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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Einfach nur frech" Horrende Preise im Schwimmbad? Buden-Betreiber wehrt sich

Im Schwimmbad bleibt der Hunger nicht aus. Was manche Badegäste auf der Speisekarte als "Unverschämtheit" empfinden, will ein Kölner Gastrobetreiber erklären.
Wenn an diesem Wochenende wieder zahlreiche Kölner in die Freibäder ziehen, dürfte ihnen beim Blick auf die Speisekarte der Freibad-Buden vielleicht der Appetit vergehen. Denn die Essenspreise im Schwimmbad, so sehen es viele Nutzer der Plattform Reddit etwa, haben es in sich.
Zu Beginn der Woche veröffentlichte dort ein Nutzer ein Foto der Speisekarte des Ossendorfbads in Ehrenfeld. Statt an einen günstigen Snack zwischen zwei Sprüngen ins kalte Nass erinnern die Gastro-Preise dort manchen schon eher an die Restaurantpreise aus der Innenstadt: Die kleine Portion Pommes gibt's im Ossendorfbad für 4,50 Euro, ein vegetarischer Flammkuchen macht 13,50 Euro. Wer etwas mehr Hunger und Durst mitbringt, der muss hier für das große Kölsch 4,50 Euro und für den großen Cheeseburger mit einer Portion Pommes 14,90 Euro bezahlen.
Ärger im Netz über Preise im Schwimmbad
"Unverschämtheit" nannte das ein Nutzer, ein anderer schrieb: "Da kann man ja gleich ins Restaurant gehen" – und ein dritter nannte das Angebot "einfach frech". Zugleich gab es auch Nutzer, die in der Speisekarte kein größeres Ärgernis erkennen wollten: "Normale Preise. Willkommen in Deutschland", entgegnete einer auf die Empörung.
Mehmet Sahin kann den Frust der Badegäste aber verstehen: Er ist der Pächter der Essensbude im Ossendorfer Freibad – und betreibt auch die kleinen Kioske im Agrippabad, sowie in den Bädern in Vingst und in Zündorf. Laut einer Sprecherin der Kölnbäder hat Sahin damit ein Alleinstellungsmerkmal: Die Buden an den anderen Standorten der Kölnbäder werden jeweils von einem einzelnen Pächter gepachtet.
Sahin kennt sich also aus mit dem Freibad-Geschäft, vor 18 Jahren begann er mit einem Kiosk im Vingster Bad. Heute sagt er t-online am Telefon: "Das macht alles keinen Spaß mehr. Die Lieferanten erhöhen die Preise alle sechs Monate – und ich muss ja auch irgendwie Gewinn machen." Der Blick auf die Preise seiner Speisekarte tue ihm "in der Seele weh", meint Sahin.
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Und dann rechnet er vor: "In der Gastronomie müssen Sie mit dem Verkauf eines Produkts nach dem Einkauf eigentlich erstmal 300 Prozent Gewinn machen – damit Sie Ihre Mitarbeiter, die Miete, die Betriebskosten bezahlen können, und damit am Ende auch noch was für Sie übrig bleibt."
Freibadbuden-Betreiber erklärt hohe Preise im Schwimmbad
Konkret sehe das laut Sahin im Fall einer Pizza Margherita so aus: Im Einkauf koste sie den Kölner Unternehmer derzeit 5,80 Euro, verkaufen müsste er sie daher eigentlich für mindestens 18 bis 19 Euro. "Das kauft doch dann gar keiner mehr", so Sahin. Im Ossendorfbad kostet die große Margherita derzeit 12,90 Euro. Wenn die Preise der Pizza-Lieferanten weiter steigen, müsse er die Pizzen wohl bald aus dem Sortiment seiner vier Kioske nehmen, meint der Gastronom.
Und: Anders als im Netz behauptet, habe er die Preise in diesem Jahr auch gar nicht erhöht. Sahin könne den Frust vieler Kunden in der Schlange aber gut verstehen. "Wenn da eine Mutter mit ihrem Kind steht und bei den Preisen wieder geht, dann tut mir das auch leid", so Sahin. Die Ursache für die Preisentwicklung der letzten Jahre sieht er bei den Lieferanten, die ständig die Einkaufspreise erhöhen würden – und beim Mindestlohn.
Etwas mehr als ein dutzend Aushilfen beschäftigt Sahin an seinen Freibadkiosken – und alle könnten, wenn die Bundesregierung es tatsächlich so beschließt, im nächsten Jahr dann 15 Euro pro Stunde bekommen. Derzeit sind es 12,82 Euro brutto in der Stunde. Sahin bangt schon jetzt um sein Geschäft: "Ich muss ganz ehrlich sagen: Mal schauen, was wir nächstes Jahr machen. Vielleicht muss ich dann die weiße Fahne hissen."
- Telefonat mit Mehmet Sahin
- E-Mail-Austausch und Telefonat mit einer Sprecherin der Kölnbäder
- bundesregierung.de: Der gesetzliche Mindestlohn im Überblick