Fund am Rheinufer Das steckt hinter dem tragischen "Knakaal"-Phänomen

Immer mehr tote Fische mit seltsamen Verletzungen tauchen am Rhein auf. Die Erklärung ist dramatisch – doch sie ist erst der Anfang eines größeren Problems.
Sie wirken, als hätte jemand ihre Körper geknickt – entlang des Rheins werden immer wieder tote Aale mit schwersten Verletzungen entdeckt. Die jüngsten Bilder, die Ende Mai bei der NABU-Naturschutzstation Niederrhein über soziale Medien eingingen, zeigen vier verendete Tiere. Offenbar soll es solche Funde am Rhein mittlerweile öfter geben.
Für die Naturschützer war das kein Einzelfall – sondern ein weiteres Puzzlestück in einem Problem, das seit Jahren bekannt ist, laut ihnen aber selten Aufmerksamkeit erhält. In den Niederlanden kursiert für die deformierten Tiere bereits ein eigener Begriff: "Knakaale".
Die auffällige Verletzung, bei der sich der Fischkörper verbiegt oder abknickt, ist laut Experten kein Zufall, sondern Folge von Maschinenkontakt. "Die Fische geraten in Schiffsschrauben oder Turbinen von Wasserkraftwerken", erklärt Ines Plagemann von der NABU-Station. Dort, wo Mensch und Natur den Fluss gemeinsam nutzen, wird es für Wasserlebewesen gefährlich – besonders bei Niedrigwasser, wenn sich das Rheinwasser auf eine enge Fahrrinne konzentriert.
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Freiwillige können bei Forschungsprojekt am Rhein mithelfen
Die Tiere haben kaum noch Ausweichmöglichkeiten, wenn Frachtschiffe den Fluss durchpflügen. Für viele endet das tödlich. Um das Ausmaß dieser Entwicklung besser zu verstehen, dokumentieren freiwillige Helferinnen und Helfer in einem deutsch-niederländischen Gemeinschaftsprojekt regelmäßig Funde entlang des Rheinufers.
Alle zwei bis vier Wochen gehen sie zugewiesene Abschnitte ab und tragen Beobachtungen in eine zentrale Datenbank ein – auch dann, wenn sie keine toten Tiere finden. Denn: "Je mehr Daten wir haben, desto leichter ist es, Rückschlüsse zu treffen, wann und wo "Knakaale" angespült werden. Auch wenn wir in der Theorie wissen, warum die Aale verenden, brauchen wir die Daten als Handlungsgrundlage, um Maßnahmen dagegen zu ergreifen", betont Plagemann.
Das Projekt "Der Rhein verbindet" läuft grenzübergreifend und bringt Akteure aus Deutschland und den Niederlanden zusammen. Ziel ist es, mit belastbaren Zahlen den Handlungsdruck zu erhöhen – und langfristig Maßnahmen zu entwickeln, die die Fischbestände im Rhein besser schützen.
Derzeit sucht das Projektteam weitere Freiwillige, die bereit sind, regelmäßig einen kurzen Streckenabschnitt am Rhein zwischen der niederländischen Grenze und Wesel zu kontrollieren. Interessierte können sich bei der NABU-Naturschutzstation melden. Am 28. Juni findet zudem ein Aktionstag statt, bei dem erste Ergebnisse vorgestellt und neue Teilnehmende eingearbeitet werden sollen.
- nabu-naturschutzstation.de: Pressemitteilung vom 10. Juni 2025