinder und da [an dem Job, Anm. d. Red.] hängen dann automatisch Existenzen dran."

Der 35-jährige Moritz ist aus Solidarität zu der Kundgebung der streikenden Fordmitarbeiter gekommen. Er selbst arbeitet nicht dort, jedoch sei er überzeugt, dass es um mehr als nur das Schicksal der Belegschaft gehe. "Morgen kann es um den eigenen Arsch gehen und daher ist es wichtig, dass wir zusammenhalten", sagt er.

Seiner Meinung nach dürfe man sich nicht auf die Entscheidungsträger verlassen: "Vom Fordmanagement erwarte ich keine Einsicht. Die müssen durch Druck gezwungen werden, am Verhandlungstisch annehmbare Lösungen anzubieten."

Problem liegt in den USA

Die 30-jährige Jenny ist bereits seit 14 Jahren bei Ford angestellt: "Für mich persönlich ist es ein ganz besonderer Standort, weil ich aus einer Fordfamilie komme. Meine Familie hat hier gearbeitet, das ist mein erster Arbeitgeber, ich arbeite mein ganzes Leben lang schon hier", sagt Jenny und betont zudem die Bedeutung der Ford-Werke für die Stadt: "Wir haben einen goldenen Fiesta auf dem Zeughaus in der Stadt. Ford ist aus Köln nicht wegzudenken."

Für sie ist die Ursache der Misere klar: "Das größte Problem ist, dass die wichtigen Entscheidungen für die Strategie nicht aus Deutschland kommen, sondern aus den USA. Würde man selber hier am Standort bestimmen können, wie weiter verfahren wird, sähe das sicherlich anders aus."

Kollege Marco ergänzt: "Man merkt schon lange, dass die Amerikaner den europäischen Markt kaum verstehen. Die wollen hier ihre US-Lifestyle-Produkte anbieten, aber die sind in Europa nicht wirklich gefragt."

Mitarbeiter geben sich kämpferisch

Ümit (52) ist nicht nur langjähriger Fordmitarbeiter, sondern auch Mitglied des Betriebsrats. "Ich arbeite hier seit 36 Jahren, das heißt, ich kenne nichts anderes als die Kölner Ford-Werke. Mein Vater hat hier schon gearbeitet. Die Verbundenheit zu der Marke und dem Standort ist sehr groß, aber man muss auch ganz klar sagen: Meine ganze Existenz ist darauf aufgebaut", erzählt Ümit. Die Stimmung im Betrieb sei miserabel, "weil wir alle Existenzängste haben und in Ungewissheit sind". Dies läge auch an der unzureichenden Kommunikation seitens Ford über die Zukunft des Standortes.

Viele der Anwesenden geben sich am Vormittag jedoch kämpferisch, so auch der 38-jährige Yusuf. Er arbeitet für die Jugendorganisation der Föderation Demokratischer Arbeitervereine (DIDF), einem Zusammenschluss migrantischer Arbeitervereine.

Er hätte am liebsten, dass wirklich jede Streichung von Arbeitsplätzen gestoppt wird. Aber, sagt Yusuf weiter: "Dafür müsste man mal ordentlich durchstreiken, nicht nur 24 Stunden".

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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